Bundestrainer mit „Modell Klinsmann“ auf Tour

München/Wolfsburg (dpa) - Marco Sturm bereitet das „Modell Klinsmann“ für das deutsche Eishockey vor.

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So wie einst Jürgen Klinsmann als Teamchef und Motivator die Strukturen der Fußball-Nationalmannschaft reformierte, will nun auch die in Florida lebende NHL-Ikone Sturm als neuer Bundestrainer und Generalmanager das Eishockey-Nationalteam wieder konkurrenzfähig machen.

„Für mich ist wichtig, was jetzt und in Zukunft passiert. Mit der Olympia-Qualifikation und der Heim-WM 2017 haben wir zwei interessante und schwierige Aufgaben vor uns, die aber auch machbar sind. Dafür brauche ich aber auch jeden deutschen Spieler“, sagte der 37-Jährige während seiner aktuellen Deutschland-Tour zu den Clubs.

Bei seinen Antrittsbesuchen bewirbt er seine Vorstellungen und muss hier und da wohl auch Überzeugungsarbeit leisten. „Entscheidend ist nicht in erster Linie die Qualität als Trainer. Das wichtigste ist, dass die Spieler wieder kommen und motiviert werden“, sagte Sturms Vorgänger als Generalmanager, Charly Fliegauf, Manager der Grizzlys Wolfsburg, der Deutschen Presse-Agentur nicht ohne Grund.

Denn Sturms Erfahrung als Spieler ist riesig, als Trainer aber nicht vorhanden. „Ja, das ist ein großer Name, das ist wichtig für die Mannschaft. Aber Trainer ist ein komplizierter, umfangreicher Job, da gehört einiges dazu. Und wenn man nie zuvor als Trainer gearbeitet hat, wird es schwierig“, sagte Krefelds Chefcoach Rick Addouno kürzlich im Interview der „Rheinischen Post“.

Die Entscheidung des Deutschen Eishockey-Bundes mit Präsident Franz Reindl im Juli, den 1006-maligen früheren NHL-Spieler auch zum Bundestrainer zu machen, war mutig und kam überraschend. Selbst für Fliegauf, der in die Entscheidungsfindung eingebunden war: „Er war eigentlich erstmal nur als Generalmanager vorgesehen. Dass er dann auch Bundestrainer werden sollte, war für uns auch erstmal spannend.“

Fliegauf ist künftig einer der wichtigsten Mitarbeiter Sturms. Das sogenannte Kompetenzteam, in dem neben Fliegauf auch die DEL-Manager Peter-John Lee (Berlin) und Christian Winkler (München) saßen und als DEL-Vertreter dem glücklosen Bundestrainer-Vorgänger Pat Cortina zur Seite standen, soll es weiter geben. Allerdings ohne Winkler; Sturm baut künftig nur noch auf die Expertisen Fliegaufs und Lees, die etwa auch bei der Zusammenstellung des Kaders und Trainerteams mitwirken sollen. Und das Bindeglied sind, wenn Sturm bei seiner Familie in Florida weilt. Indes will Sturm häufiger als einst Klinsmann aus den USA nach Deutschland kommen, „im Monat für zwei Wochen“.

Am Donnerstag saßen Reindl, Sturm, Fliegauf und Lee zusammen in München, um Personalfragen zu besprechen. „Die Erfahrung, die er als Trainer noch nicht hat, wird er sich einkaufen“, hatte DEB-Präsident Reindl schon bei Sturms Vorstellung gesagt. Als sicher gilt, dass Sturm künftig wieder vom früheren Bundestrainer und jetzigen Coach der Eisbären Berlin, Uwe Krupp, unterstützt wird. „Es ist ja kein Geheimnis, dass der Marco mit Uwe sehr gut kann“, sagte Fliegauf.

Wahrscheinlich ist aber auch, dass es keine festen Assistenten, sondern ein flexibles Trainerteam geben soll. Sollte Krupp mit den Eisbären in den Playoffs zum Beispiel weit kommen, wäre er in der Vorbereitung auf die WM zunächst einmal nicht verfügbar.

Für Reindl und Fliegauf ist das Trainerteam aber zweitrangig. Sie erhoffen sich von Sturm vor allem Motivation für die Spieler. In den enttäuschenden Jahren unter Cortina und zuvor Jakob Kölliker hatte es immer wieder reihenweise Absagen gegeben. „Es kann nicht sein, dass wir vor einem Turnier eine Long-List mit Spielernamen erstellen, von denen am Ende 25 absagen“, echauffierte sich Fliegauf.

Spannend ist daher, wer tatsächlich Sturms Ruf folgen wird und beim Deutschland Cup im November in Augsburg und bei der WM 2016 dabei ist. Zumindest NHL-Rückkehrer Marcel Goc will wieder kommen. „Marco Sturm ist ein Name. Wenn er fällt, dann weiß jeder, es geht um Eishockey. Ich bin gespannt, aber ich denke, da entwickelt sich was“, sagte der 32-Jährige, der in die DEL nach Mannheim zurückgekehrt war.