Düsseldorfer EG Kreutzer und Abstreiter im Interview: „Wir wollen noch mehr erreichen“

In der Champions League weiter gekommen, in der Liga solide gestartet. Die DEG-Trainer sprechen im Interview über den neuen Bundestrainer, die veränderte Wahrnehmung und warum die Defensive so wichtig ist.

Ein starkes Gespann: Tobias Abstreiter und Christof Kreutzer (r.).

Foto: HORSTMUELLER GmbH

Düsseldorf. Die DEG hat gut in die neue Saison hereingefunden. Wir sprachen mit Trainer Christof Kreutzer und "Co" Tobias Abstreiter.

Herr Kreutzer, am Sonntag steht nicht nur das Derby gegen Krefeld an, gleichzeitig ist der neue Bundestrainer Marco Sturm im Dome. Ist das für Sie als möglichen Co-Trainer-Kandidaten etwas Besonderes?

Christof Kreutzer: Ich finde es für unsere Spieler, die sich Chancen ausrechnen, in der Nationalmannschaft zu spielen, eine gute Sache. Stephan Daschner und Bernhard Ebner zum Beispiel. Wenn der Bundestrainer da ist, ist es immer etwas Besonderes. Ich persönlich habe den Fokus viel zu sehr auf dem Spiel. Und dann geht es noch gegen Krefeld, bei einem Derby verschwendet man keinen Gedanken an etwas anderes.

Aber es freut Sie schon, dass er da ist?

Kreutzer: Ich finde es gut, dass er die Spiele besucht. Ob in Hamburg, Nürnberg oder wo er sonst noch überall ist. So kann er sich ein Bild von den Spielern machen und mit den Trainern Gespräche führen. Ich hoffe, dass unsere Spieler nicht zu nervös sind, sondern dass sie ein gutes Spiel machen und sich empfehlen. Dass sich das, was wir Marco Sturm berichten, auch bestätigt. Das ist gut für uns, gut für die Nationalmannschaft und gut für den Spieler. Ich denke und hoffe, dass wir ihn am Sonntag nicht zum letzten Mal bei uns gesehen haben.

Herr Abstreiter, wem würden Sie außer Daschner und Ebner noch den Sprung ins Nationalteam zutrauen?

Tobias Abstreiter: Spieler wie Daniel Fischbuch, Manuel Strodel und vielleicht auch ein Alexander Preibisch haben eine realistische Chance, sich in den engeren Kreis zu spielen. Auch Tim Schüle. Wenn er so weiterspielt, kann auch er in diesen Kreis vorstoßen.

Kreutzer: Strodel, Preibisch, Fischbuch sind halt die nächste Generation. Die müssen jetzt in den Fokus rücken und sich im Laufe der Saison zeigen. Die werden jetzt vielleicht nicht gleich die nächste WM spielen, aber der Bundestrainer soll merken, dass die jetzt kommen und Kandidaten sein könnten. Genauso wie ein Christoph Gawlik, der natürlich erst mal für längere Zeit ausfällt. Aber bei ihm habe ich vor der Saison schon gedacht, dass er sich wieder in die Nationalmannschaft spielen kann. Weil er auch noch nicht so alt ist und mit dem Gedanken selbst noch nicht abgeschlossen hat. Auch ein Mathias Niederberger ist ein Torwart der nächsten Generation. Den muss man jetzt schon im Hinterkopf haben, wenn die erfahrenen Torhüter langsam aufhören oder sich mal verletzten.

Abstreiter: Ich denke da auch an einen jungen Spieler wie Max Kammerer, der schon bei der U 20 ein wichtiger Spieler ist. Den wird er (Bundestrainer Sturm) schon genau unter die Lupe nehmen.

Wie hat sich die Zusammenarbeit mit der Nationalmannschaft seit dem Trainerwechsel verändert?

Kreutzer: Pat Cortina war auch ein paar Mal da. Aber jetzt ist es schon näher. Wir haben mit Marco schon mehr telefoniert als insgesamt mit Cortina. Tobi (Abstreiter) kennt ihn natürlich auch schon lange. Sie kommen beide fast aus demselben Dorf.

Abstreiter (lacht): Wir haben früher zusammen trainiert.

Kreutzer: Von daher wird das sicherlich eine engere Zusammenarbeit sein als vorher.

Besteht dadurch die Gefahr, dass man vielleicht zu viel will? Dass man ihm zu viele Spieler empfiehlt?

Kreutzer: Man muss schon realistisch bleiben. Wir sagen ja nicht: „Nimm von uns zehn Spieler, die von den anderen lässt du zu Hause.“ Wenn er aber zehn haben wollen würde, würden wir nicht sagen: „Bitte mach das nicht, dann ist die Belastung für uns zu groß.“ Das würde sich ja beißen. Auf der einen Seite sagen wir, man muss wieder stolz sein, für die Nationalmannschaft spielen zu dürfen, auf der anderen sagst du dann, dass die Belastung zu groß ist. Marco versucht, die Besten zusammenzuholen und kurz vor der Weltmeisterschaft zu gucken, wer aus Nordamerika Zeit hat und bereit ist zu spielen. Das sind Spieler, die ein ganz anderes Kaliber haben. Aber von uns bekommt er jegliche Unterstützung und jeden Spieler, wenn er ihn haben will. Von uns bekommt er natürlich eine Empfehlung.

Abstreiter: Das werden nur Spieler sein, von denen wir zu 100 Prozent überzeugt sind, dass es für sie dort passt. Es müssen Spieler sein, die der Nationalmannschaft weiterhelfen. Die, die wir hier haben, können uns jeden Tag zeigen, dass sie so weit sind.

Müssen Sie sich eigentlich manchmal kneifen? Vor zwei Jahren war die DEG am Boden, jetzt sitzen wir hier und diskutieren über die Nationalspieler, nächste Woche geht es in der Champions League weiter.

Kreutzer: Kneifen? Meine Frau hat in der Sommerpause gesagt: „Lass die Saison mal vorbei sein und schau mal zurück, was in der letzten Zeit alles passiert ist.“ Aber wir hatten gar keine Zeit, großartig drüber nachzudenken, weil die nächste Saison gleich anstand. Wir finden es gut, wie es ist. Natürlich versuchen wir zum Beispiel das Champions-League-Gefühl zu genießen. Aber trotzdem wollen wir mehr, sind hungrig und lehnen uns nicht zurück. Aber Kneifen? Wir sind viel zu wach, dass uns jemand kneifen müsste.

Gleichzeitig haben die Champions-League-Spiele Ihnen die Möglichkeit gegeben, die Mannschaft vor dem DEL-Start auf einen ganz anderen Stand zu bekommen.

Kreutzer: Für uns waren die Spiele alles andere als Vorbereitung. Das ist ein super Wettbewerb mit Spielen auf einem hohen Niveau, die uns weitergebracht haben — in jeglicher Beziehung. Wir sind weiter als zum gleichen Zeitpunkt der Vorsaison. Nicht nur, dass wir erfahrene Spieler dazubekommen haben, wir haben den Fokus auch schon früher gesetzt, weil wir einen Wettbewerb gespielt haben und gewinnen mussten. Als wir in Turku und Linz waren, war uns klar, dass wir punkten müssen. Dass wir in Turku gewonnen und ein gutes Spiel gemacht haben, ist zu dem frühen Zeitpunkt sehr viel wert gewesen.

Daraus könnte sich für manche Fans natürlich ein höheres Anspruchsdenken ergeben. Letztes Jahr im Halbfinale, jetzt in der Champions League eine Runde weiter. Dieses Jahr müsste es ja dann ins Finale gehen.

Kreutzer: Ja, aber wenn man sich die bisherigen Spiele anguckt, sieht man, wie eng alles ist. Du kannst auch alle Spiele verlieren, und es darf sich niemand beschweren. Das 4:1 gegen Hamburg war viel höher als es letztlich war. In Wolfsburg war es auch ganz eng. Es kann schnell anders ausgehen. Deswegen müssen die Leute realistisch bleiben. Wir dürfen nicht denken: „Halbfinale ist ja Minimum.“

Das heißt, die niedrige Zuschauerzahl gegen Hamburg von etwa 5300 war keine Quittung für die Niederlage in Wolfsburg?

Kreutzer: Nein, das glaube ich nicht. Die Zuschauer sind super zu den Champions-League-Spielen gekommen. Das war für alle etwas Besonderes. Vielleicht kommen am Dienstag gegen Ounlu ja wieder etwas mehr. Allerdings ist das unter der Woche, es gab jetzt viele Spiele in wenigen Tagen. Viele, die nicht immer kommen, sagen zu Saisonbeginn auch: „Es kommen noch so viele Spiele. Lass uns mal später hingehen.“ Außerdem war am Sonntag auch Fortuna. Das war schon letztens bei der Champions League so. Jedes Mal kann sich nicht jeder zwei Spiele leisten. Aber das hat auf gar keinen Fall mit dem 0:2 in Wolfsburg zu tun. Das wäre auch nicht fair.

Die Fortuna spielt bald häufiger freitags. Das könnte ein Problem sein.

Kreutzer: Das ist ein großes Problem, und wir sind machtlos. Selbst die DEL ist machtlos. Wir würden uns ja danach richten. Aber wir spielen nun mal immer freitags und sonntags. Fortuna weiß lange Zeit nur, dass sie an dem und dem Wochenende zu Hause spielt. Ob aber freitags, samstags, sonntags oder montags ist erst kurz vorher klar. Das ist schwierig. Und der Fußball nimmt da ja keine Rücksicht auf andere. Da kann Fortuna selbst nichts für.

Trotzdem ist die öffentliche Wahrnehmung der DEG in der Stadt wieder eine ganze andere. Die Leute reden wieder positiv über Eishockey. Kommt das bei Ihnen an?

Abstreiter: Man wird viel mehr angesprochen.

Kreutzer: Ja, die Leute sind sehr positiv. Am Montag nach dem Spiel kam noch jemand auf der Straße zu mir und sagte: „War wirklich super gestern.“ Letztens waren wir bei Breuninger unsere Outfits abholen. Als wir wieder im Parkhaus waren, hatten wir einen Zettel am Auto. Ich dachte schon, das sei ein Strafzettel. Ich habe Tobi den direkt gegeben.

Abstreiter: Und dann stand drauf: Wir sind stolz auf euch und freuen uns auf die nächste Saison.

Kreutzer: Das ist doch großartig. Das wäre uns in den letzten Jahren nicht passiert. Auch wenn wir bei offiziellen Terminen sind. Da kommen Leute auf mich zu, die ich noch nie gesehen habe, und gratulieren mir. Manchmal denke ich mir: Woher weiß der eigentlich, wer ich bin? Aber das kommt immer mehr.

Schmeichelt einem das?

Kreutzer: Ja, aber da gehören wir zwei ja nicht allein zu. Da sind so viele Leute drumherum, die so viel machen. Es muss ja nicht nur der sportliche Teil stimmen, das andere ja auch. Auch dabei hat uns die Champions League nach vorne gebracht. Das hilft uns allen, die DEG wieder in die richtige Spur zu bringen. Aber wir müssen es Schritt für Schritt machen und das Zugänglichsein nicht wieder verlieren. Das Vertrauen und die Sympathien haben wir uns gerade erst wieder zurückgewonnen.

Wenn Sie Schritt für Schritt sagen, gibt es also auch ein übergeordnetes Ziel, das nicht in einem Jahr zu erreichen ist. Ist das im heutigen Eishockey mit den vielen Einjahresverträgen überhaupt über mehrere Jahre planen?

Kreutzer: Natürlich müssen wir eine gewisse Sicherheit haben. Und natürlich bekommen wir die Ausrichtung für die nächsten Jahre hingelegt mit dem Hinweis: „So lange kannst du jetzt planen, du darfst einen Zwei- oder Dreijahresvertrag abschließen.“ Aber darum geht es gar nicht. Du musst so arbeiten, dass du darüber gar nicht nachdenkst. Du musst einen Plan und feste Ziele haben. Aber du darfst gar nicht daran denken, ob es die DEG in fünf Jahren noch gibt. Du kannst eine Meisterschaft nicht kaufen. Du musst dich dahin entwickeln. Und natürlich musst du als DEG irgendwann auch wieder daran denken, einen Titel zu gewinnen. Es sollte unser Ziel sein, da irgendwann wieder hinzukommen. Aber ich kann jetzt nicht sagen, wann das passiert. Oder ob ich dann noch da bin. Aber das Ziel, die DEG wieder dahinzubringen, musst du haben. Und dann darfst du nicht darüber nachdenken, ob es uns noch gibt. Das war sicherlich in den zwei Jahren als Letzter mehrmals an der Grenze. Kriegen wie die Lizenz oder kriegen wie sie nicht? Aber insgesamt gesehen darfst du daran nicht denken. Du hast deinen Etat und weißt, was nächstes Jahr ist. Aber wenn du Ziele erreichen willst, musst du einfach planen, als ginge es immer weiter.

Da ist die Vertragsverlängerung von Bernhard Ebner bis 2019 doch schon mal ein gutes Zeichen.

Abstreiter: Es ist einfach eine Supersache, dass du so eine Stütze der Mannschaft so lange an dich binden kannst. Trotzdem ist das Trainerleben ja eher kurz- oder mittelfristig. Da kann viel passieren, das wissen wir auch. Unter dem Strich spielt immer das aktuell Sportliche die größte Rolle. Aber wenn so ein Spieler langfristig unterschreibt, gibt das auch uns eine gewisse Ruhe und Bestätigung, dass wir anständig arbeiten.

Von den Gesellschaftern gibt es keinen Druck? Gerade Mikhail Ponomarev ist extrem ehrgeizig und will Erfolge sehen.

Kreutzer: Natürlich, das ist ja auch gut. Er ist emotional und auch Fan. Er lässt das noch mehr raus als Peter Hoberg. Aber auch der will erfolgreich sein. Den würde nichts glücklicher machen als eine Meisterschaft. Aber es steht keiner mit der Peitsche hinter uns und sagt: „Jetzt macht das mal.“ Das würde auch zu viel Unruhe bringen. Wir sind uns alle einig, dass wir die DEG wieder Stück für Stück nach vorne und ins ruhige Fahrwasser bringen. Wir haben die Champions League viel früher erreicht, als wir uns das erwartet hatten. Jetzt können wir nicht gleich den nächsten Schritt machen und sagen, wir werden Meister.

Zumal das von vielen Faktoren abhängig ist. Ein Beispiel sind Verletzungen, von denen die DEG nun schon insgesamt fünf größere hinnehmen musste. Hat man da als Trainer mittlerweile Angst, dass dadurch irgendwann das geplante Konstrukt ins Wanken gerät?

Kreutzer: Die darfst du nicht haben. Klar ist das nicht schön. Du sagst dir jedes Mal „F***, was ist hier los?“. Aber du musst positiv bleiben, denn es nützt ja nichts. Wir haben den Kader nicht umsonst breiter aufgestellt, weil wir ja letztes Jahr schon viel Verletzungspech hatten. Aber es ist halt Hockey, da passiert immer etwas. Du weißt nie, wann es aufhört. Kleinere Verletzungen wird es immer mal geben. Wenn Alex Prebisch nach vier Wochen wieder da ist, war es ja auch eine kleinere Sache. Aber wenn du einen Kreuzbandriss hast wie Gawlik, ist das natürlich krass. Auch ein Jakub Ficenec arbeitet hart daran, dass er zurückkommt. Niki Mondt kommt jetzt früher zurück, weil Preibisch weg ist. Aber dafür sind wir breiter aufgestellt. Vor der Saison habe viele gesagt: „Was wollt ihr mit 16 Stürmern?“ Jetzt wissen sie es.

Der Kader ist nicht nur breiter, sondern auch erfahrener. Vor allem Norm Milley und Eduard Lewandowski sind bislang voll eingeschlagen. Wie erleben Sie die beiden in der täglichen Arbeit?

Kreutzer: Genauso wie wir uns das erhofft haben. Wichtig ist, wenn du ältere Spieler holst, dass du dir sicher bist, dass die noch hungrig genug sind und Ziele haben. Das haben die beiden. Die sind auch charakterlich zu geradeaus, als dass sie wegen des Geldes hierhergekommen sind. Milley hat sieben Jahre lang in Wolfsburg einen Punkt pro Spiel gescort. Das verlernst du an einem anderen Ort ja nicht. Wenn du natürlich in eine Mannschaft kommst, in der du dich überhaupt nicht wohlfühlst, kann es passieren, dass du keine Lust mehr hast. Aber ich kann mir keine Mannschaft der Welt vorstellen, in die er nicht passen würde. Er versucht, alles immer hundertprozentig zu machen. Der hat nirgendwo Probleme, erfolgreich zu spielen. Und Lewandowksi hat nach sieben Jahren Russland jetzt auch eine Menge Spaß. Was der teilweise aus Russland erzählt, ist schon hart.

Warum läuft es bei Chris Minard noch nicht? Nach sechs Spielen ist er komplett ohne Punkt.

Kreutzer: Dafür hat er in den Vorbereitungsspielen viel getroffen. Auch jetzt hat er viele Chancen. Wenn er jetzt nicht arbeiten würde, wäre ich skeptisch. Aber er ist voll da und hat Chancen.

Abstreiter: Jetzt gegen Hamburg hat er die Scheibe vor der Linie gehabt, sie wurde ihm gerade noch vor der Linie weggekratzt. Es sind manchmal solche Kleinigkeiten. Da macht sich ein Spieler vielleicht mehr Gedanken als wir. Wir sehen, er hat Chancen und arbeitet hart. Dann kommt der Rest irgendwann von ganz allein. Der Spieler neigt aber vielleicht dazu, sich den Druck selbst aufzuerlegen und zu verkrampfen. Wir haben ihm jetzt noch mal gesagt, dass von unserer Seite her alles in Ordnung ist. Es gibt nichts an seiner Spielweise auszusetzen. Seine Stärke ist vor dem gegnerischen Tor. Er ist sehr aktiv. Außenstehende denken vielleicht manchmal, er steht nur vor dem Tor. Aber welche Wirkung das bei den gegnerischen Verteidigern und beim Torwart hervorruft, ist für uns das Wichtige.

Kreutzer: So ein Spielertyp hat es vielleicht auch schwerer. Die Verteidiger sind besonders aufmerksam. Außerdem reißt er für uns im Forecheck viele Räume auf. Wir sind überhaupt nicht unzufrieden mit ihm. Viele haben ja gesagt, wir hätten einen Fehler mit der Verpflichtung gemacht. Das kann ich überhaupt nicht nachvollziehen. Man hat ihm in Köln nachgesagt, was er abseits des Eises gemacht haben soll, davon merken wir nichts. Überhaupt nichts.

Sind Sie mit allen Neuen zufrieden?

Kreutzer: Wir sind insgesamt schon zufrieden. Natürlich können sich alle, auch ein Bernhard Ebner noch steigern. Die sind noch alle nicht am Limit angekommen, da ist noch Platz. Das wird sich im Laufe der Saison noch entwickeln. Der eine etwas mehr, der andere etwas weniger. Joonas Rönnberg beispielsweise braucht noch etwas, bis er sich auf die DEL umgestellt hat. Der hat zwar immer in Europa gespielt, aber in der DEL wird halt anders gespielt als in der schwedischen Liga. Die haben vielleicht etwas anderes von ihm verlangt. Da muss er sich dran gewöhnen.

Allein in Wolfsburg hat Rönnberg drei Strafzeiten kassiert, zwei Mal, weil er zu langsam war und den Gegner festhalten musste. Gegen Hamburg schien er nun stark verbessert. Haben Sie vor dem Spiel noch mal speziell mit ihm gesprochen?

Kreutzer: Natürlich, wir wollen nicht, dass Fehler doppelt gemacht werden. Und es ist doch schön, wenn sich einer so schnell es geht verbessert.

Inwiefern ist es eine Vorgabe, zuerst auf die Defensive bedacht zu sein?

Abstreiter: Eine geordnete Defensive ist wichtig für den Gesamterfolg. Mit voller Offensive kannst du kurzfristig ein Spiel gewinnen, aber eine sattelfeste Defensive ist wichtig, um in der Saison etwas zu erreichen.

Kreutzer: Aus den ersten Spielen in der Champions League haben wir schon gelernt. In Turku haben wir dann viel Wert auf die Defensive gelegt, nachdem wir zuhause 4:5 gegen sie verloren haben. Wenn du zuhause gewinnen willst, darfst du keine fünf Tore bekommen. In Turku haben wir das besser umgesetzt. Auch in Linz haben wir so gespielt und erst hinten raus genau das vernachlässigt, als wir gemerkt haben: Wir spielen die eigentlich an die Wand. Im Nachhinein war das sogar gut, weil die Spieler merken, dass wir nur mit geordneter Defensive Spiele gewinnen. Da bringt es auch nichts, wenn du 20 Schüsse mehr hast als der Gegner, aber verlierst.

Abstreiter: Genau so, wird es auch gegen Oulun sein. Die haben in vier Spielen zwölf Tore erzielt und nur ein Gegentor zugelassen. Gegen die werden wir keine Chance haben, wenn wir uns auf einen offenen Schlagabtausch einlassen. Da spielen die uns sonst in Grund und Boden.

Kann das Wechselspiel der Torhüter über einen langen Zeitraum gut funktionieren?

Kreutzer: In welchem Rhythmus wir das machen werden, bleibt abzuwarten. Aber insgesamt hilft es schon, dass die Mannschaft weiß, dass wir zwei gute Torhüter haben. Dass beide Torhüter in dieser Konkurrenzsituation hungrig bleiben, stärkt uns. Aktuell wollen wir das von den Einsätzen auf demselben Level halten. Alles andere wäre einem der beiden gegenüber derzeit auch unfair. Trotzdem wollen wir versuchen, vielleicht die Einsätze auch auf den Gegner abzustimmen, weil beide einen anderen Stil spielen. Durch die stetigen Wechsel können wir die Torhüter auch über die Saison gesehen, relativ frisch halten. In der vergangenen Saison hat Tyler Beskorowany fast immer gespielt. Da wäre es gut gewesen, wenn er am Ende der Saison etwas frischer gewesen wäre. Das ist nicht nur eine körperliche Frage, sondern auch eine mentale. Andere Clubs haben auch keine klare Nummer Eins im Tor. In Hamburg ist das so mit Sebastien Caron und Dimitrij Kotschnew, in Wolfsburg war es vergangene Saison so mit Sebastin Vogl und Felix Brückmann. Jetzt haben wir fünf Spiele in zehn Tagen vor uns. Da ist es außerdem gut, wenn wir die Belastung verteilen können.

Ist es schwierig, innerhalb einer Mannschaft Grüppchen zu vermeiden?

Kreutzer: Ich hab nicht das Gefühl, dass wir Gruppenbildung haben. Sprachlich ist das sowieso alles kein Problem, denn alle deutschen Spieler sprechen ja auch englisch.

Abstreiter: Die erfahrenen Spieler kommen immer wieder mal zu uns und sagen, dass es innerhalb der Mannschaft einen guten Zusammenhalt gibt. Auch von den neuen Spielern passt jeder charakterlich super rein. Außerdem würde es solche Aussagen ja nicht geben, wenn irgendwelche negativen Strömungen vorhanden wären. So richtig beurteilen könnten wir das aber sicher erst, wenn es mal nicht so gut läuft.

Es gibt Leute, die sagen, dass Rob Collins ein Spieler ist, der erst in den Play-offs richtig aufdreht und vorher nicht immer voll da ist…

Kreutzer: Diesen Eindruck konnte man früher haben, aber seit ich ihn trainiere, ist das absolut nicht so. Ich habe Rob früher als Spieler gesehen und jetzt habe ich ihn als Trainer. Und es gibt einige Leute, die fragen mich dann: „Warum spielt der hier von Anfang bei dir so, wie er früher erst in den Play-offs gespielt hat?“ Ich kann immer zu 100 Prozent auf ihn bauen, egal in welcher Spielsituation. Rob ist immer selbstkritisch und vorbildlich. Und er ist einfach sehr clever, macht viele clevere Dinge auf dem Eis.

Abstreiter: Die Spielintelligenz von Rob ist auf NHL-Niveau. In anderen Bereichen ist das sicherlich nicht so. Aber von der Spielintelligenz und der Erfahrung sowie der Fähigkeit, als Mittelstürmer das Spiel zu lesen, ist er unheimlich wichtig für uns.

Kreutzer: Er macht nichts, was nicht überlegt ist. Da können sich die jungen Spieler viel von abschauen. Neulich hat er sich Maxi Kammerer geschnappt und ihm — ohne dass wir ihm das gesagt haben — etwas erklärt über Technik beim Bully oder Torschuss. Das ist doch Gold wert. Außerdem profitieren wir Trainer davon, wie Rob die Dinge auf dem Eis sieht und wahrnimmt. Das ist immer noch was anderes, als wenn du „nur“ hinter der Bande stehst.

Wie haben Sie sich beide menschlich verändert seit dem Amtsantritt bei der DEG?

Abstreiter: Christof hat sich von seiner Persönlichkeit nicht verändert. Seit Juli 2014 arbeiten wir zusammen und haben uns in dieser Zeit immer besser kennengelernt. Er ist ein lockerer, offener Typ, der einen großen Ehrgeiz hat — aber nie einen falschen Ehrgeiz. Christof geht realistisch an die Dinge heran und versucht sie so gut wie möglich zu lösen, so dass die Mannschaft damit so einfach wie möglich umgehen kann. Durch unsere Zusammenarbeit sind wir auch zusammengewachsen. Es ist eine offene und ehrliche Zusammenarbeit, die ich sehr genieße. Das ist eine sehr gute Basis, um erfolgreich zu sein.

Kreutzer: Wir ergänzen uns super. Die Vertrauensbasis ist tatsächlich immer weiter gewachsen. Tobi ist mit dem Herz dabei und sagt nicht, „wenn ich nicht hier bin, bin ich eben woanders“. Wir wollen beide das Bestmögliche für die DEG. Wir entwickeln uns sicher weiter, aber wir verändern uns nicht und wollen so bleiben, wie wir sind. Bei der Mannschaft kommt an, dass wir ein gutes Team sind. Wenn du dich jedes Mal verstellst, kannst du das nicht durchhalten. Das merkt die Mannschaft und dann macht es keinen Spaß.

Wie sehr ärgert Sie die Eigenschaft, dass Sie schlechte Verlierer sind? Eigentlich ist das im Leistungssport ja gut…

Kreutzer: Manchmal denke ich mir: „Kreutzer, du bist so bescheuert, dass du dich so aufregst“. Ich bekomme einen richtigen Vogel, wenn ich mich ungerecht behandelt fühle. Das ist dann schlimmer als die Niederlage an sich. Es ist die Tatsache, wie es dann zustande kommt. Wenn es eine Szene ist, wie gegen Turku, die dann spielentscheidend ist, dann fühle ich mich verarscht. Und dann bin ich sauer und kann mich schwer zurückhalten. Aber ich weiß auch, dass es ein schwieriger Job ist, Schiedsrichter zu sein.

Abstreiter: Diese Leidenschaft von Christof ist ein wichtiges Element in unserem Spiel und unserem Coaching. Das ist auch für die Mannschaft wichtig, die erkennt, dass Emotionen da sind. Ich glaube, es ist bisher erst einmal vorgekommen, dass ich gesagt habe, jetzt müssen wir ein bisschen aufpassen.

Die Spieler haben wir das bereits in der Schweiz gefragt: Welche Schlagzeile würden Sie gerne am Ende der Saison über die DEG lesen?

Kreutzer: Jeder spielt Eishockey, um Meister zu werden. Das sollte jeder als Ziel haben. Unser Ziel ist es, in die Play-offs zu kommen. Dann können wir weiter träumen. Und wenn ich von diesem Traum spreche, dann kann das ja nur eines sein. Das ist der Traum, dass du Meister wirst. Aber dieses Zwischenziel Play-offs müssen wir erstmal erreichen. Meister zu werden, wäre sicherlich gigantisch. Wahrscheinlich reißen wir dann die Altstadt ab, bauen sie wieder auf und reißen sie wieder ab. Was mein Bruder dann machen würde, weiß ich gar nicht. Solche Ziele muss eigentlich jede Mannschaft haben. Aber für uns geht es erst einmal um das Erreichen der Play-offs.