WM-Aus oder Sensation? DEB-Team fordert Titelverteidiger Kanada
Köln (dpa) - Das Minimalziel ist geschafft, nun strebt das deutsche Eishockey-Nationalteam eine WM-Sensation an: Im Viertelfinale am Abend will die Auswahl von Bundestrainer Marco Sturm Titelverteidiger Kanada ärgern.
„Wir wollen neue Geschichte schreiben. Unsere Reise ist noch nicht vorbei“, sagte Bundestrainer Marco Sturm. „Immer wieder waren wir in der Vergangenheit zu zufrieden mit dem Viertelfinale. Wir dürfen jetzt nicht aufhören. Man muss hungrig sein auf mehr.“ Auch im vergangenen Jahr hatte Sturm die Auswahl des Deutschen Eishockey-Bundes (DEB) bei der Weltmeisterschaft in Russland ins Viertelfinale geführt, musste dann aber eine klare Niederlage gegen den Gastgeber hinnehmen.
Gegen den 26-maligen Weltmeister Kanada haben die Deutschen nur zwei von 35 WM-Duellen für sich entschieden. Zuletzt gewannen sie 1996 in Wien. „Wir hoffen, dass sie uns unterschätzen“, sagte DEB-Kapitän Christian Ehrhoff. „Es wird wieder ein Riesenspaß werden.“
NHL-Profi Philipp Grubauer wird wie beim 4:3 nach Penaltyschießen gegen Lettland im deutschen Tor stehen. Als Ersatz wird Thomas Greiss von den New York Islanders erstmals seit der Niederlage gegen Dänemark wieder auf der Bank Platz nehmen. Der 31-Jährige war nach offiziellen Angaben leicht verletzt und wegen des Wirbels um seine Zustimmung zu rechtsgerichteten Inhalten im Internet in die Kritik geraten. Kölns Stürmer Philip Gogulla wird erneut nicht im Kader stehen.
DER GEGNER: Der 26-malige Weltmeister hat die Vorrundengruppe B in Paris gewonnen, dabei nur eine überraschende Niederlage nach Verlängerung gegen die Schweiz kassiert. Zweimal nacheinander feierten die Kanadier zuletzt den WM-Titel. „Es kommt einiges auf uns zu“, meinte Sturm.
DIE AUSGANGSLAGE: Die Deutschen sind krasser Außenseiter. Mit dem Erreichen des Viertelfinals hat der WM-Gastgeber schon sein Minimalziel erreicht. Nach dem Penaltydrama gegen Lettland gönnte Bundestrainer Marco Sturm seinen Profis einen freien Nachmittag. Kanada musste nach dem 5:2 über Finnland zum Vorrundenabschluss von Paris nach Köln reisen.
DIE STATISTIK: Klare Sache für den Favoriten. Nur zwei von 35 WM-Duellen entschied die Auswahl des Deutschen Eishockey-Bunds für sich. Zuletzt gewann sie 1996 in Wien mit 5:1. Bei der WM 2016 in Russland unterlag der Außenseiter 2:5. Die beiden vorherigen Partien endeten zweistellig: 2015 verloren die Deutschen 0:10, 2008 mit 1:10.
DIE ERINNERUNG: Es war der Vater des deutschen NHL-Ausnahmekönners Leon Draisaitl, der am 18. Februar 1992 olympische Geschichte schrieb - unfreiwillig. Zehn Millionen TV-Zuschauer erlebten in Deutschland das Penalty-Drama im Viertelfinale des olympischen Eishockey-Turniers von Méribel mit, als Deutschland gegen Kanada dicht vor der Sensation stand. Beim Penalty von Peter Draisaitl blieb der Puck dann auf der Torlinie liegen. Deutschland unterlag 3:4. „Der Name wird damit oft in Verbindung gebracht. Ich habe es mir schon mehrmals angeschaut“, sagte Leon Draisaitl. Peter Draisaitl war 1996 aber auch beim letzten WM-Sieg über Kanada dabei.
DIE PROTAGONISTEN: Auf Edmonton-Star Leon Draisaitl ruhen die Hoffnungen. Zudem wird der Weltranglisten-Zehnte einen Sahne-Tag von Torhüter Philipp Grubauer brauchen. „Wir brauchen wieder einen Grubauer, einen Torhüter, der - wie in Spiel eins Greiss - alles hält und für eine Sensation sorgt“, sagte Bundestrainer Sturm.
DER BUNDESTRAINER: Der Bundestrainer hofft, dass seine Mannschaft aus dem 1:4 im Viertelfinale 2016 gegen Russland gelernt hat. „Ich denke schon, dass eine andere Mannschaft auftritt als letztes Jahr in Russland“, sagte Sturm und zog Hoffnung aus dem gelungenen WM-Auftakt mit dem 2:1 gegen die USA: „Man hat es auch gegen die Amis gesehen, man kann auch große Nationen schlagen.“
DIE AUSSICHTEN: Bei einer Niederlage ist das Turnier für den Gastgeber beendet. Die Halbfinals sind für Samstag angesetzt. Am Sonntag werden das Finale und das Spiel um Bronze ausgetragen.