DEL DEG-Chef Adam fordert: Jetzt muss das Eishockey laut werden
DÜSSELDORF · Bei der Düsseldorfer EG ist Hoffnung da, die Hälfte der Halle zum Saisonstart der Deutschen Eishockey Liga zu füllen. Aber was genau ist erlaubt?
Anfang der Woche, ein sonniger Mittag in der Düsseldorfer Altstadt. Die DEG hat geladen, für den Eishockeyklub ist es die erste öffentliche Veranstaltung seit langer Zeit. Die Plätze in der Sportbar sind natürlich begrenzt, man musste sich vorher anmelden, Abstände sollen eingehalten werden. Nur knapp zwei Dutzend Leute sind da, neben Barpersonal, Spielern und DEG-Mitarbeitern ein paar Fans, Reporter und ein Kamerateam, das die Runde für die Youtube-Kanal der DEG filmt. Aber besser als nichts. Denn es ist mal wieder an der Zeit, sich zu zeigen und ein paar Botschaften loszuwerden.
Der Hauptdarsteller lässt allerdings ein paar Minuten auf sich warten. Stefan Adam hängt noch in einer Telefonkonferenz mit den anderen Geschäftsführern der Teams aus der Deutschen Eishockey Liga (DEL). Das bestimmende Thema, wie der DEG-Chef später erzählen wird: Die Ergebnisse der jüngsten Beratungen zwischen Bund und Ländern zu den Corona-Schutzmaßnahmen. Die hatten vergangene Woche für lange Gesichter in der Szene gesorgt, hieß es doch, bis Ende des Jahres seien keine Großveranstaltungen erlaubt. Dabei will die DEL ihre ohnehin schon verschobene Saison am 13. November beginnen, um die mehr als 70 Spieltage in Hauptrunde und Play-offs noch irgendwie bis Mitte Mai durchzukriegen. Und das vor Publikum, weil sich Geisterspiele in einer Liga ohne große TV-Einnahmen nicht rechnen.
Adam hingegen war alles andere als geschockt, als er von den neuen Regeln hörte. Denn im Gegensatz zu vielen Überschriftenlesern hat er sie sich genau angesehen. Und recht schnell festgestellt, dass Sportvereine von den Verboten ausgenommen sind, wenn sie denn stimmige Hygienekonzepte für ihre Stadien oder Hallen vorlegen können. „Wir interpretieren es so, dass das keine negative Nachricht war“, sagt Adam und gibt damit die neue Richtung vor: Das Eishockey hofft wieder. Vielleicht ist dieser ellenlange Sommer 2020 ja bald Geschichte. Ein Sommer ohne Play-offs, ohne Weltmeisterschaft, dafür mit Millionenverlusten, Kurzarbeit und Streit zwischen Spielern und Klubs um Gehälter.
Natürlich weiß auch Adam, dass selbst das ausgeklügelste Konzept in naher Zukunft keine volle Halle ermöglichen wird. Aber das „Best-Case-Szenario“ (Adam) für die Multifunktionsarena im Norden der Stadt sieht vor, dass die DEG etwas weniger als die Hälfte der knapp 13 000 Plätze verkaufen darf, dann könnte es sich gerade so rechnen, in die Saison zu starten. Das Problem ist allerdings: Noch ist gar nicht klar, ob das hauseigene Hygienekonzept überhaupt zur Anwendung kommen kann, noch gibt es keine abschließenden Bestimmungen darüber, was wie erlaubt ist.
Die soll nun eine Arbeitsgruppe zwischen Bund, Ländern und Sport erörtern. Aber die Ergebnisse sollen erst Ende Oktober feststehen. „Definitiv zu spät“, sagt Adam. In nur rund zwei Wochen bis zum Start könne man keine Saison vorbereiten. Sie bräuchten acht Wochen, sagt auch DEG-Manager Niki Mondt und meint damit allein den sportlichen Teil: das Einfliegen der Nordamerikaner, die eventuell in Quarantäne müssten, das Training, die Testspiele. Aber vor allem für das Drumherum reichen zwei Wochen nicht. Ein Profisportverein hat ja weit mehr zu organisieren als seine Mannschaft.
Seit Monaten Gespräche mit Politik, Medien und Kollegen
Seit Monaten führt Geschäftsführer Adam deswegen Gespräche mit der Politik, mit Ämtern, mit seinen Kollegen aus der Liga, mit den Medien. Immer wieder fordert er verbindliche Lösungen, damit er endlich konkret planen kann. Es gehe nun darum „von der Theorie in die Praxis“ zu kommen. „Was ist bei Pandemielage A, B, C? In Österreich zum Beispiel gibt es eine Ampel. Das wäre für den Sport eine sinnvolle Lösung, dass man wirklich wüsste, bei welchem Pandemielevel man was tun kann.“
In Deutschland gibt es so etwas nicht. Also verschärft Adam nun den Ton. Bislang seien die Eishockeyvertreter – auch aus Rücksicht für drängendere Probleme wie die Lage in Krankenhäusern, in den Schulen oder auf dem Arbeitsmarkt – „diplomatisch, verständnisvoll und leise“ aufgetreten, sagt er. Aber „jetzt ist die Zeit gekommen, in der wir uns äußern müssen, in der wir unsere Interessen vertreten, unsere Meinung sagen und in der wir gegebenenfalls unser Unverständnis über Äußerungen und Entscheidungen auch lautstark vertreten.“ Das Eishockey hofft wieder. Und fordert.