Die DEG-Punktesammler aus Norwegen

Ken André Olimb und Andreas Martinsen drehen derzeit auf — die Stürmer gehören zu den aktuell besten Spielern in der DEL.

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Düsseldorf. Wenn es darum geht, aufzuzählen, was in dieser Saison alles anders läuft, haben Andreas Martinsen und Ken André Olimb eine Menge zu tun. „Es ist einfach alles. Das Team ist ein anderes, wir haben neue Trainer, wir gewinnen mehr Spiele“, beginnt Martinsen, während ihm Olimb gleich ins Wort fällt: „Alles ist ein Stück professioneller. Wir haben keine zehn Verletzten wie letztes Jahr. Das Team ist stärker. Alles fühlt sich viel, viel besser an.“

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Was die beiden norwegischen Eishockeyspieler in Diensten der Düsseldorfer EG allerdings verschweigen, sind zwei der wichtigsten Gründe dafür, dass die DEG aktuell auf einem Play-off-Platz steht: Andreas Martinsen und Ken André Olimb.

Der eine, Martinsen, 24, hat nach 18 Spielen bereits zwölf Treffer erzielt und ist damit der zweitbeste Torjäger der Deutschen Eishockey Liga (DEL). Der andere, Olimb, 25, steht mit 17 Assists auf Rang zwei der Top-Vorbereiter.

Dass die beiden Talent haben, war bereits vergangenes Jahr zu sehen, als sie in den teaminternen Ranglisten ebenfalls weiter vorne zu finden waren. Weil die teilweise zweitklassig besetzte DEG aber quasi außer Konkurrenz am Tabellenende dümpelte, brach deswegen niemand gleich in Euphorie aus. Jetzt sieht das plötzlich anders aus. Aus den maximal überdurchschnittlich begabten Spielern sind über den Sommer zwei der besten der Liga geworden. Was nicht mal die erwartet hatten, die ganz nah dran sind. „Wir hatten uns schon erhofft, dass sie zu tragenden Säulen werden, aber dass es jetzt so gut klappt, ist auch für uns eine Überraschung“, sagt Co-Trainer Tobias Abstreiter. „Ich wusste, dass ich Tore schießen kann. Aber wusste nicht, dass ich so viele schießen kann“, sagt Martinsen selbst.

Auch Chefcoach Christof Kreutzer ist nicht verborgen geblieben, dass es für die Norweger derzeit „extrem gut läuft“. Nach knapp einem Drittel der Saison haben sie gemeinsam bereits 39 (16 Tore/23Vorlagen) Scorerpunkte gesammelt, im kompletten Vorjahr waren es 43 (18/25). Das liegt vor allem an den vielen Treffern, die sie sich gegenseitig auflegen. „In unserer ganzen Reihe stimmt die Chemie, alle fünf Jungs machen ihren Job“, sagt Olimb, der eher kleine Spielmacher (1,78 Meter/80 Kilogramm), der sich besonders neben dem kantigen Flügelstürmer Martinsen (1,90 m/109 kg) wohlfühlt. „Er hat alles, was ein Torjäger braucht. Er ist durch seinen Körper stark vor dem Tor, er hat einen guten Schuss. Ich muss den Puck ja nur zu Andreas passen und der trifft.“

Für die DEG ist die Effizienz des norwegischen Duos ein Glücksfall. Während in Unterzahl und beim Fünf-gegen-Fünf noch massig Luft nach oben ist, läuft das Power Play auf Hochtouren. Zwölf der 19 Überzahltore gehen auf das Konto der Norweger. Meistens legt der eine dem anderen auf. Oder zieht Gegenspieler auf sich und verschafft ihm dadurch Raum.

Das hat auch Nationaltrainer Roy Johansen erkannt. Im Gegensatz zu früher stellte er die Düsseldorfer beim Vier-Länder-Turnier in Stanvanger am vergangenen Wochenende gemeinsam auf. Und prompt trafen sie wieder im Zusammenspiel. Pass Olimb, Tor Martinsen. Seit September fast ein Naturgesetz. So änderte sich ihr Status im Nationalteam. „Natürlich verfolgen alle, was die anderen in ihren Vereinen machen”, sagt Martinsen, der in den vergangenen Jahren nicht immer zum Kader gehörte. So wie bei den Olympischen Spielen von Sotschi. Anstatt sich vor den Millionen an den TV-Geräten mit den NHL-Stars messen zu können, musste er beim nicht konkurrenzfähigen Schlusslicht in Deutschland bleiben. Das nagte an ihm. Jetzt, als einer der Toptorjäger der DEL, ist er eine feste Größe in der zweiten Reihe und im Power Play. Gemeinsam mit Olimb natürlich.

Dass sie sich auch abseits des Eises gut verstehen, passt ins Bild. Die Norweger sind seit Jahren Freunde, teilen sich auf Reisen ein Zimmer, auch ihre Freundinnen verstehen sich gut. Umso so glücklicher war Martinsen, der seit 2012 bei der DEG spielt, als Olimb ein Jahr später ebenfalls an den Rhein wechselte. Es erleichterte beiden die Anfangszeit in einem Team, das keine realistische Chance auf die Play-offs hatte. Und als junge Erwachsene in einem Land, dessen Sprache sie nicht sprechen.

Nach einem Jahr der Eingewöhnung haben sie ihren Rhythmus in der neuen Heimat nun gefunden. Und die Zeit am Tabellenende abgehakt: „Letztes Jahr gab es viel Negatives. Die ganze Zeit Letzter zu sein, ist nicht lustig. Aber jetzt gucken wir nach vorne“, sagt Martinsen, für den seit September eine neue Zeitrechnung begonnen hat. Geht es nach Trainer Kreutzer, gilt das nicht nur für das Team, sondern vor allem für den Torjäger selbst: „Andreas hat gemerkt, wie er seinen Körper einsetzen muss. Er sucht jetzt mehr den direkten Weg zum Tor, er schießt viel mehr und ist deswegen viel effektiver“, sagt Kreutzer und freut sich doppelt: „Wenn es so gut läuft, hilft das der Mannschaft und macht es für einen Trainer auch einfacher.“