80 Jahre DEG (Teil 2) Die Stars aus dem Süden

1967 glückt der DEG der erste Titelgewinn. 1972 und 1975 folgen weitere — dank der bayrischen „Importe“.

Foto: Horstmüller

Düsseldorf. Ganze neun Jahre währt die Eishockey-Euphorie in Düsseldorf, bevor sie durch den Zweiten Weltkrieg gestoppt wird. Nach Kriegsende gehören die DEG-Spieler zunächst zum Team Preußen Krefeld. In Düsseldorf dauert es bis zum Dezember 1949, ehe das Stadion wieder hergestellt ist. Das erste Spiel bestreiten der Kölner EK und der VfL Bad Nauheim (3:7).

Ab der Spielzeit 1950/51 nimmt die DEG mit einer eigenen Mannschaft am Meisterschafts-Betrieb teil. Qualitativ gut ist das Team nicht, dafür hat es den Ruf einer lustigen Truppe. So wird bei einem Spiel gar der bekannte Rundfunkreporter Günter Isenbügel als „Geheimwaffe aus Rießersee“ angekündigt. Als begnadeter Schlittschuhläufer entpuppt sich Isenbügel allerdings nicht. Das deutsche Eishockey wird in dieser Zeit von den bayrischen Teams dominiert. Nicht zuletzt, weil die Stadien im Süden im Krieg unversehrt blieben.

1958 gehört die DEG der neuen Bundesliga an, doch nach Abstieg und Zweitligajahren kämpfen die Verantwortlichen bis 1964 vergeblich darum, den sportlichen Anschluss an die großen Vereine herzustellen.

Das ändert sich durch einen Coup des DEG-Vorstandes um Hans Ramroth, der die Nationalspieler Otto Schneitberger und Sepp Reif mit Aussicht auf bessere Jobs abseits des Eises an den Rhein locken möchte. „Wir haben in der Sommerpause immer Tennis gespielt“, erinnert sich Schneitberger. „Und haben den Herrn Ramroth für einen Bad Tölzer Kurgast gehalten. Als er uns ein Angebot machte, dachten wir, ,was für ein Spinner’. Aber dann sind der Sepp und ich trotzdem hin.“ Jakob Haibel, der Vorsitzende des EC Bad Tölz, findet den Abwerbeversuch nicht lustig und verweigert den beiden Spieler die Freigabe. Selbst die für 1964 aberwitzige Ablösesumme von 50 000 Mark schlägt er aus.

Schneitberger und Reif packen dennoch ihre Sachen — trotz der Sperre von 18 Monaten, die sie aufgebrummt bekommen. Bad Tölz erhält später sogar 20 000 Mark dafür, dass die DEG drei Freundschaftsspiele mit den Gesperrten bestreitet. „Es kamen jeweils 11 000 Zuschauer zu allen drei Spielen. Da hatte der alte Fuchs Ramroth die Kohle schnell wieder drin“, sagt Schneitberger.

Erst durch die Verstärkung mit fünf Spielern aus Dortmund steigt die Qualität im DEG-Kader entscheidend. Nach dem Aufstieg ohne die Tölzer und Platz drei in der Saison 1965/66 titeln bayrische Zeitungen vor dem ersten Meisterjahr der DEG bereits vorahnend: „Die Gefahr kommt aus dem Westen.“

Und so kommt es auch. Am Ende hat die Mannschaft von Trainer Hans Rampf vier Zähler Vorsprung auf Bad Tölz. Der erste Meistertitel 1967 sorgt für einen weiteren Euphorieschub. Nach einem weiteren Umbruch wechseln 1971 unter anderem Walter Köberle und sein Namensvetter Stadler nach Düsseldorf. „Bei meinem ersten Spiel im DEG-Trikot in Kaufbeuren wurde ich ausgepfiffen. Ich war der Fahnenflüchtige“, erinnert sich Köberle. „Die DEG hat damals die besten Leute aus Bayern geholt und war im Süden zu dieser Zeit schon sehr verhasst.“

1972, im zweiten Jahr unter Trainer Xaver Unsinn wird die DEG zum zweiten Mal Deutscher Meister. Der Titelgewinn wird am zweiten Weihnachtsfeiertag mit einem 4:2 gegen Krefeld perfekt gemacht. Doch Unsinn erhält zum Unverständnis der Fans keinen neuen Vertrag.

Nach Jiri Pokorny kommt 1973 auf Geheiß der kanadischen Spieler Landsmann Chuck Holdaway als Trainer. Und 1975 fährt eine überlegene DEG den dritten Titel ein. 683 Strafminuten, 198 Tore und sieben Punkte Vorsprung nach 36 Spielen — mit Schneitberger, Köberle und Petr Hejma ist diese DEG für die Konkurrenz eine Nummer zu groß.