Düsseldorfer EG Düsseldorfer EG: Nach der Kür kommt die Pflicht

Nach zwei Derbysiegen ist die Laune bei der DEG bestens. Aber kann sie es auch am Dienstag, wenn es gegen Straubing geht?

Foto: Birgit Häfner

Düsseldorf. Als Rob Collins am frühen Sonntagabend die Strafbank der Kölnarena betrat, dürfte er für einen kurzen Moment an den 11. November dieses Jahres gedacht haben. Nicht etwa, weil Sportveranstaltungen in Köln immer ein wenig nach Karneval schmecken, sondern weil er an diesem Abend vor knapp fünf Wochen kurz vor Spielende hinausgestellt worden war, was die Adler Mannheim in Überzahl zum entscheidenden 2:1 nutzten.

Nun hatte sich Collins, 38, erneut etwas in einer Schlussphase zuschulden kommen lassen. Wieder ging es gegen ein Topteam der Deutschen Eishockey Liga. Wieder stand es 1:1. Wieder drohte sich die Düsseldorfer EG um den Lohn eines großen Kampfes zu bringen. Doch diesmal überstand sie die Unterzahl, brachte das 1:1 über die Zeit und sicherte sich im Penaltyschießen sogar noch den Extrapunkt.

Wenn es eine Situation gibt, die sinnbildlich für die Unterschiede zwischen dem ersten Nullpunkte- und dem ersten Fünfpunkte-Wochenende der Saison steht, dann war es diese. Gegen Mannheim hatten die Düsseldorfer den Siegtorschützen Chad Kolarik nicht mal angegriffen, bevor der den Puck über die Schulter von Mathias Niederberger drosch. Nun gegen die Kölner Haie warfen sie sich furchtlos in jeden Schuss. Und wenn doch etwas durchkam, war Niederberger da. Dieses 2:1 in Köln — nach dem 4:0 am Freitag in Krefeld der zweite Derbysieg binnen drei Tagen — war kein Werk ausgefeilter Spielkunst, ursächlich war die aufopferungsvolle Beharrlichkeit, mit der die DEG das eigene Tor verteidigte.

Gleich mehrere Fleißkärtchen hatte sich Henry Haase verdient, der 23 Jahre alte Berliner, dessen Name so klingt, als sei er der gute Freund aus einem Kinderbuch. Der auf dem Eis mit seinen 1,91 Meter und seinen 98 Kilogramm aber alles andere als freundlich ist. Nicht zum Gegner, nicht zu sich selbst. Schon früh konnte der Verteidiger nach einem geblockten Schuss kaum noch laufen. Was ihn nicht davon abhielt, sich immer wieder in fliegende Pucks zu werfen. Auch Tim Conboy tat das mit Eifer — meist, ohne das Gesicht zu verziehen. Was bei den Geschossen von Shawn Lalonde, Christian Ehrhoff und Fredrik Eriksson sicher kein Vergnügen ist.

Zudem spielten die Düsseldorfer einfach, gradlinig und ohne Schnörkel. Also genauso, wie es alle Beteiligten seit Wochen immer wieder fordern, aber selten umgesetzt hatten. Selbst Feingeister wie Rob Collins hielten sich daran und waren sich nicht zu schade, nach Pfiffen der Schiedsrichter noch in den Infight zu gehen. Der Interimskapitän, sonst eher ein leiser Vertreter, übernimmt nun immer mehr echte Chefaufgaben. Vor allem für den jungen Max Kammerer legte er sich mehrfach ins Zeug.

Das ist auch am Dienstag gefragt. Der Sieg in Köln mag fürs Prestige gut gewesen sein — das Fernsehen übertrug live, die eigenen Fans waren stundenlang mit dem Schiff angereist, und hinterher herrschte selbst auf Facebook, in den vergangenen Wochen Treffpunkt der Wutbürger, wieder Festtagsstimmung. Aber für die Tabelle wichtiger sind die Heimspiele gegen die direkten Konkurrenten aus Straubing (Dienstag) und Bremerhaven (Freitag). Gewinnt die DEG am Dienstag, steht sie wieder auf Platz zehn.

Auch wenn sie beide Gegner schon geschlagen hat, tat sich die DEG in den vergangenen Wochen immer schwer, wenn sie nicht die große Derbybühne betrat. Deswegen gönnte sich Trainer Kreutzer nach dem Köln-Spiel den Gag, auch Straubing als Derby zu sehen. Die Lacher hatte er auf seiner Seite. Aber eigentlich ist das nicht lustig. Wer sich nur auf große Spiele freut, der ist fehl am Platz in einer Liga mit 52 Spielen. Dass sie das nicht ist, kann die DEG am Dienstag beweisen.