Rheinisches Eishockey-Derby Mit einem 19-Jährigen in den Hexenkessel
Düsseldorf · Die DEG erwartet beim KEV ein emotionales Derby — mit dem erst 19 Jahre alten Hendrik Hane im Tor.
In der Zentrale der Deutschen Eishockey Liga hat man es gut mit der Düsseldorfer EG gemeint. Am letzten Wochenende vor der Länderspielpause beschert der Spielplan der DEG hintereinander die zwei denkbar einfachsten Gegner: Am Freitag geht es (wegen des Feiertags bereits um 16.30 Uhr) zu den gehörig kriselnden Krefeld Pinguinen. Am Sonntag (17 Uhr) kommen die noch tiefer in der Patsche sitzenden Schwenninger Wild Wings in den Dome. Der Vorletzte und der Letzte — besser könnten die Voraussetzungen für die DEG kaum sein, um ihren Platz in der Spitzengruppe zu festigen.
Trainer Harold Kreis hält von derlei Überlegungen naturgemäß wenig. Erstens wiederholt er ständig das Mantra von der Jeder-kann-jeden-schlagen-Liga. Zweitens gibt ihm das jüngste Ergebnis recht: Am Dienstagabend gewann der Tabellenzwölfte aus Iserlohn, zuvor fünfmal in Folge sieglos, ein Nachholspiel beim Deutschen Meister in Mannheim. Obwohl die Sauerländer krasser Außenseiter waren und zwischenzeitlich mit 1:4 zurücklagen, fuhren sie mit einem 7:5 nach Hause.
Das ist übrigens dieselbe Mannschaft, die der DEG am Sonntag zuvor das Leben schwer gemacht hatte. Zwar siegten die Düsseldorfer glücklich mit 4:2 und stehen deswegen weiter auf Rang drei, DEG-Verteidiger Bernhard Ebner hatte der Auftritt allerdings gar nicht gefallen: „Viel zu kompliziert, viel zu leichtsinnig, zu viele Puckverluste. So kommst du nicht ins Spiel und findest keinen Rhythmus. Wir müssen nächstes Spiel definitiv anders auftreten.“
Das steigt in Krefeld. Was nicht nur aufgrund der Historie und der geografischen Nähe ein emotionales werden dürfte. Für die Krefelder geht es vor allem darum, ihre Fans zu versöhnen und endlich mal wieder einen schönen Nachmittag zu erleben. Die gab es zuletzt kaum, zehn der vergangenen elf Spiele gingen verloren. Nach dem jüngsten drangen Anhänger in den Kabinentrakt ein, dieser Tage gab es eine Aussprache zwischen Spielern und Fans.
Krefelds finanzielle Probleme sind noch größer als die sportlichen
Noch schwerer als die sportliche Krise wiegen die finanziellen Probleme. Geschäftsführer Matthias Roos beklagte sich zuletzt öffentlich über die Zahlungsmoral von Gesellschafter Mikhail Ponomarev — die DEG hatte vor Jahren ähnliche Erfahrungen mit dem russischen Geschäftsmann gemacht. In Krefeld ist von einer möglichen Insolvenz die Rede, sollte Ponomarev nicht zahlen. Er selbst bestreitet Versprechungen und Schulden. Doch selbst wenn die Pinguine die Saison noch irgendwie anders über die Bühne bekommen, ist ihre langfristige DEL-Zukunft gefährdet.
Die Gemengelage dürfte Einfluss auf das Spiel haben. Die Halle wird der berühmte Hexenkessel sein. Denn wie zuletzt die ebenfalls schwer in die Saison gekommenen Kölner Haie, setzen auch die Krefelder große Hoffnungen in den Besuch aus Düsseldorf. In beiden Fanlagern gilt die DEG als Hauptfeind. In beiden Klubs lässt sich die Stimmung durch einen Derbysieg aufhellen. Entsprechend wichtig ist das Spiel für den KEV. Auch mit Blick auf potenzielle neue Geldgeber.
Nicht umsonst erwartet Kreis wieder einen Gegner, der „desperation hockey“ spielt, grob übersetzt: Verzweiflungs-Eishockey. Also einen Gegner, der schon im Herbst spielt, als ginge es um alles. Da dürfe man sich „nicht auf einen offenen Schlagabtausch einlassen“, sagt Kreis und erinnert an das Motto seines Teams: Defensive zuerst.
Wirklich nervös klingt Kreis vor dem Derby dennoch nicht. Er lässt sogar seinen besten Spieler draußen: Torhüter Mathias Niederberger. Dafür darf das 19 Jahre alte Ausnahmetalent Hendrik Hane ran. Er steht dann zum dritten Mal in einem DEL-Tor: Vorher spielte er in Iserlohn und Schwenningen — und bewies bei den beiden 3:2-Siegen, dass er sich auch in lauten Hallen konzentrieren kann. DEG-Co-Trainer Thomas Dolak weiß auch, warum das so ist: „Der Junge hat die Ruhe weg.“ Keine schlechte Eigenschaft für ein Derby.