Düsseldorfer EG Talent-Schau an der Brehmstraße
Eine Woche lang lädt die DEL die besten U 12 bis U 14-Spieler Deutschlands zum „Future Camp“. Das Signal der Funktionäre: Wir meinen es ernst mit der Nachwuchsarbeit.
Düsseldorf. Die Eishockey-Profis der Düsseldorfer EG dürfen diese Woche etwas länger schlafen. Weil das „DEL Future Camp 2016“ die Nebenhalle an der Brehmstraße früh morgens in Beschlag nimmt, bittet Trainer Christof Kreutzer erst um 11 statt um 10 Uhr zum Eistraining. Laut meckern wird aber wohl niemand. Ist die Talent-Schau der 14 Teams der Deutschen Eishockey Liga (DEL) doch der Grund dafür, dass die Stadt zwei Wochen früher als sonst das Eis aufbereiten ließ. Ganz zur Freude der DEG, die sich eine längere und dosiertere Vorbereitung auf die im September beginnende Saison gönnen darf.
Das „Future Camp“ ist allerdings kein Geschenk des Neus- ser Ligabüros an die Kollegen von der anderen Rheinseite. Wenn sich 70 besonders begabte Eishockey-Spieler aus U 12 und U 14 treffen, hat das vor allem symbolischen Wert. Nach außen, um der Öffentlichkeit zu zeigen, dass Liga und Verband endlich erkannt haben, dass die komplizierte und teure Nachwuchsarbeit nur gemeinsam klappt. Und nach innen, um den Talenten schon früh zu signalisieren, dass man sie im Blick hat und es ernst meint der Förderung.
Entsprechend fahren DEL und DEB auf: Eine ganze Armada an Jugendtrainern — zwei werden gar aus Kanada eingeflogen — kümmert sich bis Freitag um den Top-Nachwuchs. Nächste Woche steigt der zweite Teil des Camps dann in Mannheim. Garniert wird es wie üblich mit allerlei passenden Zitaten von Amtsträgern aus Liga, Verband und Vereinen. Auch der ein oder andere Ex-Spieler sagt da gern noch mal, wie wichtig der Nachwuchsbereich für das deutsche Eishockey ist. Darüber sind sich dieser Tage alle auffallend einig.
Vor nicht allzu langer Zeit kochte nicht nur jeder sein eigenes Süppchen, die Jugendarbeit hatte an den meisten Orten nicht mal den Namen verdient. Zahlreiche DEL-Clubs verzichteten gar gänzlich auf ein Team in der höchsten Jugendliga. Fertige Spieler von Konkurrenten oder Nordamerikaner, die es nicht (mehr) in die NHL schaffen, gibt es schließlich genug. Wofür langwierig selbst ausbilden? Bis heute hat die Mehrzahl der Clubs nur eine Hand voll Spieler in ihren Reihen, die das Trikot auch schon in der Jugend trugen. Die DEG bildet mit zehn von 27 Spielern, die schon vor ihrer Profilaufbahn im Verein waren, eine seltene Ausnahme.
Erst vor einigen Jahren begann auch anderswo das Umdenken: 2014 wurde das Future Camp installiert, es folgten einheitliche Richtlinien, Leitfäden sowie ein strenges Bewertungs-System für die Nachwuchsarbeit in den Clubs. Als Beschleuniger dieser Entwicklung gelten zwei Männer: Uli Liebsch, seit 2013 DEL-Nachwuchskoordinator, und Franz Reindl, der ein Jahr später den Verbandsvorsitz übernahm.
Neben solideren Finanzen hat Reindl den Nachwuchs zu seinem Thema gemacht. „Powerplay 26“ heißt das Konzept des Bronzemedaillengewinners von 1976. In zehn Jahren soll die Nationalmannschaft in der Lage sein, es dem DEB-Präsidenten gleichzutun und um Medaillen zu spielen. Nicht nur bei Weltmeisterschaften, wohin die Topnationen meist B- bis C-Kader entsenden, sondern auch bei Olympischen Spielen, wenn all die Millionenstars aus der NHL dabei sind.
Das klingt vermessen, und das ist es auch. Gerade mit Blick auf die jüngsten Ergebnisse der U 20-Nationalmannschaft, die längst nicht mehr in der Top-Staffel spielt und selbst in einer Gruppe mit Lettland, Österreich, Kasachstan, Norwegen und Italien Vorletzter wird. Auch die U 18 spielt nur zweitklassig. Zwar gibt es in Leon Draisaitl, Tobias Rieder, Stanley-Cup-Sieger Tom Kühnhackl und Dominik Kahun vom Meister München hoffnungsvolle Talente. Die wurden aber allesamt in Nordamerika ausgebildet, weil sie schon als Teenager den Sprung in eine neue Welt wagten. Der Ausbildung in Deutschland trauten sie nicht mehr. Das soll die nächste Generation nicht mehr sagen müssen. Ein Baustein: Das „DEL Future Camp“ an der Brehmstraße.