Mangelnde Fitness und leere Kasse
Eishockey: Den Krefeld Pinguinen hat in der zu Ende gehenden Spielzeit auch die lange Verletztenliste hart zugesetzt.
Krefeld. Pinguine-Trainer Rick Adduono will sie nicht als Entschuldigung anführen, verweist aber dennoch bei der Suche nach Erklärungen für Niederlagen wie beim 1:3 am Dienstagabend in Straubing immer wieder auf sie: die ellenlange Verletzten-Liste. Aber ist dies nur eine ausgesprochene Pechsträhne oder Folge hausgemachter Fehler? Geschäftsführer Wolfgang Schäfer will der extremen Verletzungsmisere bei den Krefeld Pinguinen auf den Grund gehen.
"Viele Experten sehen in der Häufung der Verletzungen bei uns ein Zeichen für mangelnde Fitness der Spieler. Wir werden mit den Ärzten sowie Trainern und Spielern diese Vorwürfe prüfen, um gegebenenfalls dort für die Zukunft nachzubessern." Wenn teilweise bis zu acht Stammspieler wochenlang an Krücken gehen, dann ist in der Tat Ursachenforschung dringend angesagt. Nicht zuletzt aus wirtschaftlichen Gründen, rissen doch Lohnfortzahlungen und Ersatz-Verpflichtungen ein mehrere hunderttausend Euro tiefes Loch in die ohnehin leere KEV-Kasse.
Vor allem die Knieverletzungen ließen die Pinguine am Stock gehen. Rechnerisch ein Viertel der Mannschaft (Dusan Milo, Patrick Hager, Serge Payer, Andy Driendl, Jim Fahey, Lynn Loyns und jüngst Rob Globke) konnte deshalb wochenlang nicht das tun, wofür sie eigentlich bezahlt werden sollten. Der nun im Raum stehende Vorwurf: Mangelnde Fitness habe die Spieler schneller ermüden lassen, die Bewegungs-Koordination verschlechtert und somit verletzungsfördernd gewirkt. Durch ein zu lasches Training in der Vorbereitung und Saison habe beispielsweise eine nicht optimal austrainierte Muskulatur die Knie nicht vor Verletzungen schützen können. Am Beispiel Boxen wird es deutlich: Dort sagt man, dass der gleiche Schlag aufs Kinn in der ersten Runde weh tut, in der letzten Runde den Kiefer bricht.
Unstrittig ist der enge Zusammenhang zwischen Fitness und Verletzungsanfälligkeit. Doch ob der Umkehrschluss so einfach nachvollzogen werden kann, ist fraglich. Andererseits: Manche Spieler, die sich im Jahr zuvor über die harte Vorbereitung des Fitness-Fanatikers Igor Pavlov beschwerten, klagen nun über eine zu entspannte Vorbereitung. Und: Obwohl unter Pavlov erheblich intensiver gespielt wurde, gab es weniger Verletzungen.
In diesem Jahr beschlossen Trainer-Neuling Martin Jiranek und Sportchef Jiri Ehrenberger - beide sind zwischenzeitlich entlassen - einen deutlich reduzierten Trainingsumfang. Die Sündenböcke also gefunden? "Wir wollen keine Schuldzuweisungen, sondern Lehren für die Zukunft", so Schäfer. Verständlich, gilt es ja noch einen weiteren Faktor zu berücksichtigen. Viele der Leistungsträger beim KEV sind im höheren Eishockey-Alter, sprich haben durch zahlreiche Verletzungen in ihrer Karriere bereits eine Menge "eingebauter Schwachstellen" - beispielsweise Dusan Milo (37 Jahre) und Richard Pavlikovsky (35) mit schweren Verletzungen und längerfristigen Verträgen. Ursachenforschung ist also überlebenswichtig.