Billard-WM startet mit Geigen
Bis Sonntag rollen in Viersen die Kugeln. Das Publikum feierte gestern schon das deutsche Team.
Viersen. "I declare the Billard World Championships open!" Mit diesen Worten eröffnete der Präsident des Billard-Weltverbandes, Jean-Claude Dupont, die Titelkämpfe in Viersen. 24 Teams aus 21 Nationen gehen auf die Jagd nach dem Weltmeister-Titel.
Beim gestrigen Startschuss fehlte allerdings eine Nation. Zwei griechischen Vertreter wurden Opfer des Generalstreiks in ihrer Heimat. Deshalb mussten die Hellenen mit ihrem B-Team an den Start gehen. Einzel-Weltmeister Filipos Kasidokostas und sein Partner Nikos Plychronopoulos schafften es nicht zum Flughafen und werden nun von George Sakkas und Vagelis Moulos vertreten. Doch auch sie kamen erst mit Verspätung in Viersen an und verpassten eine Eröffnungsfeier, wie sie die Festhalle bislang noch nicht erlebt hatte.
"Viersen ist ein Traum für uns Spieler", das hatte Deutschlands Spitzenspieler Christian Rudolph im Vorfeld der WM gesagt und dürfte sich nach der Zeremonie bestätigt fühlen. Nahezu sämtliche Plätze waren besetzt.
Das Sinfonieorchester des örtlichen Erasmus-von-Rotterdam-Gymnasiums sorgte für die feierliche musikalische Untermalung. Die Stimmung erreichte ihren Höhepunkt, als die 46 Akteure zu den Klängen von "Eye Of The Tiger" vorgestellt wurden.
Viersen wird gerne als "Wimbledon des Billard-Sports" bezeichnet. Spätestens als sich die deutsche A-Mannschaft zum ersten Mal dem Publikum präsentierte, machte das Publikum diesem Vergleich alle Ehre. Solch eine Welle der Begeisterung, die Rudolph und seinem Partner Martin Horn entgegen schwappte, hatten selbst die beiden Routiniers noch nicht erlebt.
Bei der Jagd nach dem Weltmeistertitel scheint eines klar zu sein. Der Weg zu Gold führt nur über Schweden. Torbjörn Blomdahl und Michael Nilsson sind die Topfavoriten schlechthin. Kein Wunder, ist das skandinavische Duo doch seit fünf Jahren unbesiegt. Ein sechster Erfolg in Serie wäre mit einem Titel-Jubiläum für Blomdahl verbunden. Die lebende Dreiband-Legende könnte sich zum zehnten Mal die Krone aufsetzen.
Gleich mehrere Teams wollen Schweden ein Bein stellen. Allen voran Deutschland A. Der größte Erfolg liegt allerdings schon ein paar Jahre zurück. 2002 gab es den letzten WM-Titel für das Gastgeberland. In Viersen bekommt es das Duo in der Vorrunde mit Ecuador und Österreich zu tun. Mit dem Team aus der Alpenrepublik haben Horn und Rudolph noch eine Rechnung offen. Bei den letzten beiden Europameisterschaften setzte es eine Niederlage. Gelingt diesmal ein Sieg, steht das Team der Deutschen Billard Union mit einem Bein im Viertelfinale.
Hinter vorgehaltener Hand ist das auch das Ziel des deutschen B-Teams. Jens Eggers und Thorsten Frings nutzten gegen die reisegestressten Griechen die Gunst der Stunde und gewannen ihr Auftaktmatch mit 2:0.
Heute Abend geht es gegen die Türkei um den Einzug in die Runde der letzten Acht. Ab dem Viertelfinale scheint im K-o.-Modus alles möglich zu sein. Ob wirklich ein Team in der Lage ist die Schweden zu stoppen, werden die nächsten Tage zeigen. Auch wenn sich Viersens Bürgermeister Günter Thönnessen einen deutschen Triumph wünscht, so stellt er doch das Fairplay in den Vordergrund. "Der Beste möge gewinnen", gab der Schirmherr den Akteuren mit auf den Weg.