Boba außer Rand und Band
Der Argentinier leistete sich in der 43. Minute gegen Hannover einen unverzeihlichen Ausrutscher.
Mönchengladbach. Den ersten öffentlichen Spießrutenlauf musste Raúl Bobadilla, Fußballprofi in Diensten des Bundesligisten Borussia Mönchengladbach, am Sonntag im münsterländischen Saerbeck überstehen. Die dortige Fan-Gemeinde der Borussia hatte den Problem-Profi als Stargast für die Weihnachtsfeier "gewonnen". Vor der Abreise gab VfL-Sportdirektor Max Eberl "Boba" noch einige passende Worte für dessen Blackout bei der 1:2-Schlappe gegen Hannover mit auf den Weg: "Wir haben uns zum wiederholten Male selber geschlagen. Nachtreten, schlagen, spucken - all das gehört nicht auf den Fußballplatz. Der Verein wird eine drastische Strafe aussprechen."
Sicher, es wäre zu einfach, Bobadilla als alleinigen Sündenbock für den erneuten Ausrutscher der Fohlen abzustempeln. Doch was sich der Argentinier in der 43. Minute - da führte Borussia noch 1:0 - geleistet hatte, darf reinen Gewissens als Dummheit und Knackpunkt bezeichnet werden: Zuerst hatte Bobadilla nach einem Zweikampf mit Hannovers Pinto übel nachgetreten - Schiedsrichter Marco Fritz zückte zu Recht die Rote Karte.
Im Anschluss ging Bobadilla erneut auf Pinto los, es folgte das große Schubsen, schließlich pöbelte Bobadilla im Vorbeilaufen den vierten Offiziellen Christian Fischer an, trat im Kabinengang voller Wut gegen eine Tür, hämmerte mit der Faust gegen einen Monitor und verschwand dann in der Kabine.
"Er hat die Mannschaft im Stich gelassen. Wenn du in unserer jetzigen Situation 60 Minuten mit zehn Mann spielen musst - das macht es nicht einfacher", sagte VfL-Kapitän Filip Daems. "Es gibt keine zwei Meinungen, dass er uns einen Bärendienst erwiesen hat. Er muss sein Temperament in den Griff bekommen. Gerade weil wir schon häufig mit ihm gesprochen haben, war diese Aktion ein Schlag ins Gesicht für uns alle", legte Eberl nach.
Dass sie sich mit Bobadilla keinen pflegeleichten Spieler geholt hatten, wissen die Borussen-Macher aber schon seit dem Tag seiner Verpflichtung. Es war kein Geheimnis, dass der 23-Jährige auch fernab des Fußball-Platzes noch geformt werden musste. Und seinen Ruf als hochbezahltes Enfant terrible untermauerte Bobadilla immer wieder in den vergangenen Monaten: Alkohol-Tour, Führerschein-Entzug, Ausraster, verpasste Behandlungstermine, Ego-Trip - der Hitzkopf ließ kein Fettnäpfchen aus, wurde vom VfL sogar intern gesperrt.
Angesichts der ganz wenigen guten Auftritte wie jüngst beim Derby-Sieg in Köln fällt es wohl auch niemandem bei Borussia leicht, ihm sein rüpelhaftes Verhalten schnell wieder zu verzeihen.