„Fan zu sein, das hört mit der zweiten Liga nicht auf“

Anhänger nehmen Abschied von der Saison und der ersten Bundesliga. Dabei scheint der unvermeidliche Abstieg bei den meisten Fans nur noch zweitrangig zu sein.

Mönchengladbach. Ein schwarz-weiß-grünes Meer aus Trikots, Schals und Mützen schwirrt rund um den Bereich des Fanhauses, wo sich Anhänger der Borussia kurz vor dem Spiel im benachbarten Nordpark regelmäßig treffen. Immer wieder werden Fangesänge wie "Die Seele brennt" oder die Hymne "Wir schwören Stein und Bein" lauthals mitgesungen. An den Bierzeltgarnituren oder rund um die Ausschankpavillons lassen die Fans der Borussia die Saison noch einmal Revue passieren und nehmen zugleich Abschied von der ersten Liga.

Dabei scheint der unvermeidliche Abstieg bei den meisten Fans nur noch zweitrangig zu sein. "Natürlich ist es traurig", erklärt Willi Jordan (57). Gemeinsam mit seiner Frau Angelika reist er regelmäßig aus Essen zu den Heimspielen nach Mönchengladbach. "Die Trauer haben wir hinter uns. Wir hatten doch in den vergangenen Wochen kaum eine reelle Chance auf den Klassenerhalt und die Spiele wurden immer schlechter. Jetzt wollen wir ein vernünftiges Saisonfinale sehen", erklärt der 57-Jährige.

Schlimmer sei es, wenn am letzten Spieltag die Gefahr des plötzlichen Abstiegs bestehe. Mit einem direkten Wiederaufstieg rechnet Jordan jedoch nicht. "Es wird sicher schwer, denn die zweite Liga ist mit Köln und Aachen natürlich sehr stark."

Auch Markus Dresen (28) ist sicher, es wird eine harte nächste Saison für die Borussia. "Vor allem weil man derzeit noch keinerlei Hinweise auf große personelle Neuerungen hat. Da ist doch keiner im Gespräch, bei dem man denkt, wunderbar, der kickt uns aus der zweiten Liga."

Umso schmerzlicher scheint für viele der Abschied von Jungstar Marcell Jansen. Ihm wirft Jordan mangelnden Einsatz vor. "Das ist doch ein Gladbacher Jung, warum lässt er seine Mannschaft jetzt im Stich. Schließlich ist er doch auch für den Abstieg mitverantwortlich."

Harald Dohmen (43) versteht die Ambitionen. "Und außerdem, wenn der Verein doch die geforderte Summe für Jansen bekommt, sollen sie davon eben geeignete und qualifizierte Spieler kaufen."

Größer ist die Trauer der Fans um Spieler wie Peer Kluge. "Kluge ist der einzige, dem man abnehmen kann, dass er mit Herz und Seele dabei ist. Er hat als einziger gekämpft und auf dem Platz gesessen und geweint, als der Abstieg sicher war. Diese Reaktionen hat man von anderen Spielern vermisst", so Dresen.

Ein Grund, weswegen Kluge, ebenso wie Fanliebling Kasey Keller, mit großen Gesängen und Applaus von den Fans in der Nordkurve verabschiedet wurde. Für Spieler wie Hassan El Fakiri und Michael Delura (Lezterer war gar nicht vor Ort) gab es Pfiffe während der offiziellen Verabschiedung. "Wem nichts am Verein liegt, der hat auch die Treue der Fans nicht verdient", schimpft ein Anhänger. Andere dagegen beschwören: "Wir halten auch in der zweiten Liga zur Borussia. Das Fansein hört doch dann nicht einfach auf."