Bundesliga: Die Hypothek des Aufstiegs

Gladbachs Präsident Königs fordert die direkte Rückkehr in die Bundesliga. Doch wie das gelingen soll, weiß keiner im Klub.

Mönchengladbach. Nichts aus viel gegen viel aus wenig, Absteiger gegen Drinbleiber - Borussia Mönchengladbach gegen VfL Bochum, 0:2 durch Tore von Dabrowski und Wosz. Am letzten Spieltag der Saison trafen sich beide Mannschaften im Prinzip nur noch der Vollständigkeit halber miteinander. Gladbach längst abgestiegen, Bochum längst sicher - ein Spiel für die Freunde von Zahlenreihen, die sich zu Tabellen zusammenfügen. Mehr nicht. Wirklich nicht? Doch. Zumindest für Borussia Mönchengladbach. Trainer Jos Luhukay nannte die Begegnung nachher zwar "das Spiegelbild der gesamten Saison". Doch die 90 abermals erbärmlichen Minuten des Altmeisters vom Niederrhein sind mehr als das. Sie sind das Minus unter einer Bilanz, mit der vor der Saison nicht einmal der größte Pessimist gerechnet hat. Und sie sind Hypothek für die Zukunft. Sie lasten auf den Spielern, sie lasten auf dem Trainer, sie lasten auf dem neuen Sportdirektor Christian Ziege. Nur auf Präsident Rolf Königs lasten sie nicht. Er, gerade erst im Amt bestätigt, ist es schließlich selbst, der die Höhe der Hypothek bestimmt. Das Ziel müsse der sofortige Wiederaufstieg sein, schrieb der mächtigste Borusse im Vorwort der Stadionzeitschrift.

Borussia Mönchengladbach - eine gesichtslose Gruppe von Fußballern

Ungemach ist programmiert an der Niers. Dabei hätte Borussia Mönchengladbach dringend die Ruhe nötig, die der VfL Bochum zumeist bewahrt, wenn der Wind von vorn kommt. Dass der Trainer immer noch Marcel Koller heißt, ist nicht selbstverständlich in einer Saison, die elf seiner Kollegen die Anstellung kostete. Wenn es hart auf hart kommt, besinnt der VfL sich auf seine Qualitäten. Dann wird Fußball gekämpft, gearbeitet, gerackert. Und dann kommt auch das Glück. In der abgelaufenen Saison hieß es Theofanis Gekas. Der Grieche hat Bochum mit seinen Toren im Alleingang den Platz in der Eliteliga gesichert. 20 Mal traf der beste Schütze der Saison, das sind drei Treffer weniger als der gesamte Kader von Borussia Mönchengladbach zu Wege brachte. Warum das so ist, wurde am Samstag überdeutlich. Gladbach hatte kein Team auf dem Feld. Eine gesichtslose Gruppe von Kickern trabte über den Platz, immer versucht, möglichst nicht unangenehm aufzufallen.

Für Kontinuität im sportlichen Bereich war nie Platz

All das hat Ursachen, die nicht allein auf dem Mist der sportlich Verantwortlichen gewachsen sind. Zwar weiß Präsident Königs nach eigenen Angaben, dass sich sein Klub seit dem Wiederaufstieg 2001 nicht hat in der Bundesliga konsolidieren können. Aber offenbar weiß er nicht warum. Dabei steht die Antwort in Beton und Wellblech im Gladbacher Norden. Königs hat den Stadionbau forciert und dem Klub ganz nach Art des erfolgreichen Managers eine Kostendiät verordnet. Wirtschaftlich stand Borussia Mönchengladbach nie besser da - sportlich dafür nie schlechter. Um den behutsamen Aufbau eines konkurrenzfähigen Teams hat sich keiner richtig gekümmert, weil schnelle Erfolge wichtiger waren und mit dem neuen Stadion eine neue Ära beginnen sollte. Da ist für Kontinuität kein Platz. Wirtschaftlich allerdings hat das funktioniert. Gladbach macht Millionenumsatz, kann einen 60-Millionen-Euro-Etat stemmen, in seinen Shops stehen die Fans Schlange und bezahlen für jeden Firlefanz fast jeden Preis. Nur eines hat Borussia Mönchengladbach schon lange nicht mehr im Portfolio: Erfolg versprechenden Fußball. Wie sich daran in den nächsten drei Monaten etwas ändern soll, ist ein Geheimnis, das allein Rolf Königs kennt. Sonst könnte er kaum von der schnellen Rückkehr in die 1. Liga sprechen.