Für die Fans ist Gohouri spitze

Die Anhänger des VfL wählen den Ivorer nach der Partie gegen Werder zum besten Spieler.

Mönchengladbach. Wie nach jedem Bundesligaspiel wurden die Leser der Borussia-Homepage auch nach dem 2:2 gegen Werder Bremen aufgefordert, den besten Spieler zu wählen. Doch weder die beiden Torschützen Michael Delura und Nando Rafael, die Techniker Peer Kluge und Federico Insua noch Publikumsliebling Marcell Jansen lagen in der Fan-Gunst vorne. Nein, das Rennen machte mit weitem Vorsprung Steve Gohouri, der kantige Manndecker von der Elfenbeinküste.

Mit dieser Einschätzung gehen die Zuschauer zwar nicht mit der Beurteilung der Fachpresse konform - diese beurteilten Gohouris Leistung allenfalls als durchschnittlich. Zu offensichtlich waren gegen die flinken Bremer Gohouris Probleme im Stellungsspiel, zu häufig landete der Ball von dessen Fuß oder Kopf beim Gegner. Was aber die Einsatzbereitschaft und den Kampfeswillen des 26-Jährigen angeht, lieferte er den gut 50 000 Zuschauern und vor allem seinen Mitspielern ein Lehrstück. Der Ivorer ("Ich habe keine Angst vor Zweikämpfen") warf sich furchtlos in jeden Bremer Angriff, schonte weder sich noch Gegner und wollte, nachdem er sich im Duell mit Per Mertesacker eine Platzwunde zugezogen hatte, partout nicht aufgeben: "Ich wurde gefragt, ob ich lieber ausgewechselt werden will, aber das kam nicht in Frage."

Und so hielt der Nationalspieler in der Nachspielzeit den frisch getackerten und verbundenen Schädel im Kopfballduell mit Miroslav Klose hin und gab die entscheidende Kopfballverlängerung für Nando Rafael. "Das war natürlich ganz wichtig. Wenn wir das Spiel verloren hätten, wäre es ein richtiger Tiefschlag gewesen." Im Stadion waren erstmals Gohouri-Sprechchöre vernehmbar - ein klares Zeichen der Fans, dass der Borussia solche Spielertypen gerade im Abstiegskampf gut tun. Spieler, deren Wille noch größer ist als das Talent und die die anderen mit ihrer Einstellung mitreißen.

Als Steve Gohouri im Winter nach Mönchengladbach kam, sagte er: "Ich muss einfach kämpfen, kämpfen, kämpfen. Der Klassenerhalt ist mein einziges Ziel. Alles andere ist mir in den nächsten Monaten egal." Die Wucht dieser Aussage setzte Gohouri auf dem Platz gegen Bremen in Kompromisslosigkeit auf dem Spielfeld um. Bei so viel Leidenschaft sehen die Fans gern über kleinere Defizite hinweg - immerhin hatte Gohouri bisher in jedem Spiel mindestens einen Aussetzer.