Fußballgeschichte: Ein Sieg über die Bayern
2001 schoss Arie van Lent das entscheidende 1:0 gegen Bayern München. Am Samstag wird’s wieder spannend.
Mönchengladbach. 28. Juli 2001. Die Sonne strahlt über dem ausverkauften Bökelbergstadion. Seit Wochen gibt es bei den Fans der Borussia kein anderes Thema: Die Bayern kommen!
Und das zum ersten Mal seit fast drei Jahren. Denn die "Fohlen" mussten erst einmal aus den Niederungen der Zweiten Liga zurück galoppieren, um das Duell mit dem alten Erzrivalen wieder aufnehmen zu können.
"Als der Spielplan veröffentlicht wurde, da standen da zwar auch noch 33 andere Partien für uns drin. Aber wir haben die ganze Vorbereitung nur auf die Begegnung mit den Bayern hin gefiebert", sagt Arie van Lent.
Der heute 39-Jährige wurde zum Mann des Spiels. In der 23. Minute nahm er eine Flanke von Marcel Witeczek mit dem linken Fuß direkt und überwand Oliver Kahn im Tor des Rekordmeisters.
"Das war ein unglaubliches Gefühl. Die kamen als Champions-League-Sieger, wir hatten als Aufsteiger nichts zu verlieren und haben dann völlig verdient gewonnen."
Ein Sieg über die Bayern, Glücksmoment für alle Anhänger. Etwas besonderes für jeden Spieler. Weil sich die beiden Vereine schon lange nicht mehr auf Augenhöhe befinden. In den 70er Jahren, ja da war das anders. Von 1969 bis 1977 wechselte die Meisterschale ausschließlich zwischen Isar und Niers hin und her.
"Finanziell waren die Bayern schon damals besser gestellt, aber wir hatten eine eingespielte Mannschaft", sagt Herbert "Hacki" Wimmer. Der 65-Jährige bereitete am 21. Mai 1977 im Olympiastadion das 2:0 von Uli Stielike vor.
"Kurz vor dem Abpfiff haben wir dann durch ein Eigentor von Hans-Jürgen Wittkamp zwar noch das 2:2 kassiert, aber auch dieser eine Punkt hat uns zur Meisterschaft gereicht." Es war die bis heute letzte von Borussia Mönchengladbach.
Die umso schwieriger war, weil an diesem letzten Spieltag mindestens ein Unentschieden zwingend nötig war, um den Titel nicht an Schalke zu verlieren. Und nach München konnte die Borussia selbst in ihrer erfolgreichsten Epoche die Punkte meistens eigentlich per Post schicken.
"Ich dachte, die hätten da vorher schon mal gewonnen", sagt Bernd Krauss und ist auch nach fast 15 Jahren noch verwundert, dass er der erste Trainer war, der die Gladbacher zu einem Sieg in München führte.
Nein, erst im 31. Anlauf war es am 14.Oktober 1995 so weit. Unvergessenen sind die Liegestützen, die Stefan Effenberg nach dem historischen Erfolg vor der Fankurve vollzog. Das 2:1 ist immer noch ein "One-Hit-Wonder".
Ganz anders die Heimspiele. "In den 80er Jahren waren unsere Duelle immer noch Spitzenspiele und da hat vor allem am Bökelberg die Luft gebrannt", sagt Hans-Jörg Criens und ergänzt: "Es war für jeden einzelnen das Spiel des Jahres."
So auch am 24. März 1984, als die Bayern mit 3:0 nach Hause geschickt wurden. Lange sah es nach einem torlosen Remis aus, doch dann trafen Frank Mill (79.), Criens (82.) und erneut Mill (89.).
"Wir haben sie gnadenlos ausgekontert. Beim ersten Tor hat Jean-Marie Pfaff eine Flanke von Kai-Erik Herlovsen unterlaufen. Kurz darauf konnte ich einen Abpraller von Klaus Augenthaler verwerten."
Hans-Jörg Criens erinnert sich gerne, doch ob die Gladbacher nochmal mit den Bayern auf Augenhöhe sein werden? "Das wird nie mehr der Fall sein, es ist absolut utopisch. Fußball ist heutzutage nur noch Kommerz und da sind die Bayern der Borussia um Jahrzehnte voraus."
In einem Spiel aber kann dieser Unterschied durchaus kaschiert werden, besonders wenn es in Mönchengladbach stattfindet. Dort wird heute die Sonne scheinen. So wie auch am 28. Juli 2001...