Gladbach hofft - Daum schwant Böses
Borussia Mönchengladbach gewinnt 4:2 in Köln, schöpft Hoffnung und bringt den FC-Trainer ins Grübeln.
Köln. Christoph Daum stiert in den Raum und denkt überraschend lange nach. Dann schwant ihm Böses. "In Köln gibt es Leute, die denken, diese Mannschaft hat mit dem Abstieg nichts mehr zu tun. Alle, die nach dem Sieg in München gesagt haben, dass wir gerettet sind, werden jetzt eines Besseren belehrt", sagt Daum. Und nach einer kurzen Pause: "Ich fordere in Köln die ganze Zeit schon Realitätssinn ein."
Daum wirkte selten so nachdenklich wie nach dem 2:4 (0:2) gegen den Erzrivalen Borussia Mönchengladbach. "Es gibt immer noch Klubs in der Liga, die uns um unsere Lage beneiden." Aber Daum weiß natürlich auch, dass die Begegnung beim FC Energie Cottbus ein ganz schweres Auswärtsspiel werden wird. Und der Trainer des Aufsteigers wird vorher personelle Konsequenzen ziehen.
"Es gibt da ein paar Dinge, mit denen ich nicht einverstanden bin. Wir werden die Lehren aus dieser Niederlage ziehen." Dazu dürfte zählen, dass mit Manasseh Ishiaku, Sergiu Radu und Thomas Broich in der Bundesliga nichts anzufangen ist. Daum nennt freilich keine Namen: "Ich werde niemanden bloßstellen, aber ich weiß, was zu tun ist." Und dann sagt Daum noch: "Ich weiß doch selbst, dass wir nach einer Niederlage gegen Borussia die Deppen sind und die Mönchengladbacher die Helden."
Der FC hatte keine Chance. Da konnten sich Manager Michael Meier und Daum noch so intensiv über einen ganz offensichtlich unberechtigten Elfmeter aufregen, als der eingewechselte Gal Alberman in der 87. Minute im Kölner Strafraum fiel, Schiedsrichter Thorsten Kinhöfer aus Herne auf den Punkt zeigte und Michael Bradley zum 4:2 entscheidend verwandelte.
Immerhin war Meier so fair, den Sieg des Gegners anzuerkennen: "Wenn man vier Tore vor eigenem Publikum kassiert, kann man kein Spiel gewinnen." Der Meyer auf der anderen Seite erlaubte sich nach dem überzeugenden Sieg sogar ein Lächeln.
Ein Blick auf die Tabelle und dann sagte der Trainer der Borussia: "Dieser Sieg tut der Seele gut. Das hat nichts mit dem Derby zu tun, sondern mit unserer Situation. Wir sind wieder im Rennen." Erstmals zwei Siege hintereinander, erstmals seit über drei Monaten die beiden Abstiegsplätze verlassen, aber Hans Meyer wäre nicht Hans Meyer, wenn er nicht schnell wieder auf den Boden der Realitäten zurückgefunden hätte: "Uns steht das Wasser weiter trotzdem bis Oberkante Unterlippe." Am Freitag kommt der VfL Bochum.
In Köln machten Alexander Baumjohann und Marko Marin den Unterschied. Der kleine Marin ließ die überforderten Kölner stehen wie Slalomstangen. Und bei Baumjohann konnte man in jeder von 90 Minuten beobachten, warum Uli Hoeneß in ihm einen erkannte, der das Zeug hat, sich auch beim Rekordmeister FC Bayern durchzusetzen. Alles lief über Baumjohann, sein explosiver Antritt ließ Gegenspieler gelegentlich aussehen wie brave Schuljungen.
In der 25. Minute lief Marin über links in den Strafraum, keiner konnte ihn halten, passte auf Bradley, der unbehindert einschob. "Glücklich" nannte Hans Meyer diesen Umstand. Kurz vor der Halbzeitpause traf Karim Matmour nach einem Traumpass von Baumjohann.
"Sehr glücklich" nannte es Meyer. Den Anschlusstreffer von Miso Brecko (64.) beantwortete Borussia mit dem 3:1 durch Rob Friend. Brecko traf nochmals (82.), aber es war nur ein Aufbäumen. Seit 7. November ist Köln ohne Heimsieg, eingefleischte Fans wussten ohnehin vorher, dass es keine Chance gab: Geißbock Hennes VII. war am Freitag wegen Arthrose eingeschläfert worden.