Reifeprüfung im Abstiegskampf

Borussia Der 4:2- Derbysieg der Borussia beim 1. FC Köln war ein Produkt aus Kampfgeist, Spiel- witz und Effizienz.

Köln. Es ist nicht die Art von Christoph Daum, wie die Katze um den heißen Brei herum zu schleichen. Also kam der Trainer des 1. FC Köln gleich auf den Kern der Sache. "Fußball ist Ergebnisssport. Die Gladbacher sind diesmal die Helden. Wir sind die Deppen", sagte Daum und analysierte scharfsinnig die Lage: "Auch wenn der Elfmeter unberechtigt war, Gladbach hat mit seinen tollen Individualisten das Spiel entschieden. Trotzdem ist ja für uns nichts verloren. Wir können alles aus eigener Kraft schaffen."

Diese Chance haben die Borussen trotz immer noch deutlich schlechterer Ausgangslage als der rheinische Rivale auch. Nach zwei Siegen mit acht Toren keimt wieder Hoffnung auf im Borussia-Park, weil sich die Mannschaft offenbar endgültig gefunden hat, weil die Mischung stimmt, die Balance, wie Cheftrainer Hans Meyer gerne betont, die Melange aus kreativen, offensiven, unbekümmerten Spielern wie Bradley, Baumjohann, Marin oder Matmour und ausgebufften Typen wie sie Stalteri, Galasek oder Kapitän Daems verkörpern. An deren Seite hat "Ur-Borusse" Tobias Levels, der seit der D-Jugend für den VfL spielt, eine beachtliche Reife erlangt.

"Es ist ein wunderbares Gefühl, zweimal hintereinander gewonnen zu haben. Da wacht man doch in den nächsten Tagen ganz anders auf", sagte Gladbachs Cheftrainer Hans Meyer - und strich ausnahmsweise mal die sonst übliche sonntägliche Übungseinheit. Glückliche Borussen - nach dem 20. Sieg auf Kölner Terrain feierten die Spieler mit ihren anfangs ungehobelten dann überschwänglichen Anhängern ausgelassen den Sprung auf den Relegationsplatz - und die Kraft reichte noch so gerade noch für eine fröhliche Rutschpartie über den Rasen. "Für die Fans ist der Sieg richtig schön, für uns aber zählen nur die Punkte", sagte Alexander Baumjohann, der beste Spieler auf dem kölnischen Rasen.

Dessen Vorbereitung zum 2:0 und 3:1 war zum mit der Zunge schnalzen. Gladbachs Sportdirektor traut dem künftigen Münchener sogar indirekt zu, das Zeug zum Nationalspieler zu haben: "Es gibt nur wenige Profis in Deutschland, die fußballerisch mit so viel Talent gesegnet und körperlich so robust sind wie Alex."

So entschied am Ende die individuelle Klasse von Baumjohann, Marin und Bradley das rheinische Derby, in dem die Kölner spielerisch überfordert waren, harmlos agierten und trotzdem mit ihren mehr als 30 aus der Abwehr einfach blind nach vorne geschlagenen Bällen immer wieder Gefahr heraufbeschworen.

Doch es war nur all zu gerecht, dass nicht der Zufall über Sieg und Niederlage bestimmt hat sondern das spielerische Potenzial. "Und es war ein Sieg der inneren Bereitschaft", sagte Gladbachs Trainer abschließend.