Mönchengladbach. Die Ordner in der AWD-Arena hatten sich in der zweiten Halbzeit vor den Blöcken der Borussen-Fans aufgebaut. Sicher erwartete der Sicherheitsdienst einen wütenden Mob, der angesichts des am Sonntag wohl endgültig besiegelten Bundesliga-Abstiegs von Borussia Mönchengladbach seinen Frust nicht nur verbal zum Ausdruck bringen sollte. Stattdessen sahen sich die rund 30 in neongelben Westen gehüllten Sicherheitskräfte 3000 friedlich in den Armen liegenden Borussen-Anhängern gegenüber, die die gesamte Spielzeit über in sämtlichen bekannten Fan-Liedern die Liebe zu ihrem Verein besangen. Nur kurz wurden diese Hymnen durch stakkatohaft vorgetragene und wütende Rufe unterbrochen: "Wir sind Gladbacher und ihr nicht!" Sie, die Fans also, sind der Verein, die Herren Spieler eben nicht. Ansonsten blieb es friedlich. Das Spiel, in dem fast alle Spieler Borussias bundesligaunwürdig über den Rasen stolperten, war nicht einmal mehr Nebensache. "Außer Olli könnt ihr alle gehen", eine weitere scharfe Forderung kurz nach dem Schlusspfiff.
Rolf Königs zunehmend in der Kritik
Der aus der Kritik ausgenommene Oliver Neuville war wegen einer Verletzung in Hannover gar nicht erst dabei. Ein Pfeifkonzert untermalte die Szenerie, als die Spieler wie geprügelte Hunde in die Fankurve schlichen, um sich bei den Zuschauern zu bedanken. Steve Gohouri, der sein Trikot in die Kurve warf, wurde beinahe von einem Bierbecher getroffen - dieser "Übergriff" blieb die Ausnahme. Das Verhältnis zwischen Fans und aktueller Mannschaft ist spätestens nach dem lustlosen Gekicke vom Sonntag zerrüttet, auch der Kopf von Präsident Rolf Königs wurde gefordert. Die verbalen Spitzen wurden immer wieder eingebettet von Lobliedern auf die Borussia und Bekenntnissen wie "Mit Stolz trag’ ich auf meiner Brust das "B" vom Niederrhein." Ein Tatbestand, der die Fans ihrer Ansicht nach von den Spielern unterscheidet. Noch lange nach dem Schlusspfiff standen in der Südkurve viele Gladbach-Fans und sangen. Und sangen. Und sangen. Irgendwie wollten sie das Stadion nicht verlassen, können und wollen den Abstieg aus der ersten Liga nicht hinnehmen. Die Stimmung war geprägt von einer seltsamen Melange aus Kritik an der aktuellen Situation im Verein und der Beschreibung der uneingeschränkten Liebe zur Borussia. Wie skandierten die Fans noch kurz nach dem erlösenden Schlusspfiff von Schiedsrichter Felix Brych? "Gladbach ist der geilste Klub der Welt!"