Winfried Schäfer bietet sich als Berater an

Der frühere Borusse geht mit Mönchengladbach hart ins Gericht. Der 57-Jährige kritisiert vor allem die verloren gegangene Tradition bei Verpflichtungen.

<strong>Hannover/Mönchengladbach. Eine Stunde lang hatten die Spieler von Borussia Mönchengladbach in Hannover in punkto Engagement und Leidenschaft so wenig zu bieten, dass Sportdirektor Christian Ziege nach der 0:1-Niederlage seine sonstige Zurückhaltung aufgab. Zornig und schonungslos stellte der 37-Jährige Manager einen Teil der Spieler an den Pranger: "Ich muss mich bei den mitgereisten Fans entschuldigen, die eine Mannschaft gesehen haben, die sich nicht wehrt. Mit fünf oder sechs Spielern kann man gegen elf nicht dagegen halten."

Selbst Trainer Luhukay hat die Hoffnung aufgegeben

Borussia Mönchengladbach liegt vor ihren vermutlich letzten 360 Erstliga-Minuten am Boden. Selbst Cheftrainer Jos Luhukay und sein permanenter Glaube, dass es seine Mannschaft doch noch schaffen könne, ist seit Sonntag erschüttert. "Jetzt wird es sehr schwer, aber wenn wir schon runter gehen, dann mit Ehre und Anstand."

Während der niederländische Coach der Gladbacher trotz der abermals erschreckenden Harmlosigkeit seiner Spieler die Contenance bewahrte, brachte ihn der Kommentar eines Trainer-Kollegen auf die Palme. Der Ex-Gladbacher Profi und Fußballlehrer Winfried Schäfer, der noch nie um schonungslose Analysen verlegen war, hatte via Bezahl-Fernsehen den laschen Auftritt der Gladbacher Profis auf das Heftigste kritisiert. Woraufhin Luhukay ziemlich barsch entgegnete: "Was für ein Quatsch. Schäfer ist doch Außenstehender und viel zu weit weg von der Basis. Was weiß der schon von meiner Mannschaft."

Die Offenheit, mit der sich Winfried Schäfer über seinen Ex-Klub äußert, sowie der gemeinsame Auftritt mit Rolf Königs heizen die Spekulationen an. Gladbachs Präsident benötigt eine Vertrauensperson, die gerade auf sportlicher Ebene kompetent ist. Und die könnte Schäfer heißen. Diese Aussicht allein sorgt bereits für Unruhe. Denn der in die Kritik geratene Vereins-Boss erhöht damit schon jetzt den Druck auf seine sportliche Führung. Ein Trainer in der Hinterhand zeugt von nicht allzu großem Vertrauen in die derzeit handelnden Personen.

Abrechnung: "Es ist die Quittung der vergangenen fünf Jahre", sagte Marcell Jansen. Der 21-Jährige hat noch keine Entscheidung über seine Zukunft getroffen. Der FC Barcelona soll Interesse haben.

Frust: In der Fankurve der Gladbacher herrschte gereizte Atmosphäre: Sarkastische Jubelgesänge, "Köngis-raus-Rufe" sowie wüste Spieler-Beschimpfungen wechselten einander ab. Steve Gohouri bekam den Fan-Frust besonders zu spüren. Als er sich in der Fankurve verabschieden wollte, flogen ihm Bierbecher entgegen, begleitet von einem Chor: "Wir sind Gladbacher und ihr nicht."