Borussia Mönchengladbach Ibrahima Traorés Gala-Auftritt beim 2:1 gegen Hannover

Mönchengladbach. Ibrahima Traoré warf beim Verlassen des Rasens kurz vor dem Abpfiff lächelnd Handküsschen gen Haupttribüne. Dorthin, wo sich seine Familie aufhielt und ihren Ibo, so der Spitzname des Gladbacher Flügelstürmers, im Einklang mit den Fans der Fohlen Elf begeistert feierten.

Hatte allen Grund zum Jubeln: Torschütze Ibrahima Traoré.

Hatte allen Grund zum Jubeln: Torschütze Ibrahima Traoré.

Foto: Marius Becker



Doch das Spiel ging ja noch weiter; erst lange fünf Minuten später war das 2:1 (84./Siegtorschütze Raffael) der niederrheinischen Borussia gegen Hannover 96 unter Dach und Fach und das Glück der Traorés vollkommen. „Es ist einfach wunderbar, dass es so gelaufen ist. Ich bin froh, dass ich meine Familie zu mir geholt habe“, beschrieb Traoré seinen Gemütszustand später.

Der in Paris aufgewachsene Traoré hatte nach den Anschlägen in der französischen Hauptstadt Mutter, Geschwister und weitere Familienmitglieder kurzerhand nach Mönchengladbach eingeladen, damit sie ein wenig abschalten und auf andere Gedanken kommen können. „Der Fußballnachmittag hat uns geholfen, wir hatten alle viel Spaß“, sagte Traoré später. Der ganze Clan bleibt nun bis auf weiteres bei „Ibo“, in dessen großem Haus.

Gladbachs Coach André Schubert zeigte sich beeindruckt, wie Traoré mit der ganzen Situation umging. „Ibo hat dank seines Naturells, seiner Lebensfreude all die schlimmen Ereignisse komplett ausgeschaltet und sein Spiel gespielt“, sagte Schubert.

War Traoré bei der Schweigeminute zu Beginn der Begegnung noch total in sich gekehrt, wirkte er später zeitweise wie aufgedreht, erzielte mit einem rotzfrechen Schuss durch die Beine von Nationaltorwart Ron Zieler die 1:0 Führung und mischte die gegnerische Deckung mit seinen Dribblings ein ums andere Mal auf. Da Gladbachs neuer Publikumsliebling neben seiner eigentlichen Profession, dem Sturm und Drang-Fußball, inzwischen auch defensiv „denkt“, wie sein Trainer lobend feststellte, gehörte dieser Tag im Borussia-Park in erster Linie dem sympathischen Franzosen.

Doch das Glück des Ibrahimo und seiner Familie hing rein Fußball-technisch auch ein wenig am seidenen Faden. Denn die Hannoveraner hätten bei ihrem beherzten Auftritt in Mönchengladbach, wo deren Trainer Michael Frontzeck einst als Spieler und Coach agierte, durchaus auch die Feier stören können.

Gladbachs daheim noch nie so intensiv beschäftigter Klasse-Torwart Yann Sommer ließ jedoch nur einen Treffer zu, so dass André Schubert in seinem ersten Spiel als Cheftrainer der Borussia einen perfekten Einstand feierte. Doch diesem Tatbestand maß Schubert nicht die geringste Bedeutung bei: „Erstes Spiel als Cheftrainer, das ist doch unwichtig. Die Mannschaft hat einen Superjob gemacht und bis zum Schluss in diesem schweren Spiel alles in die Waagschale geworfen. Nur das zählt.“

Bei aller Bescheidenheit - die Erfolgssträhne der „neuen“ Borussia in der Eliteliga ist inzwischen eng mit dem Namen Schubert verbunden. Eine solch außergewöhnliche Serie (sieben Siege, ein Remis) haben selbst Größen wie Weisweiler, Lattek oder Jupp Heynckes zu Beginn ihrer Tätigkeit bei keinem Klub geschafft.

Zudem musste Schubert mit der Bürde leben, Borussia Mönchengladbach auf dem Tiefpunkt zu übernehmen (bei null Punkten). Was vortrefflich gelang: Durch den Höhenflug im Fußball-Oberhaus ist er mit seinem Team mittlerweile oben angekommen und nimmt im Rennen um die „internationalen Plätze“ eine gediegene Position ein.

Obendrein sind die Schubert-Schützlinge noch im DFB-Pokal (Achtelfinale gegen Bremen) vertreten und haben ein weiteres Eisen im Feuer. Am Mittwochabend geht es für die Fohlen Elf um die erste Chance, ihre Europa-Tournee 2016 fortzusetzen. Nicht mehr Champions- immerhin aber Europa-League. Dazu bedarf es allerdings unbedingt eines Sieges gegen den renommierten FC Sevilla.

Traores unbeschwerter Tempo-Fußball könnte zweifellos zum Gelingen beitragen, ja, und vielleicht wirft er übermorgen dann auch wieder Kusshändchen in die Loge.

Mönchengladbach: Sommer (1,5), Korb (4), Christensen (3), Jantschke (3,5), Wendt (3), Nordtveit (3,5), Dahoud (3,5), Johnson (3), Traoré (1), Raffael (3), Stindl (3,5) Gladbach: Sommer (1,5), Korb (4), Christensen (3), Jantschke (3,5), Wendt (3), Nordtveit (3,5), Dahoud (3,5), Johnson (3), Traoré (1), Raffael (3), Stindl (3,5)

Hannover 96: ------ Zieler (2), Sorg (4), Marcelo (3,5), Schulz (3,5), Albornoz (3), Sané (2,5), Schmiedebach (3,5), Bech (2,5), Gülselam (3), Karaman (3), Sobiech (3)