Lehrgeld der Anfänger

Die 1:5-Niederlage in Hannover legt Gladbachs Problemzone schonungslos offen. Der Abwehr fehlt die Bundesligatauglichkeit.

Mönchengladbach. Schnell war er verschwunden. Nur rund 45 Minuten nach dem Abpfiff verließ der Mannschaftsbus von Borussia Mönchengladbach am Sonntag die Arena in Hannover. Nichts wie weg nach der 1:5-Klatsche und erstmal eine Nacht drüber schlafen.

"Wir müssen aus den gemachten Fehlern lernen und dieses Spiel dann ganz schnell vergessen", diktierte Roel Brouwers den Journalisten noch schnell in die Notizblöcke. Der Innenverteidiger war einer von drei Totalausfällen in der Abwehr des Aufsteigers, die nach dem fünf Treffern in Niedersachsen mit nunmehr elf Gegentreffern die schlechteste der Bundesliga ist.

"Borussia war keine vier Tore schlechter", sagte Hannovers Trainer Dieter Hecking. In der Tat spielte der Neuling in der ersten halben Stunde sehr ordentlich mit, verlor aber nach dem ersten Gegentor jegliche Ordnung.

Zu diesem Zeitpunkt fehlte in Patrick Paauwe einer der wichtigsten Spieler, der für die Ordnung und die Balance auf dem Platz zuständig ist. Eine Zerrung im rechten Oberschenkel stellt seinen Einsatz im nächsten Heimspiel am kommenden Samstag (15.30Uhr) gegen Hertha BSC Berlin infrage.

Auffällig ist, dass dieses Phänomen großer, kollektiver Orientierungslosigkeit in der Defensive zum wiederholten Male in Hannover zu beobachten war. Schon bei den Niederlagen gegen Stuttgart und in Hoffenheim brachte das 0:1 die Gladbacher aus dem Rhythmus. Selbst der 3:2-Sieg gegen Werder Bremen geriet nach dem ersten Werder-Tor noch zur Zitterpartie.

Der Abwehr fehlt die Erfahrung. Die Viererkette vom Sonntag hatte vor der Saison zusammen nur 79 Bundesliga-Spiele auf dem Buckel. "Natürlich haben die Verteidiger zu wenig Erstliga-Erfahrung. Aber sie müssen lernen, damit umzugehen. Wenn sie das schaffen, dann wird sie das mental stärker machen", hat Trainer Jos Luhukay Vertrauen in seine Abwehrleute und ergänzt: "Wir haben uns vor der Saison für diesen Kader entschieden."

Dem gehören allerdings mit Alexander Voigt und Steve Gohouri auch zwei Spieler an, die die fehlende Erfahrung mitbringen, aber bei Luhukay aus unterschiedlichen Gründen zur Zeit keine Berücksichtigung finden. Gohouri wurde erst vor wenigen Tagen in die U23 Nachwuchsmannschaft strafversetzt, weil er zum wiederholten Male Reha-Termine nicht wahrgenommen hatte.

Alexander Voigt wurde in den bisherigen vier Saisonspielen noch nie in den Kader berufen. Die Frage, wie lange Trainer Luhukay noch auf sie verzichten kann, wird vielleicht schon das Spiel gegen Berlin beantworten.