Michael Frontzeck: „Ich arbeite mit Herzblut“
Interview: Gladbachs neuer Trainer über seine Ankunft in der Heimat.
Mönchengladbach. Kaum in Bielefeld gegangen, hat Michael Frontzeck als Trainer in der Fußball-Bundesliga Borussia Mönchengladbach übernommen. Ein Gespräch über zwei Vereine, neue Möglichkeiten und größeren Erfolgsdruck für den "ewigen" Gladbacher.
Herr Frontzeck, sind Sie zu Ihrer Vorstellung bei Borussia Mönchengladbach zum Nordpark geradelt?
Michael Frontzeck: Das könnte ich natürlich, es sind ja nur fünf bis sechs Kilometer Anfahrt von unserem Haus. Ich habe aber das Auto genommen, in Deutschland weiß man ja nie, wie das Wetter wird.
Wie unterscheiden sich Gladbacher Pressekonferenzen von denen bei Arminia Bielefeld?
Frontzeck: Es gibt objektiv ein größeres Journalistenaufkommen. Es ist im Grunde ja auch sehr interessant, was sich derzeit auf dem Trainermarkt tut.
Zwischen dem Rauswurf in Bielefeld und dem Antritt bei der Borussia lagen 17 Tage. Reichte das, um das Ende in Bielefeld zu verarbeiten?
Frontzeck: Ich habe ja immer gesagt, dass ich mit mir, der Mannschaft und mit Sportdirektor Detlev Dammeier absolut im Reinen war. Dass am letzten Spieltag der Klassenerhalt nicht gelungen ist, hat mich sehr traurig gestimmt. Dass in dem Geschäft mit harten Bandagen gekämpft wird, weiß ich auch. Dass man mich am 33. Spieltag auf dem Relegationsplatz stehend entlassen hat, muss ich nicht kommentieren.
Trotzdem sagten Sie, es würde sicher einige Zeit dauern, bis sie das verarbeitet hätten.
Frontzeck: Die Sache kann man nicht von heute auf morgen wegwischen, aber jetzt stehe ich vor einer großen Herausforderung bei Borussia Mönchengladbach. In die Arbeit mit den Mannschaften stecke ich immer viel Herzblut, das war auch in Bielefeld und Aachen so. Die Fans in Bielefeld haben anerkannt, dass dort eine Mannschaft auf dem Platz stand, die sich spielerisch weiterentwickelt und immer alles gegeben hat, die am Ende objektiv betrachtet aber zu wenig Tore erzielt hat.
Gladbach hat im Winter mehrere Nachverpflichtungen getätigt und steht offenbar kurz vor der Verpflichtung des Stürmers Raul Bobadilla für eine Ablöse von vier Millionen Euro. Sind Sie sich als Trainer schon dieser neuen Möglichkeiten bewusst geworden?
Frontzeck: Gladbach hat vom Potenzial her mehr Möglichkeiten als meine bisherigen Clubs. Hier hat man im Winter entschieden: Wir investieren jetzt fünf Millionen Euro in neue Spieler. Hier hat man die Möglichkeiten, von denen in Bielefeld manch einer träumt und sie als Wahrheit verkauft. Für mich geht die Zielsetzung dahin, dass wir uns in den nächsten zwei Jahren in der ersten Liga stabilisieren, um danach sagen zu können: Mit dem Abstieg haben wir nichts zu tun.
Entspricht das der allgemeinen Erwartungshaltung bei Borussia?
Frontzeck: Es ist realistisch, nachdem Borussia in den letzten zehn Jahren zweimal in die Zweite Liga musste. Da geht viel sportliche Substanz verloren.
Spüren Sie bei Borussia einen höheren Erfolgsdruck?
Frontzeck: Druck ist immer relativ und Sie wissen auch, dass ich da relativ resistent bin. Über die finanziellen Möglichkeiten habe ich mir in den Gesprächen, die wir vorher geführt haben, weniger Gedanken gemacht. Fragen Sie mich danach in einem halben Jahr noch einmal. Objektiv betrachtet ist es so, dass wir hier einen individuell ordentlich bestückten Kader hinstellen. Das A und O ist aber immer für mich, dass das Kollektiv im Vordergrund steht. Daran werde ich auch hier arbeiten. Der Zuschauer muss eine Mannschaft auf dem Platz sehen, die immer alles versucht.