Jahreshauptversammlung: Borussia finanziell solide

Ultra-Fangruppe sorgt für Spannung. Michael Frontzeck bekommt Beifall.

Mönchengladbach. VfL-Präsident Rolf Königs (67), noch für ein Jahr gewählt, musste sich am Abend im Borussia-Park warm anziehen. Nicht nur wegen des kühlen Lüftchens, das im Stadion zur recht lebhaften Jahresversammlung wehte.

Einige Fans machten ihrem Ärger Luft. Tenor: So eine Saison aus Frust und Ärger wolle man nicht wieder haben.

Einer, der den Klub in höhere Tabellenregionen führen soll, ist der neue Trainer Michael Frontzeck. Er hört zu, als die Fan-Gemeinde mit der Clubführung abrechnet.

Sportlich eher pfui, dafür wirtschaftlich solide: Der Klub hat im Geschäftsjahr 2008 einen kleinen Gewinn von 14000 Euro erzielt. Im Jahr davor betrug der Netto-Überschuss 6,8 Millionen Euro. Da hatte man Marcell Jansen für elf Millionen Euro an die Bayern "verkauft".

Bei den Erträgen dominieren die Positionen Werbeeinnahmen (16,8 Millionen) und Handel (12,8 Millionen). Hinter Letzterem verbergen sich Catering-Erlöse und der Fan-Artikel-Verkauf (7,2 Millionen).

Derzeit sind viele Trikots preisreduziert, wenngleich die Profis in der neuen Saison bei Heimspielen mit den alt-bekannten Hemdchen auflaufen. Ausgenommen: das dicke Werbelogo des neuen Hauptsponsors.

Kyocera zieht sich zurück. Über die Agentur Sportfive sucht die Borussia einen neuen großen Werbepartner. Und hat ihn laut Geschäftsführer Stephan Schippers gefunden.

Der Name des Neuen - womöglich aus der Finanzwelt - wurde in der Fan-Versammlung nicht mitgeteilt. Er zahle ähnlich viel wie Kyocera - 4,5 Millionen Euro jährlich.

Bei den Ausgaben überwiegen die Personalkosten mit rund 30 Millionen Euro. Sowohl für die 85 Mitarbeiter der Geschäftsstelle als auch für die Profis. Für die Lizenzabteilung will Borussia ähnlich viel ausgeben wie in der abgelaufenen Saison: insgesamt etwa 60 Millionen Euro, sagt Schippers.

Der Klub, der die Lizenz für die erste wie für die zweite Kickerliga ohne Auflagen erhielt, sei "finanziell gesund, aber nicht reich", betont er.

Zur kommenden Spielzeit würden die Ticketpreise nicht erhöht, man rechnet mit durchschnittlich 44000 Zuschauern pro Heimspiel. Apropos Besucher: 30 Prozent der Fans sind weiblich.

Als Folge der Wirtschaftskrise sind bislang 80 Prozent der 45 VIP-Lounges vermietet. Beim Sponsoring befürchtet man Einbußen, "die sich aber in Grenzen" hielten.

Stadtkämmerer Bernd Kuckels (FDP) erklärte gegenüber der WZ, dass die Stadt ab 2011 mit Borussia über die Rückzahlung der Stadion-Kredite verhandeln werde. 2012 sind zehn der insgesamt 35 Millionen Euro plus Zinsen an die Kommune fällig.

Der Sport-Tempel wurde 2004 eröffnet und kostete rund 100 Millionen Euro. Für Tilgung (5,5 Millionen) und Zinsen der Stadion-Kredite zahlte der Bundeligist 2008 rund 8,5 Millionen Euro.

Eine Fan-Gruppe der Ultras zeigt im Stadion Protestposter. Eins trägt den Titel "Frontzeck ist ein weiterer Ja-Sager im Gefolge des Königs".