Reus verliert das Duell mit Großkreutz

Frontzeck fordert nach der Pleite beim BVB eine Reaktion gegen Meister Wolfsburg.

Dortmund. "Gelbe Wand" wird die Südtribüne im Signal-Iduna-Park genannt. Die gewaltigen Stehränge, von denen bis zu 25 000 Fans bei BVB-Heimspielen mit hoher Intensität ihre ohrenbetäubenden Gesänge auf den Fußball-Platz schleudern, suchen ihresgleichen in der Bundesliga. Nach dem 3:0-Triumph gegen die Namenscousine aus Mönchengladbach beeindruckte die "Gelbe Wand" auch mit einer originellen Choreographie: Wie beim spanischen Stierkampf schwenkten die Dortmund-Treuen tausendfach weiße Taschentücher, brachten damit ihre Freude angesichts der Leistung der eigenen Elf zum Ausdruck - und zugleich Verachtung für einen in allen Belangen unterlegenen Gegner.

"Das haben wir uns ganz anders vorgestellt, das Spiel ist richtig schlecht für uns gelaufen. Davon müssen wir uns erst einmal erholen", sagte ein zerknirschter Marco Reus, der sich für die Partie bei seinem ehemaligen Klub so viel vorgenommen hatte, aber genau wie seine Mannschafts-Kollegen bei den BVB-Treffern durch Großkreutz (13.) und Zidan (54./70.) nur hilflos zuschauen konnte.

Im Vorfeld hatte Reus’ Kumpel Kevin Großkreutz - beide sind in Dortmund geboren, spielten gemeinsam bei RW Ahlen - bereits siegessicher erste Pfeile abgeschossen: "Marco wird nach dem Spiel den Kopf hängen lassen." Großkreutz sollte Recht behalten: Eine Stunde nach dem Schlusspfiff schlich Reus, der vor den Augen seiner Familie und zahlreicher Freunde wohl sein bislang schlechtestes Spiel für den VfL abgeliefert hatte, wie ein Häufchen Elend Richtung Mannschaftsbus. Mit über das Haupt gestreifter Kapuze stand der 20-Jährige auch nur widerwillig Rede und Antwort: "Der Gegner war letztendlich gar nicht so stark, wir haben nicht das Spiel gezeigt, was wir normalerweise können. Das müssen wir aufarbeiten."

Dass die Gladbacher Borussia einen großen Anteil daran hatte, dass die Dortmunder Borussia vor 79800 Zuschauern einen ungefährdeten Heimsieg einfahren konnte und das Ziel Europa League weiter vor Augen hat, das betonte später auch Sportdirektor Max Eberl: "Wir haben das Spiel verloren, nicht Dortmund gewonnen, sondern wir haben das Spiel verloren. Zudem hat Zidan einen Tag erwischt wie schon öfters gegen Gladbach." Einmal in Rage, legte Eberl gleich noch nach: "Wir müssen ganz schnell abschütteln, was wir in Dortmund erlebt haben. Wir dürfen uns nicht einlullen lassen von diesem ganzen Sicherheitsgerede, komfortable 30 Punkte und dieser ganze Mist. Wir müssen unsere Lehren daraus ziehen und jedes Spiel wieder so angehen wie zu Beginn der Liga."

Dazu hat der VfL Borussia gleich am Samstag im Heimspiel gegen den deutschen Meister Wolfsburg wieder die Gelegenheit. "Die Mannschaft muss in der nächsten Woche eine Reaktion zeigen", fordert Cheftrainer Michael Frontzeck.