Triathlon: „Immer volle Suppe“
Bernd Meyer hat bei der WM in Hamburg den ersten Platz in seiner Altersklasse gesichert.
Kempen. Nach knapp drei Stunden Schwimmtraining im Kempener Außenbecken fasst der frisch gebackene Weltmeister im Sprint-Triathlon, Bernd Meyer, die Ereignisse der Triathlon-Weltmeisterschaft in Hamburg, zusammen.
Vor rund 300.000 Zuschauern siegte der 41-jährige Kempener mit acht Sekunden Vorsprung vor seinem Widersacher Uwe Richlik nach packendem Schlussspurt. "Da habe ich nichts mehr gemerkt", so Meyer. "Auf dem letzten Kilometer der Laufstrecke habe ich nur den Atem meines Verfolgers gehört und bin drauf los gelaufen, habe alle Wegbegrenzungen mitgenommen und umgetreten."
Nach 750 Metern Schwimmen war Meyer 14., nach den 20 Kilometern auf dem Rad Siebter - und kämpfte sich auf der Reeperbahn auf den fünf Kilometern im Laufen auf Platz eins. Auch wenn sein Betreuer Mario Pies am Streckenrand kurz die Zwischenplatzierungen durchgab, war ein Taktieren unmöglich. "Auf der Distanz gibt es nur volle Suppe", so Meyer, dessen Armband mit der Startnummer noch immer ums Handgelenk baumelt.
"Ich glaube, das war in diesem Jahr meine letzte Chance", glaubt Meyer, der bereits an 609 Wettkämpfen teilgenommen hat, darunter 156 Triathlons. Von insgesamt 436 Teilnehmern aller Altersklassen erreichte Meyer einen stolzen 25. Platz. Kurz hinter der Ziellinie ist Meyer, der sich ein Jahr lang mit rund 20 Stunden Training pro Woche vorbereitet hatte, zusammengebrochen. Gemeinsam mit den wesentlich jüngeren Sven Imhof (28) und Sebastian Boyxen (27) absolvierte Meyer "brutale Einheiten", das tägliche Training fand in der Woche abends mit ambitionierten Hobbysportlern statt. "Denen bin ich sehr dankbar, sie hatten großen Anteil für die Motivation für das tägliche Training", so Meyer.
Großen Wert legt Meyer darauf, dass er mit Doping nichts zu tun hat: "Ich kann in den Spiegel schauen, weiß aber, dass ich im Leistungssport eine Ausnahme bin." Laut Meyer ist frische Luft das beste Doping.
Nun gilt es, die neu erworbene Prominenz zu nutzen - etwa, um ein Buch über die Erlebnisse in der Karriere zu schreiben, als Dopingbeauftragter in die Grundschulen zu gehen oder als Triathlon-Repräsentant zu arbeiten.
Zuerst steht am Sonntag aber der nächste Triathlon auf dem Programm: Am Sonntag, in Xanten, über die Olympische Distanz. Es muss ja weitergehen.