„Ausgemusterte“ sorgen für Bremer Höhenflug

Sinsheim (dpa) - Den einen wollten sie eigentlich nicht zurück, der andere stellte sich mit seinen Eskapaden selbst ins Abseits - nun führen Markus Rosenberg und Marko Arnautovic Werder Bremen mit ihren Toren zurück in die Spitze der Fußball-Bundesliga.

„So kann es ruhig weiter gehen“, sagte Arnautovic nach dem 2:1 (1:1) am Samstag bei 1899 Hoffenheim. Daran arbeitet auch der Schwede Rosenberg, der nach einem Jahr beim spanischen Erstligisten Racing Santander mit neuem Selbstvertrauen an die Weser zurückkehrte und sich mit Toren für eine Vertragsverlängerung über 2012 hinaus empfehlen will. „Ich kann mir vorstellen, längere Zeit zu bleiben.“

Arnautovic' zweiter Saisontreffer zum 1:1 (38. Minute) zahlte sich nicht nur für Werder aus. Österreichs Nationalcoach Dietmar Constantini nominierte den 22-jährigen Angreifer für das EM-Qualifikationsspiele gegen Deutschland am Freitag und die Testpartie vier Tage später gegen die Türkei nach. „Markos Formkurve zeigt nach oben“, begründete der frühere Coach von Mainz 05 seine Entscheidung.

Anstatt mit unglücklichen Aussagen zu privaten Vorlieben oder Rangeleien im Training, überzeugt Arnautovic zur Zeit mit Leistung. Positiv sei seine Entwicklung, stellte auch Werder-Trainer Thomas Schaaf fest. Gleiches gelte für Rosenberg. Der 28-Jährige baute sein Torkonto durch das 2:1 (83.) auf vier Pflichtspieltreffer aus.

„Es zeigt sich im Moment, dass wir einen viel größeren Konkurrenzkampf haben als im vergangenen Jahr“, erklärte Geschäftsführer Klaus Allofs. Vergessen sind die Querelen vor Saisonbeginn, als Dissonanzen zwischen Allofs und Aufsichtsratschef Willi Lemke für negative Schlagzeilen sorgten. Mannschaft und Trainerteam hätten dagegen weniger geredet, dafür mehr gearbeitet. „Das zahlt sich jetzt aus“, sagte Schaaf.

Die hanseatische Coolness gibt das Bremer Urgestein auf der Trainerbank auch nach dem dritten Sieg im vierten Spiel nicht auf. Dafür gab es in der ersten Halbzeit zu viel Leerlauf. „Wir hatten Glück“, sagte Schaaf zum anfänglichen Sturmlauf der Hoffenheimer, die aber nur den Führungstreffer durch Roberto Firmino (37.) zustande brachten. Sein Team sei noch im Findungsprozess, stellte Schaaf fest. Dieser Weg sei nicht zu Ende, nur ein weiterer Schritt sei gelungen. „Wir wollen oben dran bleiben und das Derby gegen den HSV gewinnen“, sagte Allofs.

Nicht ins Bild vom neuen Werder-Aufschwung passt der Gewaltausbruch im Bremer Block. Als in der Halbzeit 1899-Ordner einen vermeintlichen Übeltäter wegen des Abbrennens von Pyrotechnik abführen wollten, kam es zu Prügeleien, bei denen auch Fahnenstangen als Schlagwerkzeuge zum Einsatz kamen. Bremer Fan-Betreuer hielten den Einsatz der Sicherheitskräfte für unverhältnismäßig und warfen den Ordnern vor, den Einsatz nicht mit der Polizei abgestimmt zu haben. Dies wies die TSG indes am Sonntag zurück. Werder will den Fan, der den Bengalo gezündet haben soll, mit einem Stadionverbot belegen. 30 Fans litten unter dem Einsatz von Pfefferspray.

Hoffenheims Trainer Holger Stanislawski schmerzte die Niederlage mehr als der beim Sieg in der Vorwoche in Augsburg zugezogene Anriss des Schürzenbindermuskels unterhalb der rechten Achselhöhle. „Es ist gut so, wenn man mal so richtig eine abgewatscht kriegt. Die Jungs müssen sich an Vorgaben halten. Wenn sie es nicht tun, kommt so eine zweite Halbzeit raus“, meinte „Stani“, der sich über die schlechte Rasenqualität aufregte. „Der Platz war so wie wir nach der Pause gespielt haben. Da flogen Stücke raus, die waren so groß wie Australien.“