Karten-Spiel in Leverkusen - BVB schützt Rot-Götze

Leverkusen (dpa) - Rot für Jungstar Mario Götze und Michal Kadlec, eine dramatische Auseinandersetzung, aber kein Sieger im Topspiel zwischen Vizemeister Bayer Leverkusen und Titelverteidiger Borussia Dortmund: Beim 0:0 stand Schiedsrichter Wolfgang Stark im Fokus.

Im Tollhaus BayArena regierte zeitweise das Fußball-Kartenchaos, und ausgerechnet Jungstar Mario Götze sorgte für den größten Aufreger. Nach dem Platzverweis für das vermeintliche Nachtreten und Spucken seines Supertalents stellte sich Borussia Dortmunds Trainer Jürgen Klopp schützend vor den 19-Jährigen und ging zum verbalen Angriff auf den Referee über. „Wolfgang Stark hat sich anscheinend bemüßigt gefühlt, uns dabei zu helfen, Götze auf dem Boden zu halten“, meinte der Meistercoach süffisant und fällte ein zwischen den Zeilen vernichtendes Urteil über den umstrittenen Hauptdarsteller des dramatischen 0:0 bei Bayer Leverkusen: Stark sei „wahrscheinlich nicht Weltklasse gewesen“.

Völlig zurecht hatte der Schiedsrichter zuvor dem Leverkusener Michal Kadlec die erste Rote Karte (65. Minute) für eine rüde Attacke an Götze gezeigt, der zwölf Minuten später erstmals selbst vorzeitig unter die Dusche musste und nun vor einer längeren Sperre steht. Stark polarisierte. „Wir dürfen hier nicht die Opfer zu Tätern machen“, erboste sich BVB-Sportdirektor Michael Zorc über den Unparteiischen, der indes vom Sky-Schiedsrichterexperten Markus Merk höchstes Lob bekam: „Großer Respekt für Wolfgang Stark. Das war absolut konsequent. Das war ein unkontrollierter Tritt, das ist ein Nachtreten.“ Auch wenn Götze seinen Gegner nicht getroffen habe: „Das ist Rot. Das ist absolutes Regelwerk auf dem gesamten Globus.“

Die umstrittene Szene in der 77. Minute erregte die Gemüter vor 30 210 Besuchern in der ausverkauften Arena heftigst. Selbst der von Götze angeblich gefoulte und bespuckte Leverkusener Hanno Balitsch nahm seinen Widerpart in Schutz: „Ich habe nichts gespürt und auch nicht reklamiert.“ Der Referee beurteilte es anders und zog sich den Zorn Klopps zu, der sich sichtlich zurückhalten musste, um nicht vollends aus der Haut zu fahren.

Seit seinem 13. Lebensjahr werde Götze in harte Zweikämpfe verwickelt - „und hat nicht einmal nachgetreten. Warum sollte er heute damit anfangen“, stellte der BVB-Trainer im ZDF eine Frage, die unbeantwortet blieb. Dortmunds Schlussmann Roman Weidenfeller meinte: „Der Mario tut normal keiner Mücke etwas zuleide.“

Der von den BVB-Verantwortlichen so gescholtene Stark reagierte ohne jeden Selbstzweifel, als er eines klar festhielt: „Götze tritt nach, trifft ihn zwar nicht, aber spuckt in Richtung Gegenspieler.“ Da bleibe dem Schiedsrichter „keine andere Wahl“. Dass Dortmunds Sebastian Kehl in der Nachspielzeit, auf seine Einwechslung wartend, den Stark-Assistenten deutlich schubste, sah der Spielleiter nicht. Merk erwartet Folgen für Kehl: „Ich glaube, da wird noch einiges passieren.“

Auf dem Rasen passierte allerdings noch mehr. Mats Hummels, zuvor schon mit Gelb bedacht, wurde von Stark nicht vom Feld geschickt, obwohl der BVB-Innenverteidiger Renato Augusto an der Strafraumgrenze zu Fall brachte und sofort der Pfiff folgte. Klare Sache, dachten alle: Gelb-Rot für Hummels. Nichts da, dachte sich der in diesem Fall gnädige Referee, der seinen Lapsus später einsah: „Hier sprechen die Fakten klar für sich. Es war von meiner Seite ein Fehler.“ Hummels äußerte sich gleichfalls ohne jeden Zweifel: „Er muss mich runterstellen, wenn er Foul pfeift.“

So endete die aufwühlende Auseinandersetzung 0:0 und mit neun Feldspielern auf jeder Seite - auch, weil Weidenfeller und sein junger Bayer-Gegenüber Bernd Leno in Weltklassemanier gleich mehrere Hundertprozentige entschärften. Und auch, weil Stark einen Hummels-Treffer (83.) nicht anerkannte: Stark hatte den von Ilkay Gündogan getretenen Freistoß noch nicht freigegeben. Klopp-Assistent Zeljko Buvac protestierte angeblich zu heftig und musste auf die Tribüne, während unten beide Teams bis zum Schluss mit offenem Visier um die drei Punkte fighteten - vergeblich.