Borussia Dortmund: Die mit St. Pauli spielen
Fußball: Die Überlegenheit von Borussia Dortmund beim 2:0-Sieg ist erdrückend. Der Tabellenführer erarbeitet sich 25 Torschüsse.
Dortmund. Man hätte bequem die üblichen „Verdächtigen“ herauspicken können für lobende Worte. Einen Mario Götze zum Beispiel, der den Ball beim hochverdienten 2:0 (1:0) Borussia Dortmunds gegen den FC St. Pauli wieder so zärtlich bearbeitete, dass es eine Wonne war, ihm dabei zuzuschauen. Oder einen Lucas Barrios, der mindestens für anderthalb der zwei Treffer verantwortlich zeichnete. Erst schoss er mit Links ins rechte Eck (1:0, 39.), dann zwang er Ralph Gunesch quasi zu einem Eigentor (2:0, 49.). Gerne auch Sven Bender, dessen Balleroberung imponierte.
Aber damit würde man es sich zu einfach machen. Zunächst einmal: Der BVB trotzte allem Krisengerede und kehrte zum Hochgeschwindigkeits-Fußball der Vorrunde zurück. Gegen hoffnungslos überforderte Hamburger gelangen bemerkenswerte 25:3-Torschüsse. Und doch hatte Dortmund seinen vielleicht auffälligsten Mann weit hinten stehen. Felipe Santana heißt der baumlange Innenverteidiger, der bei fast allen anderen Bundesligisten einen Stammplatz sicher hätte. Nur beim Tabellenführer muss er sich hinten anstellen. Auf die (wenigen) Momente vorbereitet sein, in denen er gebraucht wird. Wie am Samstag, als er den gesperrten Neven Subotic exzellent vertrat.
Das Geheimnis Borussia Dortmunds in der Spielzeit 2010/2011 hat auch mit solcher Bescheidenheit zu tun. Wie es der Brasilianer gerade vorlebt, der am Samstag in München wieder klaglos auf der Bank Platz nehmen wird, wenn Dortmund beim deutschen Rekordmeister antritt. Er lässt Subotic den Vortritt.
Ausgerechnet jetzt legt die Borussia die verbalen Fesseln ab, pustet forsche Töne. Strategie oder ein versehentlicher Tabubruch? Kevin Großkreutz ist so einer, der gerne schon einmal mehr sagt, als es seinem Trainer lieb ist. „Wir haben Vollgas gegeben“, schwärmte er nach dem Einbahnstraßen-Kick an der B1. „Jetzt fahren wir mit 10 000 Fans im Rücken nach München und gewinnen da unten.“ Ohnehin glaube er nach wie vor, dass der BVB in dieser Saison kein Spiel mehr verliere. Ähnliches ließ Barrios dolmetschen: „Wir wollen bei den Bayern siegen.“ Trainer Jürgen Klopp umschrieb das anders: „Unsere erste Halbzeit war richtig, richtig gut.“ In Bayern wird der BVB zwei davon brauchen.