Daum hält's mit Churchill - aber nicht mit Siegen

Sinsheim (dpa) - Lautsprecher Christoph Daum drehte den Regler runter, Leisetreter Marco Pezzaiuoli redete plötzlich wie befreit. Der 1:0-Sieg von 1899 Hoffenheim gegen Eintracht Frankfurt hatte die Stimm(ungs)lage der Trainer verändert.

Im Hire-and-Fire-Geschäft Fußball-Bundesliga war es ein bemerkenswerter Tag für die beiden Trainer: Pezzaiuoli triumphierte vier Tage nach seiner erzwungenen Demission zum Saisonende, Daum demonstrierte bei nur noch vier ausstehenden Spieltagen, dass er vielleicht doch nicht der große Retter der abstiegsbedrohten Hessen sein kann.

Zwei Punkte aus drei Spielen - mehr hat der 57-jährige Nachfolger von Michael Skibbe bisher nicht zu bieten. Ungewohnt wortkarg gab sich Daum in seiner Analyse bei der Pressekonferenz: „Spiele werden durch Tore entschieden. Das Tor hat Hoffenheim gemacht, von daher: herzlichen Glückwunsch!“ Auf die Frage, was sich in den beiden nächsten so schweren Spielen gegen den FC Bayern München und beim FSV Mainz 05 ändern soll, sagte der neue Eintracht-Coach nur: „Das Ergebnis.“

Aber Daum wäre nicht Daum, wenn er nicht doch noch „eine alte Weisheit“ von Winston Churchill zum Besten gegeben hätte: „Never never ever give up.“ Diese Einstellung müsse man beherzigen. „Auch das werden wir wieder wegstecken“, sagte er nach dem herben Rückschlag. „Wir wissen, dass bis zum letzten Spieltag Überlebenskampf ist.

Mit sorgenvoller Miene blickte Heribert Bruchhagen auf die anderen Ergebnisse. Nicht nur der Sieg des VfB Stuttgart in Köln tat dem Vorstandsvorsitzenden „weh“. Die Eintracht hat zwar als Tabellen-15. immer noch vier Punkte Vorsprung auf den Drittletzten VfL Wolfsburg, doch Bruchhagen gab zu bedenken: „Deren Restprogramm ist viel, viel leichter als das unsere.“ Kapitän Patrick Ochs behauptete trotzig: „Wir sind mental stark genug und wenn wir uns jetzt in die Hosen scheißen würden, dann könnten wir gerade einpacken.“

Richtig einstecken musste Maik Franz: Hoffenheims Stürmer Peniel Mlapa hielt gegen den Manndecker unschön den Fuß drauf. Ausgerechnet der „Böse Bube“ der Frankfurter ging schreiend zu Boden und musste später ausgewechselt werden. „Wir können zufrieden sein, dass er sich nicht alles gebrochen und gerissen hat“, sagte Daum. Schwere Mittelfußprellung mit Kapsel- und Bandverletzung hieß am Sonntag die Diagnose, der Einsatz des Manndeckers gegen die Bayern ist gefährdet.

Mit dem ersten Bundesliga-Tor des brasilianischen Jokers Roberto Firmino (78. Minute), bei dem Vedad Ibisevic zuvor im Abseits gestanden hatte, entledigte sich hingegen Hoffenheim seiner allerletzten Abstiegssorgen. Wie so oft unter Pezzaiuoli fehlte den Nordbadenern ein Plan in der Offensive und die Frankfurter hatten vor 30 150 Zuschauern mehr Chancen - am Ende feierte der 1899-Coach seinen vierten Sieg in der Rückrunde und die 40 Punkte stehen. Eine Genugtuung für den 42-Jährigen, der nicht nur im Sommer von Holger Stanislawski abgelöst werden soll, sondern sich noch am Donnerstag in einer gemeinsamen Pressekonferenz unverblümte Kritik von Manager Ernst Tanner hatte anhören müssen.

„Ich denke, die Mannschaft hat es nach den Turbulenzen in dieser Woche nicht einfach gehabt“, sagte Pezzaiuoli und lobte sich selbst für sein glückliches Händchen mit Firmino. „Ich bin mit meiner Arbeit zufrieden“, sagte er stolz. „Ich hab' alle Ziele erreicht.“ St. Paulis Trainer Holger Stanislawski steht nun ante portas. Manager Tanner hält es für „durchaus möglich“, dass der Wunschkandidat nächste Woche seine Unterschrift unter den Vertrag setzt: „Wir sind in sehr guten Gesprächen.“