Diego-Drama rührt zu Tränen - Gladbach taumelt
Wolfsburg (dpa) - Diego wandelt wieder zwischen Genie und Wahnsinn. Beim 2:1 gegen Mönchengladbach verschießt Wolfsburgs Fußball-Superstar wieder einen Elfmeter. Der Verzweiflung folgen zwei Tore und ein emotionaler Ausbruch.
Bei den Gästen ist von Leidenschaft keine Spur.
Als Matchwinner Diego nach 89 gespielten Minuten und 16 Sekunden den Rasen der VW-Arena verließ, waren seine Tränen längst getrocknet. Vom Elfmeter-Deppen zum Helden im Kampf gegen den drohenden Abstieg aus der Fußball-Bundesliga: Speziell für den brasilianischen Ballkünstler war das wichtige 2:1 (2:0) im Kellerduell gegen Borussia Mönchengladbach eine emotionale Achterbahnfahrt. „Ja, ein bisschen“ habe er nach seinem ersten Tor geweint, gestand Diego verschämt nach seiner großen Show mit Doppelpack und erneut verschossenem Elfmeter.
Kurz darauf fand er sein Schulbuben-Lächeln wieder. „Das war eine fantastische Nacht, ein sehr emotionales Spiel“, befand der vor wenigen Wochen noch als Egomane verspottete Brasilianer. All der Ärger um den gegen die Anweisungen der Trainerbank geschossenen und vergebenen Elfmeter am 21. Spieltag beim 0:1 in Hannover und der anschließenden Ein-Spiel-Sperre war in der 36. Minute endgültig vergessen. Es sei der „speziellste Moment“ seiner seit dem Sommer währenden Zeit in Wolfsburg gewesen, so Diego.
Mit seinem 1:0 nach mustergültiger Vorarbeit von Sascha Riether erlöste er den Großteil der 28 763 frenetischen Fans und sich selbst. „Das hat ihn sehr mitgenommen, aber er hat es super weg gesteckt“, lobte Kapitän Marcel Schäfer Diegos Reaktion nach dessen verschossenem Elfmeter sieben Minuten zuvor. Gladbachs Juan Arango hatte durch amateurhaftes Zweikampfverhalten im eigenen Strafraum gegen Riether Wolfsburg einen Elfmeter geschenkt. Diego nahm sich wie schon in Hannover den Ball. Und verschoss. Wie in Hannover.
Doch anders als vor drei Wochen war der Superstar, der am 28. Februar seinen 26. Geburtstag feiert, nach 90 Minuten diesmal der umjubelte Star. Kurz vor der Pause krönte er mit einem direkt verwandelten Freistoß (45.+1) seine tolle Vorstellung. „Er ist enorm wichtig für uns“, urteilte Interimscoach Pierre Littbarski, dem Diego die ersten Punkte dessen Amtszeit bescherte.
Seit der Beurlaubung von Coach Steve McClaren, dessen Aus durch Diegos Eigensinn in Hannover besiegelt wurde, spielt der Brasilianer in einer unter Littbarski offensiveren Rolle wie verwandelt. „Ich freue mich ganz besonders für ihn“, sagte auch Manager Dieter Hoeneß, dem nach all der Kritik der letzten Wochen sichtlich ein Stein vom Herzen fiel. Zwar ist der VfL mit nun 26 Punkten längst noch nicht gerettet. Doch die kämpferisch überzeugende und leidenschaftliche Leistung verbesserte die Stimmung in der Autostadt deutlich. „Ich glaube, dass wir den Ernst der Lage erkannt haben“, sagte Schäfer.
Bei den Gästen hat dies nicht den Anschein. Bereits im zweiten Spiel unter Neu-Coach Lucien Favre scheint die Aufbruchstimmung nach dem 2:1 gegen Schalke in der Vorwoche wieder verpufft. „Sie waren in allen Belangen besser. Das müssen wir akzeptieren“, sagte Favre zum seltsam emotionslosen Spiel des Tabellenletzten. Zu mehr als dem Elfmetertor durch Kapitän Filip Daems (74.) reichte es nicht mehr. Viel zu spät wachten die Gäste auf und hielten die Wolfsburger Defensive erst in der Schlussviertelstunde auf Trab.