Traumtor Richtung Champions League: Naldo entzückt VfL
Wolfsburg (dpa) - Mit einem breitem Grinsen im Gesicht freute sich Wolfsburgs Kunstschütze Naldo schon diebisch auf die Ansprache in der Kabine.
„Ich habe vor drei Spielen auf die Tribüne geschossen, und der Co-Trainer hat gesagt: Du schießt nicht mehr“, erzählte der Matchwinner nach seinem Traumtor zum wichtigen 2:1 (0:0)-Sieg des VfL über Eintracht Frankfurt: „Ich bin gespannt, was er jetzt sagt.“ Coach Dieter Hecking sagte, er sei froh, dass Naldo nicht immer den Anleitungen des Trainers folge.
Zunächst hatte es allen mehr oder weniger die Sprache verschlagen, als der Brasilianer in der 89. Minute nicht allzuweit weg von der Mittellinie ausholte und den VfL aus weit über 30 Metern noch näher Richtung Champions League schoss. „Das ist nicht normal, dass man so ein Tor schießt“, erkannte Eintracht-Coach Armin Veh - ansonsten extrem übel gelaunt wegen eines fälschlicherweise aberkannten Tores - respektvoll an.
Nur ein Punkt trennt den Werksclub aus Wolfsburg (47) noch vom Werksclub aus Leverkusen: Die Bayer-Elf blamierte sich mit einem 1:1 zuhause gegen den Tabellenletzten Eintracht Braunschweig. Nach einem 1:1 - es wäre das dritte in den vergangenen vier Meisterschaftsspielen der Wolfsburger gewesen - sah es auch in der Volkswagen-Arena zunächt aus.
Der nimmermüde Ivica Olic (69.) hatte den frühen Führungstreffer der beherzt auftretenden Gäste durch Stefan Aigner (11.) nach Vorlage von Kevin De Bruyne - dessen mit Abstand auffälligste Szene - ausgeglichen. „Es wäre natürlich ein Riesentraum, wenn wir das am Ende schaffen“, meinte Olic mit Blick auf die europäische Königsklasse: „Wenn wir so weitermachen, ist alles möglich.“
Vor allem dank des strahlenden Matchwinners, dessen Treffer durchaus Chancen auf die Auswahl der spektakulärsten Tore der Saison hat. „Das war für alle überraschend, auch für mich. Ein Super-Tor“, kommentierte Coach Dieter Hecking den brachialen Kunstschuss, der die VfL-Fans unter den 29 159 Zuschauern mit aus den Sitzen riss.
Dennoch war es auch eine „zähe Geburt“, wie Hecking einräumte. Seine Mannschaft ließ sich anfangs einschüchtern von den diszipliniert agierenden Gästen (32), die mit dem Schwung und Selbstvertrauen von zuvor zwei Siegen im Kampf gegen den Abstieg angereist waren. Nur peu à peu kamen die Wolfsburger in Schwung, vergaben aber einige Chancen vor der Pause.
Von Glück konnten sie reden, dass Schiedsrichter Peter Gagelmann auf Geheiß seines Assistenten einem astreinen Tor von Joselu in der 66. Minute die Anerkennung versagte. Angeblich abseits. „Der Job ist wirklich schwierig. Aber so eine krasse Entscheidung. Ich weiß nicht, wie man da die Fahne heben kann“, ereiferte sich der „stinksaure“ Veh.
Für Wolfsburgs Hoffnungen auf eine Rückkehr auf die Champions-League-Bühne, die sie am 8. Dezember 2009 mit einem 1:3 daheim gegen Manchester United verlassen mussten, war's gut. Nur drei Minuten nach dem nicht anerkannten Treffer leitete Olic die Wende ein zum zweiten Sieg binnen einer Woche nach dem 3:1 in Bremen. „Es war das fünfte oder sechste mal, dass wir ein 0:1 drehen. Riesenkompliment dafür“, sagte Hecking. Dafür darf Naldo ab und sicher auch mal wieder Richtung Tribüne schießen.