FC Bayern menschelt vor großem Spiel
München (dpa) - Uli Hoeneß besuchte nach seinem überraschenden Stadion-Comeback seine Meister-Bayern auch noch kurz in der Kabine. Dort war das unverhoffte Ende der Münchner Siegesserie, das der verurteilte Ex-Präsident zuvor mal jubelnd, mal hadernd verfolgt hatte, kein großes Thema mehr.
Schon während des 3:3 (3:2) gegen mutige und zurecht mit einem Punkt belohnte Hoffenheimer hatte sich im Grunde alles um den anstehenden Champions-League-Klassiker bei Manchester United gedreht. Der Fokus der Bayern liegt nicht mehr auf der Fußball-Bundesliga. „Man bereitet sich gestern eigentlich schon vor auf Manchester“, verriet Kapitän Philipp Lahm sogar.
Schon das Abschlusstraining für Hoffenheim war also ganz auf das Viertelfinal-Hinspiel gegen Wayne Rooney und Co. am Dienstag ausgerichtet gewesen. Und nicht anders war es beim Spiel, in dem Trainer Pep Guardiola etliche Stars schonte und die zweite Garde mit Starke, Contento, van Buyten, Pizarro und Shaqiri aufbot. „Vielleicht ist es auch mal normal, dass so ein Spiel passiert. Uns ist es relativ egal“, gestand Bastian Schweinsteiger unverblümt. „Wir haben Ziele vor Augen, die wir verwirklichen wollen. Wichtig ist, dass wir in Manchester ein gutes Spiel machen.“
Den Schlendrian bei der Manchester-Generalprobe sah selbst Guardiola seinen Profis wenige Tage nach dem Turbo-Titelgewinn nach. „Das ist ein bisschen normal, nach dem, was in Berlin passiert ist“, erklärte der Spanier. Was ihn und alle Bayern viel mehr schmerzte, war die Knieverletzung von Mittelfeldmann Thiago Alcántara, der mit einer Innenbandverletzung am rechten Knie für das große Saisonfinale ausfällt. „Das ist eine schlimme Nachricht. Wir werden ihn sehr vermissen“, stöhnte Guardiola. Das sei „bitter“, meinte auch Kapitän Lahm, „weil Thiago ein Spieler ist, der das gewisse Extra hat“. Beim Hinspiel in Manchester wird zudem der gesperrte Dante fehlen.
Beim Probelauf für Old Trafford war „ein bisschen der Wurm drin“, wie der für Manuel Neuer aufgebotene Ersatztorwart Tom Starke befand. „Wir sind auch Menschen, keine Maschinen“, betonte der ehemalige Hoffenheimer. „Wir brauchen Ballkontrolle. Wenn das nicht der Fall ist, haben wir ein Problem“, analysierte Guardiola. Mit der Leistung der zweiten Hälfte sei man in Manchester „nicht Favorit“. Schon die Einstellung werde in Manchester aber eine ganz andere sein, beruhigte Schweinsteiger: „Das ist ein großes Spiel für uns alle. Da geht man ein bisschen anders rein als heute gegen Hoffenheim.“
Bezeichnend war, dass gegen Hoffenheim die Bayern-Profis am eifrigsten und zielstrebigsten agierten, die gegen Manchester nicht erste Wahl sein werden. Claudio Pizarro (31./40. Minute) und Xherdan Shaqiri (34.) erzielten folgerichtig auch die drei Tore in jenen zehn meisterlichen Minuten, in denen der alte und neue Champion das 0:1 von Anthony Modeste (23.) in eine 3:1-Führung verwandelte.
Das reichte ausnahmsweise nicht, weil die Gäste ihren mutigen Harakiri-Fußball konsequent durchzogen und mit den Treffern von Sead Salihovic (44.) und Roberto Firmino (75.) belohnt wurden. „Wir haben die Bayern richtig geärgert“, jubelte Firmino. Trainer Markus Gidsol verteilte viele Komplimente und sprach von „einem Sahnetag“.
Den benötigen die Bayern erst wieder in Manchester. „Extrem heiß“ werde man dort antreten, versprach Thomas Müller, der ebenso wie Kroos, Boateng, Martínez und Alaba komplett geschont worden war. „Es gibt keine Freilose, nicht bei den letzten Acht in Europa“, warnte Arjen Robben: „Wir müssen zwei Topleistungen abrufen. Es würde ein großer Fehler sein, wenn du sagst: Das schaffen wir locker.“ Diese Einstellung können sich die Bayern nur in der Liga leisten.