Urteil rechtskräftig: Hoeneß in wenigen Wochen in Haft
München (dpa) - Schon kurz nach Ostern könnten die Tage von Uli Hoeneß in Freiheit gezählt sein. Nach dem Verzicht der Staatsanwaltschaft auf Revision gegen das spektakuläre Urteil muss der tief gefallene Ex-Patron des FC Bayern definitiv schon bald ins Gefängnis.
Wie zuvor schon der Steuersünder selbst legten am Montag auch die Ankläger keine Rechtsmittel gegen die vom Landgericht München verhängten drei Jahre und sechs Monate Haft ein.
„Das Urteil in der Strafsache gegen Ulrich H. ist somit rechtskräftig“, teilte das Landgericht München II am Nachmittag mit. In etwa sechs Wochen dürfte der langjährige Manager und Präsident des deutschen Fußball-Rekordmeisters dann in der Justizvollzugsanstalt Landsberg am Lech seine Haftstrafe antreten.
Die Entscheidung des Gerichts sei vertretbar, erläuterte der stellvertretende Sprecher der Staatsanwaltschaft München II, Florian Gliwitzky, den Verzicht auf eine Revision. „Die Staatsanwaltschaft soll nur dann Rechtsmittel einlegen, wenn das Strafmaß in einem offensichtlichen Missverhältnis zur Schuld steht. Das war aus unserer Einschätzung nicht Fall.“ Ursprünglich hatte die Justizbehörde fünfeinhalb Jahre Haft für den 62 Jahre alten Hoeneß gefordert.
Das Gericht hatte den Fußball-Macher am vergangenen Donnerstag wegen Steuerhinterziehung von 28,5 Millionen Euro verurteilt. Bei einer möglichen Revision hätte Hoeneß eine geringere, aber auch eine härtere Strafe bekommen können. Diesem Risiko und auch einem langen Verfahren beugte der Ex-Nationalspieler mit seiner Entscheidung vor.
Der Chef der Linkspartei, Bernd Riexinger, beklagte, dass „viele Fragen womöglich für immer ungeklärt“ blieben. Der Politiker forderte eine Untersuchung der Causa im Hinblick auf eine mögliche Rolle des Clubs. „Ich würde es begrüßen, wenn der FC Bayern eine unabhängige Kommission von Wirtschaftsprüfern einsetzt, die offenlegt, ob und welche Verquickungen es zwischen dem Fall Hoeneß und dem FC Bayern gibt“, sagte er dem „Handelsblatt Online“.
Der Beschuldigte hatte die Zockerei mit dem Schweizer Konto stets als Privatsache bezeichnet. „Steuerhinterziehung war der Fehler meines Lebens. Den Konsequenzen dieses Fehlers stelle ich mich“, hatte er am Freitag erklärt. Dem „Kicker“ sagte Hoeneß am Sonntag: „Ich lasse das im Moment alles mal auf mich zukommen. Und dann sehen wir weiter.“
Die Staatsanwaltschaft rechnet mit der schriftlichen Urteilsbegründung in etwa vier Wochen, wie ein Sprecher am Montag in München sagte. „Dann werden wir die Vollstreckung einleiten.“ Etwa zwei Wochen dauere es anschließend in der Regel, bis der Verurteilte die Haftstrafe in Landsberg etwa 45 Autominuten von München entfernt antreten muss - im Fall Hoeneß also nach Ostern. „Es hängt aber alles davon ab, wie schnell wir die Akten bekommen“, betonte der Sprecher. Das Champions-League-Finale Ende Mai in Lissabon und die Fußball-WM muss Hoeneß wohl hinter Gittern verfolgen.
Auch für den FC Bayern hat eine neue Zeitrechnung ohne den seit mehr als 30 Jahren wirkenden Manager begonnen. Neuer Clubpräsident soll Karl Hopfner werden, der am 2. Mai bei einer außerordentlichen Mitgliederversammlung zur Wahl steht. „Ich mache das wirklich nur für den FC Bayern, weil ich dem Verein so viel zu verdanken habe, da kann man in dieser nicht leichten Situation nicht Nein sagen“, sagte er dem „Kicker“. „Ich habe mir das nicht so vorgestellt.“
Im Gegensatz zu seinen beiden Vorgängern an der Vereinsspitze, Franz Beckenbauer und Hoeneß, will Hopfner aber nicht zugleich auch noch Chef des Aufsichtsrats der FC Bayern AG werden. Dieses Amt hat „bis auf weiteres“ Adidas-Chef Herbert Hainer inne. „Jetzt muss erst Ruhe rein“, forderte Hopfner. Eine Hauptversammlung der AG werde es wohl erst „im Juli oder noch ein bisschen später“ geben, sagte Hopfner. „Da ist keine Eile geboten, die Handlungsfähigkeit ist gegeben.“