Hopfners Liebesdienst am FCB: „Nicht so vorgestellt“

München (dpa) - Die Nachfolge von Steuersünder Uli Hoeneß als Vereinschef ist für Karl Hopfner ein Liebesdienst am FC Bayern.

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„Ich mache das wirklich nur für den FC Bayern, weil ich dem Verein so viel zu verdanken habe, da kann man in dieser nicht leichten Situation nicht Nein sagen“, erklärte der designierte Präsident dem „Kicker“. Hopfner beugt sich dem Wunsch des Verwaltungsbeirats des deutschen Fußball-Rekordmeisters und wird am 2. Mai bei einer außerordentlichen Mitgliederversammlung als Club-Boss kandidieren. „Ich habe mir das nicht so vorgestellt“, bekannte Hopfner.

Ende 2012 hatte er seinen Posten als Finanzvorstand bei den Münchnern geräumt und ist seither 1. Vizepräsident. Nach dem Amt des Aufsichtsratschefs strebt Hopfner vorerst nicht. „Jetzt muss erst Ruhe rein“, mahnte er. Franz Beckenbauer und Hoeneß hatten als Präsident zugleich auch das Kontrollgremium der FC Bayern AG geführt. Der Verein ist der mit Abstand größte Anteilseigner der AG. Nach seiner Verurteilung zu dreieinhalb Jahren Haft wegen Steuerhinterziehung in Millionenhöhe war Hoeneß von allen Ämtern zurückgetreten. Weil am Montag auch die Staatsanwaltschaft auf eine Revision verzichtete, muss Hoeneß wohl schon bald ins Gefängnis.

Den Vorsitz im Bayern-Aufsichtsrat übernimmt „bis auf weiteres“ Adidas-Chef Herbert Hainer. Offen ist, wie lange der Top-Manager diese Zusatzbelastung tragen will. Eine Hauptversammlung der AG werde es wohl erst „im Juli oder noch ein bisschen später“ geben, sagte Hopfner und erklärte: „Da ist keine Eile geboten, die Handlungsfähigkeit ist gegeben.“

Den Eindruck, der FC Bayern sei nicht auf eine Haftstrafe und einen abrupten Abschied von Vereinspatron Hoeneß vorbereitet gewesen, will der Branchenführer unbedingt vermeiden. „Der Verein hat sehr gut, sehr schnell und mit den richtigen Leuten reagiert“, versicherte Sportvorstand Matthias Sammer bereits am Wochenende.

Hopfner gilt als logische Lösung, um einen möglichst geräuschlosen Übergang zu organisieren. Seit 1983 arbeitet der studierte Betriebswirt an der Säbener Straße, zunächst als Geschäftsführer und später als Herr über die Finanzen. Von 2002 an war er Mitglied des Vorstands, zwischen 2009 und Ende 2012 sogar stellvertretender Vorstandschef. „Er identifiziert sich zu hundert Prozent mit dem Verein und kennt das Geschäft“, sagte Bayern-Profi Thomas Müller.

Zudem ist Hopfner gut vernetzt. Er ist Mitglied im Vorstand der Deutschen Fußball Liga und des Deutschen Fußball-Bundes. Zudem sitzt er in der Club-Kommission der Europäischen Fußball-Union (UEFA).

Dennoch wissen Hopfner und seine Bayern nur zu genau, wie schwer es sein wird, das Hoeneß-Erbe anzutreten. „Es wird nicht einfach sein, einen Mann wie Uli Hoeneß an der Spitze zu ersetzen“, sagte Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge.

Hopfner gilt als graue Eminenz und blieb bislang lieber im Schatten der Macher Hoeneß und Rummenigge. Nun ist der Zahlen-Bändiger als Dompteur auf ganz anderer Ebene gefordert. Begleiten wird ihn dabei wohl die Sehnsucht der Bayern nach einem baldigen Comeback ihres Patriarchen nach der Haft. „Eine Türe ist immer offen“, beteuerte Aufsichtsrat Edmund Stoiber.