Der Jäger des verlorenen Schatzes
Paul Jäger ist der große Favorit für den Posten des Vorstandsvorsitzenden der Fortuna. Der 56-Jährige hat viel dafür getan, dass der Club heute schuldenfrei ist.
Düsseldorf. Der Weg ist jetzt frei für Paul Jäger (56). Am Jahresende scheidet Peter Frymuth (56), der Vorstandsvorsitzende von Fortuna Düsseldorf, aus dem Amt, um beim Deutschen Fußball-Bund den Posten eines Vizepräsidenten zu übernehmen.
Mit einem heftig aufflammenden Kampf zwischen mehreren Kandidaten ist bei der Wahl für den höchsten Posten beim Fußball-Zweitligisten nicht zu rechnen. Am Mittwoch erklärte Dirk Kall, der aktuelle Aufsichtsratsvorsitzende des Vereins, dass er für diesen Posten nicht infrage käme.
Offensichtlich spürt er nicht den Rückhalt, den er für eine Bewerbung braucht. Zudem hat Kall nach seinem Ausstieg bei der Telekom mit einem neuen Arbeitsfeld (Unternehmensberater) begonnen. Die Unterstellungen, er sei nun arbeitslos und benötige unbedingt einen bezahlten Vorstands-Posten sind offensichtlich aus der Luft gegriffen.
Fortuna legt viel Wert auf Kontinuität. Zwar unterscheiden sich die Persönlichkeiten des derzeitigen Amtsträgers und des „Spitzenkandidaten“ sehr. In der Sache waren Vereinsboss und Finanzchef des Clubs aber immer auf einer Linie.
So spricht auch der Wunsch nach jener Kontinuität dafür, dass Jäger in Frymuths Fußstapfen tritt. Dass er sich als Kandidat zur Verfügung stellt, ist kein Zweifel. Die Vereinspolitik kann in einer nicht einfachen Zeit nur dann fortgeführt werden, wenn auch der Übergang in der Vereinsführung reibungslos funktioniert.
„Bevor den Job jemand übernimmt, der von Tuten und Blasen keine Ahnung hat, mache ich es am liebsten selbst.“ Diesen Satz könnte man Paul Jäger in den Mund legen, ohne dass sich der 56-Jährige darüber beschweren würde. Der Hobby-Tennisspieler ist jemand, der anfasst und die Dinge beim Namen nennt.
Nicht zuletzt durch seine gut inszenierten Auftritte bei den Jahreshauptversammlungen weiß er einen Großteil der Mitglieder hinter sich. Zudem hat er mit seinen Leistungen bei der Vorbereitung zur jährlichen Lizenzierung vor allem in den ersten Jahren des neuen Jahrtausends dafür gesorgt, dass die Fortuna nicht nur zu einem inzwischen respektierten und serös wirtschaftenden Club gereift ist. Sondern Fortuna hat nun auch ein positives Vereinsvermögen. Das ist ein großer Verdienst von Paul Jäger.
So ist es fast unvorstellbar, dass Jäger im Falle seiner Ernennung zum Vereinsvorstand durch den Aufsichtsrat die Finanzangelegenheiten an jemand anderes abgibt. Doch da fangen die Probleme an. Denn entweder arbeitet er einen Menschen seines Vertrauens in das Jonglieren mit Fortunas Zahlen ein, oder er macht das noch nebenbei.
Deshalb ist es eine spannende Frage, wie der Vorstand umstrukturiert und ob es bald nur noch drei, allerdings bezahlte, Vorstandsmitglieder geben wird. In den nächsten Wochen wartet viel Arbeit auf den Aufsichtsrat. Es geht um nicht weniger als um die Zukunft des Vereins.