Es droht ein böses Erwachen

Nach dem 0:2 auf St. Pauli steht Fortuna Düsseldorf plötzlich mit dem Rücken zur Wand.

Düsseldorf. Zu brav, zu bieder, zu unkonzentriert! Fortunas Spiel beim 0:2 auf St. Pauli war das Spiegelbild der Rückrunde. Der Unterschied zum Gegner war nicht groß. In den entscheidenden Dingen zeigten die Hamburger aber, warum sie in der Fußball-Regionalliga oben stehen. Zudem hielten sie der Fortuna vor Augen, dass sich diese in den letzten drei Partien zusammenreißen muss, um nicht noch in Abstiegsnot zu geraten.

"Wenn man beim besten Team der Rückrunde antritt, dann weiß man, was einen erwartet", sagte ein resignierter Uwe Weidemann, der sein Team "kompakt" und ohne Jens Langeneke sowie Jörg "Ali" Albertz auf den Rasen geschickt hatte. "Wir haben das Spiel lange gut kontrolliert und uns dann selbst bestraft." Der Einsatzwillen ließ sich nicht bemängeln. St. Pauli wirkte in einem niveauarmen Spiel dennoch bissiger und aggressiver. Vor der stimmungsvollen Kulisse am Millerntor konnte der Gastgeber darauf warten, dass der Gegner Fehler macht. Und die kamen. Fortuna war einmal unkonzentriert, bei einer Ecke. Erdal Eraslan verlor ein Kopfballduell, die Zuordnung stimmte nicht und Meggle bedankte sich - 1:0, 29. Minute.

"Uns fehlt momentan vorne die Klasse, um antworten zu können", meinte Wolf Werner. Der neue Fortuna-Geschäftsführer spricht seiner Mannschaft in der Breite die Klasse und in der Offensive die Torgefahr ab. "Seit dem WSV-Spiel kann man unsere Tore an einer Hand abzählen." Henri Heeren und zweimal Ahmet Cebe brachten die Serie ohne Gegentor von Pauli-Torwart Borger auch nicht wirklich in Gefahr.

Die Hamburger sorgten nicht für ein großes Fußballfest. "Aber sie waren effizienter", so Weidemann, der erneut bemängelte, dass seine Spieler zu wenig miteinander sprechen. "Wie beim zweiten Gegentor." Oliver Barth verlängerte einen Ball unglücklich. Die Abwehr musste Marvin Braun hinterherlaufen, Torhüter Kenneth Kronholm kam nicht entschlossen raus. Und das war Spiel entschieden. "Beim 0:2 passen drei, vier Mann nicht auf. Das ist schon demoralisierend", sagte Werner.

Der eingewechselte Albertz konnte sich die Fehler nicht erklären. "Wenn wir nicht aufpassen, wird es noch eng. Wir stehen mit dem Rücken zur Wand", so der Mittelfeldspieler der Fortuna. "Wir brauchen jetzt dringend drei Punkte gegen den HSV, damit die Fortuna planen kann. Das sind wir dem Verein schuldig."

Wunderdinge durfte man von der Fortuna beim Spitzenreiter nicht erwarten. Vielmehr müssen Spieler und Verantwortliche nun mit den Konsequenzen richtig umgehen. Panikmache ist nicht angebracht, aber alle müssen klar vor Augen haben, dass die Türe zum Tabellenkeller plötzlich weit offen steht. Wenn die Fortuna jetzt stolpert, könnte es ein tiefer Fall werden. Wer jetzt nur an sich und seine Zukunft als Spieler denkt, hat im Trikot der Fortuna nichts verloren. Zusammenrücken ist gefragt, um die Saison gut zu Ende zu spielen und die tollen Fans nicht völlig zu enttäuschen.

Norbert.Krings@wz-plus.de