Einen Tag nach seiner Verpflichtung Warum Quarshie beim Fortuna-Debüt fast zum tragischen Helden geworden wäre

Düsseldorf · Der Fehlpass von Joshua Quarshie in der Verlängerung bei St. Pauli blieb ohne Folge.

Erlebte ein aufregendes Debüt: Joshua Quarshie.

Foto: Moritz Mueller

Es war eine kapitale Nachlässigkeit, die den großen Traum vom DFB-Pokal-Halbfinale beinahe zum Platzen gebracht hätte. Zwischen Fortuna und dem FC St. Pauli lief schon die erste Hälfte der Verlängerung, als Joshua Quarshie, erst am Montag für anderthalb Jahre von der TSG Hoffenheim ausgeliehen, den Ball aus dem eigenen Strafraum genau in den Fuß von St.-Pauli-Kapitän Marcel Hartel spielte. Der 28-Jährige stürmte frei auf Fortuna-Torwart Florian Kastenmeier zu, doch der Mittelfeldspieler schoss den Ball über das Tor.

Es wäre die 2:1-Führung für die Hanseaten gewesen; ein Treffer, der Fortuna vor eine vielleicht unlösbare Herausforderung gestellt hätte. So aber brachte Ao Tanaka die Düsseldorfer kurz darauf auf der anderen Seite in Führung, der Rest ist bekannt: Ausgleich in letzter Minute durch Carlo Boukhalfa, zwei Kastenmeier-Paraden im Elfmeterschießen und ein Panenka-Schuss von Christos Tzolis, der die Mannschaft von Trainer Daniel Thioune in die Runde der besten vier Teams katapultierte und ungeahnte Emotionen freisetzte.

Auch bei Quarshie, dessen Fehler sich zu seinem Glück nicht gerächt hatte. Nach dem Ende der regulären Spielzeit war der 19-Jährige für den ausgepumpten und etwas angeschlagenen Jordy de Wijs aufs Feld gekommen und gab an der Seite von Andre Hoffmann in der Innenverteidigung sein Fortuna-Debüt. Es war überhaupt erst das zweite Profispiel in der Karriere des gebürtigen Duisburgers, der zuvor für Hoffenheim lediglich einen Bundesliga-Kurzeinsatz verbucht hatte.

„Und zwar im Sturm“, sagte Thioune am Morgen nach dem Pokaldrama, „da ist er in der letzten Minute eingewechselt worden, um mit seinen zwei Metern vorne nochmal etwas zu binden oder einen Ball reinzunicken.“ Ohne Erfolg, die Kraichgauer verloren seinerzeit mit 1:2 gegen den VfL Wolfsburg. Trotz des anfänglichen Patzers lief es auf St. Pauli da schon deutlich besser. Wenngleich der Trainer betonte: „Ich habe ihn ins kalte Wasser geworfen, und das hätte auch nach hinten losgehen können.“

Eben genau wegen des Passes in den Fuß von Hartel. „Wenn der Ball reingeht“, ergänzte Thioune, „steht es 2:1 für St. Pauli. Und ob wir dann nochmal wiederkommen, weiß ich nicht. Der Junge hätte in diesem Fall einen ordentlichen Rucksack aufgehabt in den nächsten Tagen und Wochen. Stattdessen freuen wir uns aber, dass es exakt in die andere Richtung ging.“

Als Quarshie – „puh, nochmal gut gegangen“, schrieb er hinterher übrigens auf seinem Instagram-Kanal – die anfängliche Nervosität überwunden hatte, fand er immer besser ins Geschehen hinein. „Er hat zwar gemerkt, dass es auf diesem Niveau nicht so einfach ist, aber auch richtig gut verteidigt und im Aufbau gute Bälle gespielt“, lobte Thioune. „Ich bin froh, dass es nicht so ausgegangen ist, dass er den entscheidenden Fehler macht.“

Zumindest sein Coach hätte ihm das jedoch nicht wirklich übel genommen. „Insgesamt gilt für mich: Wenn man einen jungen Spieler holt, muss man Mut und Überzeugung haben – deswegen habe ich ihn auf den Platz geschickt“, erzählte Thioune. Mut und Überzeugung, die sich schlussendlich auszahlten. In einer derart wichtigen Partie, nur einen Tag nach der Verpflichtung von Joshua
Quarshie.