Ein todkranker Mensch erlebt das pure Glück So emotional war das Abschiedsspiel von Fortuna-Legende Georg Koch

Much · Der todkranke Ex-Torwart verabschiedet sich von Weggefährten. Der Erlös des Spiels geht an die Kinderkrebshilfe.

Arm in Arm: Markus Anfang (l.) und Georg Koch vor dem Benefizspiel beim VfR Marienfeld.

Foto: Moritz Mueller

Georg Koch und Markus Anfang schlenderten eng nebeneinander und Arm in Arm über das ganze Spielfeld, bis sie irgendwann an der Trainerbank angekommen waren. Und irgendwie beschrieb dieses Bild die Beziehung der beiden ehemaligen Fußballer, die eigentlich kaum zu trennen waren. Während ihrer aktiven Karriere haben sich ihre Wege häufig gekreuzt, gemeinsam haben sie für Fortuna Düsseldorf, den 1. FC Kaiserslautern, den FC Energie Cottbus und den MSV Duisburg gespielt.

Wo Koch war, war also auch Anfang mit dabei. So auch am Samstag in Much, wo sich der unheilbar an Bauchspeichendrüsenkrebs erkrankte Koch im Rahmen eines Benefizspiels vom Fußball und von ehemaligen Kollegen um Anfang verabschiedete. „Mir ist schon jetzt bewusst, dass ich viele alte Weggefährten, die mir sehr viel bedeuten, wahrscheinlich zum letzten Mal sehen werde“, meinte Koch vor dem Spiel zwischen seinem Heimatverein VfR Marienfeld und der Traditionsmannschaft der Fortuna zur „Bild“ und ergänzte: „Deshalb werde ich versuchen, jeden Moment dieses Tages aufzusaugen, zu genießen und in Erinnerung zu behalten.“

Und das tat Koch auch. Sichtlich gerührt betrat er umrahmt von seinen Kindern Emma und Max sowie seiner Lebensgefährten Daniela den Rasen und führte unter tosendem Applaus der über 1400 anwesenden Zuschauer den Anstoß aus. Es wurde auch Fußball gespielt, getrickst, Dennis Prostka im Tor der Fortuna-Traditionsmannschaft zeigte starke Paraden, es fielen auch Tore. Doch das Stand an diesem Tag nicht im Vordergrund.

Bedeutender war die Tatsache, dass die Spendenerlöse zugunsten der Kinderkrebshilfe St. Augustin gehen. „Das Spiel war nebensächlich, die Aktion war heute das Wichtigste“, erklärte dazu Friedhelm Funkel. Der frühere Trainer und Koch haben eine gemeinsame Vergangenheit in Kaiserslautern, und sie stehen bis heute noch im engen Kontakt.

„Ich habe in den vergangenen Tagen einige Male mit Georg telefoniert und wir haben nur über das Spiel und die Organisation gesprochen. Ich glaube, für ihn war das allerwichtigste, dass heute alles gut über die Bühne geht. Ich habe das Gefühl gehabt, dass er die Krankheit vergessen hat, sofern er das überhaupt kann. Dieser Tag war sehr wichtig und sehr schön“, berichtete der 70-Jährige.

Koch selbst war auch zufrieden an diesem besonderen Tag. „Wir waren für die Kinderkrebsklinik hier, der Zweck ist voll in Erfüllung gegangen“, sagte der 52-Jährige, der sich alles, aber nur keinen Regen gewünscht hatte. Dieser Wunsch erfüllte sich für Koch, was während der Veranstaltung trotz mancher Tränen aufgrund der Emotionen dennoch überwiegend glückliche Gesichter zurückließ.

Koch selbst war beflügelt von der schönen und warmen Atmosphäre, er lächelte viel, umarmte viele seiner Weggefährten, hielt diese Erinnerung in Fotos fest, kümmerte sich liebevoll um seine Gäste wie Fortuna-Vorstand Björn Borgerding oder Masseur-Legende Bernd Restle, und fragte, ob sie schon etwas gegessen hätten. Doch ab und an hatte der ehemalige Profi genug von den ganzen aufwühlenden Emotionen und forderte alle Anwesenden mit frechem Unterton und einem Augenzwinkern zum Biertrinken auf.

Am Ende des Tages war Koch einfach nur glücklich, sich selbst wollte er gar nicht im Vordergrund sehen, auch wenn viele Weggefährten und Zuschauer stetig den Kontakt zu ihm suchten, ihn abklatschten und ihm ein Lächeln trotz seiner unheilbaren Krankheit ins Gesicht zauberten. Koch: „Es ging gar nicht so groß um meine Person, sondern um etwas anderes und um dem VfR Marienfeld etwas zurückzugeben und eine andere Kulisse zu bieten.“

Das ist allen Beteiligten ohne Zweifel gelungen. Davon zeigte sich Koch sehr beeindruckt und konnte den Helfern nicht oft genug danken. „In diesen drei Wochen haben wir in der kürze der Zeit etwas ganz tolles aufgebaut. Dafür zolle ich dem VfR Marienfeld und den ganzen Mitstreitern, die mitgeholfen haben, Respekt. Es war einfach top und überragend.“

Dieses zufriedene Fazit hatte er natürlich auch schon Funkel auf dem Rasen im Vier-Augen-Gespräch mitgeteilt. „Georg hat ein gutes Gefühl gehabt und war auch begeistert von dem, wie das hier vonstattengegangen ist“, sagte Funkel, der insgesamt festhielt: „Dieser Tag war sehr wichtig. Ich freue mich auch, alte Weggefährten hier getroffen zu haben. Somit war das ein schöner Nachmittag.“

Sven Backhaus: „Es ist ein
sehr emotionaler Tag“

Ähnlich sah es Sven Backhaus, der mit Koch gemeinsam bei Fortuna Anfang der 90er-Jahre gespielt hatte. Der 56-Jährige war nach dem Spiel sehr angefasst. „Es ist ein sehr emotionaler Tag. Ihn heute mit seiner Familie auf dem Platz stehen zu sehen, das ging schon unter die Haut.“ Und der frühere Libero fügte an: „Dass man alte Gesichter wiedersieht und Georg mit einigen von ihnen zusammengesammelt hat, das ist super. Ich finde es klasse, dass die Menschen so zahlreich erschienen sind.“

Und sie blieben auch noch am Abend im Festzelt und lauschten den Worten von Friedhelm Funkel, aber auch Markus Anfang. „Es war immer lustig, gerade aufgrund des Menschlichem von ihm. Wir haben viele Sachen miteinander erlebt. Er war ein fantastischer Torwart“, sagte Anfang über Koch. Und auch in Much waren sie am Samstag wahrscheinlich zum letzten Mal eng zusammen und schlenderten mit Erinnerungen in ihren Herzen an ihre gemeinsame Zeit Arm und Arm zur Trainerbank.