Im Pokalspiel in Illertissen So spektakulär lief der Einstand von Christos Tzolis bei Fortuna
Illertissen · Der neue Stürmer erzielte als Einwechselspieler gleich das entscheidende 3:1 im Pokalspiel in Illertissen.
Es ist schon gut eine halbe Stunde nach dem Abpfiff, als Christos Tzolis in die improvisierte Interviewzone kommt. Der Abschied von den Düsseldorfer Fans nach dem 3:1-Pokalsieg beim Viertligisten FV Illertissen hat seine Zeit gekostet – und dann hat Trainer Daniel Thioune ja auch noch alle Spieler, die nicht in der Startelf gestanden hatten, zu einigen Laufeinheiten auf den Rasen beordert. Keine Gnade gibt es dabei für den Mann, der in der Schlussphase das erlösende 3:1 erzielt hat.
Dennoch bemerkt man kaum, dass sich die Sonne über dem Vöhlinstadion schon wieder verzogen hat und sich unter dichten Wolken der nächste Platzregen ankündigt. Tzolis strahlt auf einem Level, das auch die August-Sonne nicht hätte erreichen können. „Das war sehr nett hier“, fasst der Stürmer zusammen. In der 60. Minute hat ihn Thioune für Felix Klaus eingewechselt, etwas überraschend, weil Klaus zuvor mit zwei Torvorlagen noch einer der Besseren in einem mäßigen Fortuna-Team gewesen war. Doch auch mit Tzolis und seinem Treffer stimmt ja am Ende die Rechnung. „Ein nettes kleines Stadion, viele Zuschauer, und wir haben gewonnen.“ Es sei schon ein schwieriges Spiel gewesen. „Der Gegner hat ein starkes Pressing gespielt und hatte das Momentum. Aber am Ende haben wir ein schönes Tor gemacht, mit toller Vorarbeit von Gini und Isak“.
Das Lob für die Wegbereiter Ginczek und Johannesson liegt ihm besonders am Herzen. Dieses Tor, so wichtig es für jeden Stürmer ist, erst gar keine langen Wartephasen auf ein zählbares Erfolgserlebnis aufkommen zu lassen, war jedoch beileibe nicht das einzige spektakuläre Mosaikteil beim Debüt des 21-Jährigen. Punkt eins: der Wolkenbruch. „Jetzt habe ich hier wirklich alles erlebt“, erzählt er lachend. Bei Nieselregen in Düsseldorf angekommen, dann wurde es heiß, dann der Weltuntergang von Illertissen.
„Dieser Sturm hier – einfach unglaublich. Wie heißt das auf Deutsch? Hagel? Es war das erste Mal, seit ich Fußball spiele, dass ein Spiel von mir wegen des Wetters unterbrochen werden musste. Und ich habe in England gespielt, aber dafür musste ich erst nach Deutschland kommen.“
Theater mit dem
gegnerischen Torwart
Punkt zwei: der gegnerische Torhüter Felix Thiel. „Habt Ihr gesehen, was der mit mir angestellt hat?“, fragt der junge Stürmer die Medienvertreter. „Einfach unglaublich. Der war richtig wütend und hat angefangen, auf Deutsch auf mich einzureden. Ich habe kein Wort verstanden, aber er war richtig sauer. Ich habe keine Ahnung warum, denn eigentlich hätte ich wütend sein müssen, weil er mich getreten hat.“
Tzolis dachte in jener Szene, als er kurz nach seiner Einwechslung fast schon auf dem Weg zu seinem ersten Tor schien, eher an Schiedsrichter Lars Erbst als an Thiel: „Ich weiß wirklich nicht, warum der Referee vorher das Spiel unterbrochen hat. Ich war allein auf dem Weg zum Tor, und er hat ohne jeden Grund gepfiffen. So kam es ja nur zu dem Theater mit dem Torwart.“
Aber da ist ja noch Punkt drei: die Fortuna-Fans. Die rund 1500 Unentwegten, die nicht nur mehr als tausend Kilometer An- und Abreise aufs sich genommen hatten, sondern auch komplett ignorierten, dass das Unwetter sie bis auf die Haut durchnässte, haben Tzolis zutiefst beeindruckt. „Sie haben einfach weitergesungen und -getanzt“, sagt er lachend und kopfschüttelnd. „Wir hatten eine großartige Atmosphäre hier, trotz des Regens und Hagels. Das war unglaublich. Obwohl es ein Auswärtsspiel war, haben wir uns wie zu Hause gefühlt. Großartig.“
Keine Frage, die 34 Minuten, die die Leihgabe des englischen Zweitligisten Norwich City im Vöhlinstadion absolvierte, haben Lust auf mehr gemacht. Bei Tzolis selbst, aber auch bei Teamkollegen und Fans. Auch wenn der Einstand noch nicht perfekt war, was er nach so kurzer Zeit mit der Mannschaft auch noch nicht sein konnte. „Man hat gesehen, dass noch etwas die Bindung fehlt, die Abläufe noch nicht so da sind“, merkt auch Fortunas Trainer Daniel Thioune an. „Ich war mit dem Defensivverhalten insgesamt nicht mehr ganz so einverstanden in der zweiten Halbzeit.“
Das Ganze allerdings mit Blick auf Tzolis und Johannesson mit einem Augenzwinkern. Die Zeit zum Komplettieren seines Repertoires wird der Trainer dem jungen Griechen definitiv geben.