Isländischer Nationalspieler in Düsseldorf Diese beiden Träume hat Fortuna-Zugang Isak Johannesson
Düsseldorf · Isak Johannesson ist erst eine halbe Woche in Düsseldorf und sticht trotzdem schon heraus: auf wie neben dem Platz. Wegen seines Humors, seiner Technik und zweier großer Träume.
Gerade einmal vier Übungseinheiten hat Isak Johannesson absolviert, und schon drückt er dem Geschehen im Arena-Sportpark seinen Stempel auf. Während des Trainings am Donnerstagvormittag zaubert der isländische Nationalspieler erst auf dem Kleinfeld, später in noch beeindruckenderer Manier im Elf-gegen-Elf über die gesamte Größe des Platzes jene Pässe auf den Rasen, die im Fußball-Jargon das Prädikat „tödlich“ verpasst bekommen – freilich für die gegnerische Mannschaft. Und wenn Angreifer Daniel Ginczek die Vorarbeit dann noch, wie in einer Situation hervorragend demonstriert, mit einem Tor krönt, hat Johannesson seine Aufgabe bestens erledigt.
Seine Lieblingsaufgabe, muss man an dieser Stelle sogar ergänzen. „Ich bin gerne kreativ und mag es tatsächlich lieber, Tore vorzubereiten als selbst welche zu schießen“, erzählt die 20 Jahre alte, am Mittwoch mit Kaufoption verpflichtete Leihgabe vom FC Kopenhagen. Der Jungspund sagt aber nicht nur vermeintlich unkonventionelle Sätze wie diesen, sondern vermittelt insgesamt einen gesprächigen und lockeren Eindruck – ganz abgesehen von der Tatsache, dass er darüber hinaus ein ziemlich humorvoller Zeitgenosse zu sein scheint.
Johannesson träumt
von der Bundesliga und der EM
Angesprochen auf die für sein Alter beachtliche Titelsammlung, zwei dänische Meisterschaften, ein dänischer Pokalsieg und eine dänische U19-Meisterschaft zieren seine Vita bereits, ergänzt Johannesson lachend: „Da kommt sogar noch ein Titel dazu, der Baltic Cup mit der isländischen Nationalmannschaft, auch wenn das nur zwei Spiele waren.“ Wer sich nun fragt, seit wann Island zum Baltikum zählt, tut dies berechtigterweise. Quasi als Gäste haben die Isländer bei ihrem Triumph im vergangenen Jahr zum ersten Mal an diesem ominösen Wettbewerb teilgenommen, um das Teilnehmerfeld neben Lettland, Litauen und Estland auf vier Teams aufzustocken. „Es ist eine gute Sache, etwas zu haben“, fährt der im englischen Sutton Coldfield geborene Linksfuß fort. „Du möchtest Titel gewinnen in deiner Karriere.“ Dass er diesem Mantra in Düsseldorf weniger wird folgen können als beim FC Kopenhagen, ist ihm bewusst. Dennoch hat sich Johannesson aus wohl überlegten Gründen für den Tapetenwechsel entschieden. „Ich habe die Meisterschaft gewonnen, ich habe den Pokal gewonnen, ich habe in der Champions League gespielt. Jetzt ging es um Spielzeit“, sagt der 20-Jährige. Doch um mehr noch: auch um seine Position. Beim dänischen Meister kam der Isländer in den vergangenen beiden Jahren in 61 Pflichtspielen zum Einsatz, am häufigsten auf der rechten Außenbahn. Auch wenn Flexibilität nicht unbedingt eine Schwäche ist und Johannesson sogar schon auf den defensiven Außenbahnen gespielt hat, sieht er sich unweigerlich in der Zentrale. „Ich habe viel auf dem Flügel gespielt, aber meine bevorzugte Position ist im Mittelfeld“, betont er. „Ich bin kein Flügelspieler, ich bin ein Mittelfeldspieler.“ Als solcher wird er in Düsseldorf mit seinen Spielmacherqualitäten wohl auch vornehmlich gebraucht, zumal wenn Ao Tanaka den Verein bis zum Ende der Transferperiode noch verlassen sollte. Und etwas anderes formuliert der 20-Jährige ebenso gerade heraus: „Mein Traum ist es, irgendwann in der Bundesliga zu spielen“, erzählt Johannesson. „Ich habe den deutschen Fußball schon immer verfolgt. In Deutschland gibt es, wie hier in Düsseldorf, viele großartige Stadien mit vielen Fans. Abgesehen davon glaube ich, dass meine Art und Weise, Fußball zu spielen, hier auch gut hinpasst.“ Diese Annahme liegt nahe, schließlich hat der isländische Nationalspieler nicht nur feine Pässe im Repertoire, sondern ist offenbar auch bereit, sein letztes Hemd auf dem Platz zu lassen. „Ich mag es, viel unterwegs zu sein“, sagt er, „ich habe eine gute Kondition.“ Und dann kehrt er, daran anschließend und auf die Frage, was isländische Fußballer charakterisiere, wieder seinen markanten Humor heraus: „Wir arbeiten wirklich hart. Es ist so kalt in Island, dass wir die ganze Zeit rennen müssen.“ Einer seiner Landsmänner, der in Düsseldorf große Fußstapfen hinterlassen hat, ist ihm selbstverständlich ein Begriff: Atli Edvaldsson. „Er war eine Ikone in Island und hat in Düsseldorf einen guten Job gemacht. Ich habe gehört, er hat sogar mal fünf Tore in einem Spiel geschossen“, erzählt Johannesson gut informiert. 1983, beim Spiel von Fortuna gegen Eintracht Frankfurt, traf Edvaldsson aber nicht nur fünf Mal, sondern erzielte auch noch als erster isländischer Fußballspieler überhaupt einen Hattrick in der Bundesliga. Johannesson hat nicht nur den Traum, irgendwann in der Bundesliga zu spielen, er möchte sich mit Island auch unbedingt für die Europameisterschaft in Deutschland im kommenden Jahr qualifizieren. „Wir haben eine starke Gruppe“, sagt der 20-Jährige, dessen Opa einst isländischer Nationaltrainer war und dessen Vater momentan Assistenzcoach jener Mannschaft ist, „aber es wäre wunderbar, im nächsten Sommer möglicherweise die EM zu spielen. Das ist eines meiner großen Ziele.“