Selbst von St. Paulis Trainer Darum wird Fortuna-Profi Kastenmeier von allen gefeiert

Hamburg · Fortuna kann sich auf ihren Torwart verlassen. Was Mitspieler, Trainer und sogar Gegner sagen.

Düsseldorfs Torwart Florian Kastenmeier im Zweikampf mit St. Paulis Elias Saad.

Foto: dpa/Marcus Brandt

Selten waren sich die Betrachter so einig wie nach Fortunas Zweitliga-Gastspiel beim FC St. Pauli. Dies sogar in mehreren Punkten; erstens: Das Ergebnis von 0:0 war leistungsgerecht – und doch nicht angemessen, da es aufgrund des abwechslungsreichen Spielverlaufs und der vielen Torchancen eher 2:2 hätte heißen müssen. Zweitens: Beide Teams zeigten so viel versprechende Ansätze, dass sie – wenn Verletzungspech ausbleibt und die Form hält – eine gute Rolle in der Liga spielen sollten. Und drittens: Ein Spieler überragte alle anderen auf dem Feld.

Eben dieser Spieler tauchte dann auch als erster in der Interviewzone des Stadions am Millerntor auf. „Ich hab‘ mich extra beeilt“, sagte Florian Kastenmeier mit einem verschmitzten Lächeln – wohl wissend, dass seine Meinung zu Spiel und persönlicher Leistung an diesem Samstag besonders gefragt war. Der Torhüter hat Fortuna den Punkt festgehalten.

Einen Punkt, der durchaus auch verdreifacht hätte werden können, da Fortuna sehr gute Möglichkeiten hatte. Aber den Düsseldorfern hätten auch komplett leere Hände gedroht, wenn Kastenmeier nicht gleich mehrfach herausragend pariert hätte. So zum Beispiel gegen St. Paulis starken Kapitän Jackson Irvine – „den halten nicht ganz so viele“, kommentierte Trainer Daniel Thioune mit anerkennendem Kopfnicken.

Dessen Gegenüber Fabian Hürzeler schüttelte dagegen sein Haupt beim Rückblick auf diese Szene. „Die hatten einen Torwart, der einfach überragend gehalten hat. Das muss man einfach mal anerkennen“, sagte Coach. Da schlossen sich die Teamkollegen des Keepers gern an. Marcel Sobottka zum Beispiel: „St. Pauli hatte schon ein paar Hochkaräter, aber Florian Kastenmeier war heute in Hochform. Ohne ihn wäre es schwieriger geworden.“

Andre Hoffmann griff in seiner Einschätzung noch ein Regal höher. „Wir haben heute einen unfassbaren Torwart gehabt, den muss man einfach herausheben“, schwärmte der Kapitän. „Er hat schon in der ersten Hälfte, dann aber besonders gegen Irvine in der zweiten unglaublich gehalten. Aber das braucht man auch, um auf St. Pauli zu punkten.“

Der Trainer meldete sich dazu auch nochmals zu Wort. „Wir haben heute einen Mann im Rahmen stehen gehabt, der mal wieder gezeigt hat, warum er zu den besten Torhütern der Liga gehört“, stellte Thioune fest, „nicht nur mit dem Ball am Fuß, sondern auch mit den Händen.“

Doch wie geht der derart ­Gefeierte mit solchen ­Lobeshymnen um? Kastenmeiermäßig eben. Mit nahezu unbewegter Miene, in der man das Lächeln nur in den Augenwinkeln erahnen kann. „Ich bin ja auch ein Jahr älter geworden, da kann man sich mal weiterentwickeln“, sagt der Torwart tiefenentspannt. „Ich muss mehr Verantwortung übernehmen, auf dem Platz, neben dem Platz. Ich glaube, das gelingt mir im Moment ganz gut. Da gilt es jetzt dranzubleiben und die Leistung zu bestätigen.“

Der Keeper lobt
die ganze Mannschaft

Lieber spricht er über die Mannschaft. „Es ist ja normal, dass die Jungs vor mir nicht alles wegverteidigen können. Aber was sie da heute wieder abgeliefert haben – da kann ich nur sagen: Hut ab!“ Dann lenkt er sogar noch mehr von seiner eigenen Vorstellung ab, indem er (allerdings zu Recht) einen Kollegen lobt: „Ich muss etwas machen, was ich sonst nie mache: einen Spieler herausheben. Was Shinta Appelkamp an Bällen erobert hat, das war schon groß. Und die Viererkette, auch mit Jamil Siebert hinterher: sehr, sehr stark.“

Stimmt alles, aber Fortunas Topmann hatte dennoch die 33 auf dem Rücken, aber das ist nicht Kastenmeiers Thema. „Ich könnte jetzt über jeden Einzelnen was sagen, es war von jedem eine Riesenleistung. Es ist nicht einfach hier am Millerntor, vor allem durch die Atmosphäre. Schade eigentlich, dass das schon nach dem zweiten Spieltag vorbei ist für diese Saison.“

Abschließend lässt der 25-Jährige noch durchblicken, wie groß sein Ehrgeiz ist. Die vier Punkte ohne Gegentor zum Saisonstart, gegen Top-Gegner wie Hertha und St. Pauli, hätte er vorab nicht gekauft, gibt er zu Protokoll. Weil er sechs haben wollte. „Ich schaue von Spiel zu Spiel, will jedes gewinnen. Auch dieses hier auf St. Pauli, denn wir hatten genügend Chancen. Daher habe ich jetzt gemischte Gefühle.“ Mehr zu sich selbst sagt er nicht; Eigenlob ist eben nicht Kastenmeiers Ding. Das berechtigte Abfeiern haben ja schon genügend andere für ihn erledigt.