Nach dem 1:3 gegen Wehen So unterschiedlich wird bei Fortuna der Faktor Erschöpfung gewertet

Düsseldorf · Es war ein gebrauchter Fortuna-Abend. Nach einer völlig verkorksten ersten Hälfte unterlag die Truppe von Trainer Daniel Thioune dem SV Wehen Wiesbaden 1:3. Gründe dafür: der frühe Ausfall von Vincent Vermeij und mentale Müdigkeit. Zwei Hauptdarsteller bewerteten letztere allerdings konträr.

Christos Tzolis ist nach Fortunas Niederlage gegen Wehen Wiesbaden enttäuscht.

Foto: Moritz Mueller

Die Erklärung lag irgendwie auf der Hand – und sie war für jeden offensichtlich, der die erste Hälfte der Zweitliga-Partie zwischen Fortuna und dem SV Wehen Wiesbaden ein wenig intensiver und analytischer betrachtet hatte. So ungefähr sieht Fußball aus, wenn eine der beiden Mannschaften mit dem Kopf nicht zu hundert Prozent bei der Sache ist. Nicht aus Desinteresse, sondern aus Erschöpfung.

Die Frage dabei ist eben nur, ob man aufgrund dieser Erschöpfung so komplett neben der Spur fahren muss, wie das Fortuna während dieser 45 Minuten tat, die letztlich zur 1:3-Heimniederlage gegen den Aufsteiger führten. Darüber gingen selbst die Meinungen der Beteiligten ziemlich weit auseinander. Die Haupt-Gegenpole bildeten Trainer Daniel Thioune und Außenstürmer Felix Klaus.

„Müdigkeit entsteht eher im Kopf als in den Beinen“, erklärte der Chefcoach und sprach damit die hohe Belastung durch die Grippewelle, die Verletzungsausfälle und die 120 Pokalminuten von Unterhaching am vergangenen Dienstag an. „Und man hat meiner Mannschaft gleich diese Müdigkeit angesehen. Wenn man in so eine Partie reinfinden muss, dann braucht man Energie, defensiv diszipliniert gegen den Ball.“

Von dieser Defensiv-Disziplin sei dann eben vor dem Seitenwechsel nichts zu sehen gewesen. „Wir haben die Zweikämpfe defensiv gar nicht gesucht. Da habe ich vielleicht ein bisschen unterschätzt, dass die Müdigkeit im Kopf sich auch aufs Spiel übertragen kann. Müdigkeit in den Beinen hat nicht stattgefunden, wenn man über 125 Kilometer schrubbt und unfassbare Sprintwerte hat.“ Ebenso klar wie ehrenwert, dass Thioune sich vor seine Mannschaft stellte – nur hätte er aufgrund mehrerer Ausfälle bei seinem Mini-Kader ohnehin kaum Alternativen gehabt.

Vincent Vermeij schied
in der Partie früh aus

„Klar waren wir heute müde, wir haben 120 Minuten in Unterhaching abgerissen“, sagte Klaus zwar ebenfalls. „Aber das soll keine Ausrede sein. Dann müssen wir in der ersten Hälfte einfach klarer spielen und kühlen Kopf bewahren. Wir wollen Ballbesitzfußball spielen, aber dann müssen wir den Ball auch haben, dürfen ihn nicht jedes Mal verlieren. Wir haben so einfach die Bälle verloren, das kann überhaupt nicht sein.“

Noch drastischer sei aber gewesen, was nach den Ballverlusten passierte. „Dann dürfen wir nicht jedes Mal hinten Eins-gegen-Eins stehen. Dann verlieren wir die Zweikämpfe, und die laufen allein aufs Tor“, kritisierte Klaus. „Ich weiß nicht, wann ich jemals in meiner Karriere so leicht Tore schießen durfte wie Wehen heute. Das ist unglaublich. Wir haben Wehen zum Toreschießen eingeladen, so war’s einfach. Dann waren wir sogar noch gut bedient mit dem 0:3 zur Halbzeit.“

Ein weiterer Faktor für die Niederlage darf jedoch nicht unterbewertet werden: Der frühe Ausfall von Vincent Vermeij, der bereits nach fünf Minuten nach einem Zusammenprall mit Teamkollege Yannik Engelhardt mit einer Kopfverletzung ausschied und ins Krankenhaus gebracht werden musste. „Er konnte nicht mehr allein aufstehen“, schilderte Thioune.

Eine Diagnose steht derzeit noch aus, doch wenigstens kursierte am späten Abend in der Arena das Gerücht, es gehe Vermeij „den Umständen entsprechend gut“.

Es wäre immerhin eine gute Nachricht an einem Abend, an dem der vielfach unterschätzte Niederländer mit seiner Fähigkeit, Bälle festzumachen und weiterzuleiten, Fortunas Offensivspiel sehr fehlte.