Fortuna, nur noch peinlich
Der nächste Gegner ist Spitzenreiter Paderborn. Mit einer Niederlage würde sich das Meier-Team ins Mittelfeld verabschieden.
Düsseldorf. Minutenlang saß Fortunas Sport-Geschäftsführer Wolf Werner regungslos auf der Tribüne und starrte auf den Rasen von Nebenplatz 11 am Bremer Weserstadion. Erdklumpen verzierten den saftig-grünen Untergrund wie Maulwurfshügel. Zeichen für kämpferischen Einsatz bei winterlichem Wetter.
Doch dafür war am Sonntagnachmittag allenfalls Werder Bremen II verantwortlich. Die Fußballer von Werners Ex-Verein feierten das 2:0 über Werners neuen Klub. Jene unterlegenen Düsseldorfer schlichen in die Kurve zu den rund 800 mitgefahrenen Fans, um sich zu entschuldigen. Das Gespräch suchen, Unerklärliches erklären. Der Möchtegern-Aufstiegskandidat hatte sich beim Tabellenletzten bis auf die Knochen blamiert.
"Fluch von Platz 11" hin oder her: Am Ende war es dort zwar das fünfte 0:2 der Gäste im siebten Gastspiel bei Werder II, aber eben auch der erste "Dreier" der Gastgeber seit dem 24.August. Wer als Tabellenvierter der 3.Liga den Anschluss an die Spitze halten will, darf so ein Duell nicht verlieren. Erst recht nicht nach zwei Spielen ohne Sieg. Das Peinliche daran: Die Pleite an der Weser war völlig verdient.
Als Wolf Werner die Sprache wiedergefunden hatte, gab er indirekt dem Schiedsrichter die Schuld. Doch der hatte wohl am wenigsten Einfluss auf die desaströse Leistung. Viele Fortuna-Profis versuchten sich darin, das Positive zu finden, es grenzte an Schönrederei. Stürmer Ranisav Jovanovic sprach von "vier bis fünf Möglichkeiten", die man hätte nutzen müssen.
Tatsächlich konnte bestenfalls der Schuss von Jens Langeneke nach einer knappen halben Stunde als Tormöglichkeit gesehen werden. Auch der erstmals von Beginn an aufgelaufene Sebastian Heidinger sah die Mannschaft (und sich) nicht so schlecht.
Sicherlich: Ein gewisses Bemühen war allen zuzusprechen. Aber wer Zeugnisse in der Arbeitswelt kennt, weiß, was die Floskel "Er bemühte sich stets" bedeutet: mangelhaft, Note fünf. Und so war es auch eine Leistung, die eines Aufstiegskandidaten nicht würdig war: Über die gesamten 90 Minuten kämpfte jeder Fortune mehr mit sich als gegen den Gegner und erst recht nicht gemeinsam als Mannschaft.
Das passt zum ganzen Verein: Alle können was, alle reden was, und alle tun was. Aber eben nicht gemeinsam oder so professionell gesteuert, dass es Aussicht auf nachhaltigen Erfolg hat. Vielleicht schadet es nicht, wenn sich Verantwortliche und Spieler wieder mehr in Bescheidenheit üben und die eigenen Ansprüche der Realität anpassen, sich vielleicht an eine konsolidierende Rolle als guter Drittligist gewöhnen. Vertrauen zurückgewinnen, Fans in und um Düsseldorf pflegen.
Denn der klammen Fortuna fehlt auf dem unbedingt nötigen Weg zur finanziellen Gesundung weiterhin das Geld, um den Kader auch für vier oder fünf hochkarätige Ausfälle stark genug zu machen. Das hat sich in Bremen erneut gezeigt. Gewinnt Emden am Mittwoch das Nachholspiel gegen Bayern München II, ist auch der Relegationsplatz schon fünf Zähler entfernt.
Angesichts der Leistungen der vergangenen Wochen muss am kommenden Samstag zum Abschluss des Jahres mit einer Niederlage der Fortuna bei Spitzenreiter SC Paderborn gerechnet werden. Dann dürfte schon zum Weihnachtsfest der Aufstieg vorerst in weite Ferne rücken. Das wird Wolf Werner sicher auch durch den Kopf gegangen sein, als er starr auf den Bremer Rasen geschaut hat.