Fortuna siegt im 300. Spiel mit 4:2

Aue/Düsseldorf. Warum sollte es auch ausgerechnet in Aue schief gehen? Im 300. Spiel der Fortuna in der eingleisigen 2. Fußball-Bundesliga, bei einer Mannschaft, die seit sechs Spielen auf einen Sieg wartet.

Die Fortuna holte dagegen saisonübergreifend bei den fünf jüngsten Auswärtsspielen jeweils ein Unentschieden. Und am Freitagabend im Erzgebirgestadion gelang tatsächlich der erste Auswärtssieg der Saison — die Fortuna siegte mit 4:2 (2:0) und setzt sich damit an der Spitze der 2. Liga fest.

Seine Start-Elf hatte Fortuna-Trainer Norbert Meier im Vergleich zur Vorwoche auf drei Positionen umgebaut. Zum einen erwartet, weil Torwart Robert Almer den rot-gesperrten Michael Ratajczak ersetzte. Zum zweiten die offensive Variante, indem Robbie Kruse bei seinem ersten Einsatz von Beginn an für den verletzten Oliver Fink im linken Mittelfeld auflief. Zum dritten überraschend, denn Tobias Levels kam zu seinem Debüt im Fortuna-Trikot.

Der von Borussia Mönchengladbach kürzlich noch ausgeliehene Defensivspieler ersetzte Rechtsverteidiger Christian Weber, der eigentlich zuletzt nicht enttäuscht, aber in der Vorwoche beim 4:2 gegen den Karlsruher SC den folgenschweren Rückpass spielte, der Ratajczak die Rote Karte eingebracht hatte.

In der malerisch über den Wipfeln der Erzgebirgs-Wälder untergehenden Abendsonne begannen die Fortunen als Tabellendritter mit viel Ballbesitz. So wie es Aues Kapitän Rene Klingbeil erwartet hatte und seine Mannschaft zu „gezielten Nadelstichen“ führen wollte.

Nach zwei Warnschüssen auf jeder Seite spielte sich das Geschehen in den kompakt stehenden Mittelfeldreihen ab, bis sich Marc Hensel einen folgenschweren Fehler leistete: Sascha Rösler setzte nach, ging bei der Hakelei im Strafraum zu Boden. Den fälligen Strafstoß verwandelte Jens Langeneke souverän (14.) und ließ die knapp 500 mitgefahrenen Fortuna-Fans vom ersten Auswärtssieg nach zuletzt elf vergeblichen Versuchen träumen. Nur drei Minuten später brachte es Rösler tatsächlich fertig, nach schöner Vorarbeit von Levels und Maximilian Beister den Ball freistehend kurz vor der Torlinie vorbei zu lupfen.

Die Auer Abwehr präsentierte sich nicht nur dabei erschreckend schwach, wusste sich oft nur mit Fouls zu helfen. Ein solches von Adli Lachheb an Beister führte zum 25-m-Freistoß, den Sascha Rösler aus halbrechter Position mit links über die Mauer direkt ins untere Toreck schoss (22.). Mit seinem vierten Saisontor (dem ersten für die Fortuna auf fremdem Platz) besiegelten die Gäste einen richtig guten Start gegen die Gastgeber, die nach nicht einmal 25 Minuten wütende Frust-Pfiffe von den Rängen kassierten.

Der FC Erzgebirge hatte bis dahin nicht einmal die gefürchtete Zweikampfbereitschaft gezeigt, präsentierte sich im Offensivspiel total ideenlos. Fortuna-Schlussmann Almer war darüber sicher nicht böse, zumal er in der ersten Hälfte in die tiefstehende Sonne schaute, die wenigen Bälle in seinem Strafraum aber sicher abfing. So war die Pausenführung auch vollkommen verdient, denn den Rest erledigten seine sicher stehenden Abwehrkollegen.

Die waren nach der Pause natürlich besonders gefordert: Aue probierte es mit drei neuen Akteuren und hatte gleich damit Erfolg. Jens Langeneke konnte Ronny König in der Mitte nicht aufhalten, Torwart Almer kam an den Kullerball zum 1:2 nicht mehr heran (49.). So wurde es mit Verspätung das heiße Duell im Erzgebirgestadion, das Trainer Meier erwartet hatte und bei dem „immer richtig was los“ sei. Die Kulisse war wieder da, und die bis dahin souverän agierende Fortuna wackelte plötzlich, als wenn jemand Beruhigungsmittel ins Pausengetränk gemischt hatte.

Zwar gab es auch den einen oder anderen Konter: So scheiterte Beister kurz vor seiner Auswechslung in aussichtsreicher Position, und Tobias Levels schoss nach schönem Querpass von Adam Bodzek knapp drüber (70.). Doch nicht einmal eine Minute darauf versetzte der eingewechselte Guido Kocer die Kulisse in Entzücken — sein Flachschuss von der Strafraumgrenze schlug zum 2:2 im unteren Eck ein, Torwart Almer war die Sicht versperrt (72.).

Weil die Düsseldorfer die Ordnung der ersten Hälfte vermissen ließen, ging der Ausgleich auch durchaus in Ordnung. Umso überraschender fiel das 3:2 — nach einer Ecke stieg Innenverteidiger Assani Lukimya am höchsten, köpfte sein erstes Pflichtspieltor für die Düsseldorfer (84.) und sorgte dafür, dass der Fortuna-Fanblock komplett ausflippte. Und Juanan machte das Glück mit dem 4:2 in der vorletzten Minute noch perfekt.