Fortuna und Trainer Köstner: Das Warten auf die Trennung

Lorenz-Günther Köstner und die Fortuna sind sich bei den finanziellen Modalitäten noch (lange) nicht einig.

Foto: Archiv

Die Ausgangslage

Alles wartet auf die endgültige Trennung. Doch noch ist Lorenz-Günther Köstner Chef-Trainer von Fortuna Düsseldorf, und beide Parteien warten aus taktischen Gründen ab, bis ein Kompromiss gefunden ist. Derzeit deutet viel darauf hin, dass weder der offizielle Inhaber der Cheftrainer-Position noch die Fortuna unbedingt das „Problem“ vor dem Arbeitsgericht klären wollen.

Der 62-Jährige ist krank. Inzwischen seit Anfang April. Die Mannschaft hat drei Monate mit Köstner gearbeitet. In dieser Zeit drang nach außen wenig Kritik an der Arbeitsweise und Ansprache des neuen Cheftrainers. Inzwischen haben viele Fortuna-Profis — öffentlich oder intern deutlich gemacht — dass sie von der Arbeit Köstners nicht gerade begeistert waren. Doch der Cheftrainer hat einen laufenden, rechtmäßig abgeschlossenen Vertrag. Trotz der Kritik von außen an der sportlichen Leistung der Mannschaft zwischen Februar und April, was Ergebnisse und Attraktivität anging — immerhin rutschte die Mannschaft auf Rang 14 -, wäre der Verein Anfang April nicht auf die Idee gekommen, sich von Köstner zu trennen, den Wolf Werner und Helmut Schulte gemeinsam verpflichtet hatten. Das Problem für den 62-Jährigen: Interimstrainer Oliver Reck war sehr erfolgreich. Und die Krankheit macht eine Rückkehr wohl inzwischen auf längere Zeit unmöglich.

Dass der Trainer krank geworden ist, kann ihm niemand zum Vorwurf machen. Doch es ist der Eindruck entstanden, dass er mit seiner vermeintlichen Rückkehr taktische Spielchen getrieben hat. Das könnte seinem Ansehen und seiner Verhandlungsposition im Streit, eine Abfindung in größerer Höhe zu erhalten, geschadet haben. Seiner euphorischen, über die Medien angekündigten Rückkehr folgte offensichtlich ein Rückschlag, weil Fortuna ihn zu Gesprächen einbestellte, statt ihm sofortigen Urlaub zu gestatten. Zudem wollte Köstner schon seit längerem unbedingt einen Co-Trainer seiner Wahl für die kommende Spielzeit installieren, der für ihn wahrscheinlich die tägliche Trainingsarbeit erleichtern und die Kluft zwischen Cheftrainer und Mannschaft verringern sollte. Dass er dies angeblich ohne große Absprache mit der Vereinsführung durchziehen wollte, erscheint mehr als seltsam. Immer wieder wurde in diesem Zusammenhang über Alexander Strehmel spekuliert.

Köstners Aussagen über den Boulevard passen nicht dazu, eine möglichst reibungslose Trennung zu erwirken. Denn, dass er auf den Cheftrainer-Posten zurückkehren wird, kann inzwischen auch er selbst nicht mehr ernsthaft annehmen.

Der Verein wartet ab und darf Oliver Reck, der Mannschaft und der Öffentlichkeit nicht mitteilen, dass der Interimstrainer zum Cheftrainer wird. Denn noch hat Fortuna einen Cheftrainer. Und der heißt Köstner. So wird eine Abfindung unumgänglich sein. Es geht jetzt nur noch um die Höhe.

Schon (zu) früh hat der Verein gegenüber Köstner sowie auch im Umfeld durchklingen lassen, dass Fortuna künftig allein auf Oliver Reck setzt und nicht mehr mit Köstner zusammenarbeiten wolle. Offiziell hörte sich das natürlich immer anders an. So hatte der Verein nicht mehr das Heft des Handelns in der Hand und musste auf Köstners Wortmeldungen in den Medien zurückhaltend reagieren, um die eigne Position nicht zu schwächen. Es gelang dem Verein dennoch nicht, völlig ruhig zu bleiben. Die „Aussagen“ zwischen den Zeilen sorgten für Unruhe und Ungeduld bei Fortunas Anhängern.

Es wird eine Trennung geben. Je schneller es geht, desto weniger Porzellan wird zusätzlich zerschlagen. Köstner müsste wohl deutlich zurück stecken. Denn offensichtlich liegt seine Forderung (oder die seiner Berater?) oberhalb einer halben Million Euro, ansonsten könnte man davon ausgehen, dass sich beide Parteien längst geeinigt hätten. Fortuna hofft auf weitere Fehler von Köstner. Ein Trainingsstart am 16. Juni ohne Klärung der Situation wäre ein Auftakt mit schlechten Vorzeichen in eine Saison, an deren Ende die Rückkehr in die Bundesliga stehen soll.