Fortunas Kapitän redet Klartext

Andreas Lambertz über die Lage der Fortuna, die Fehler der Hinserie und die Aussichten für den Rest der Saison.

Foto: Christof Wolff

La Manga. Der Kapitän sitzt entspannt auf einem Sofa. Andreas „Lumpi“ Lambertz macht im Mannschaftshotel einen aufgeräumten Eindruck. Es scheint, als habe er das vielleicht schwierigste Jahr seiner Fortuna-Zeit gut verarbeitet. Auch, dass er vom absoluten Liebling der Fans bei einigen zum Sündenbock für die Krise wurde, kann dem 29-Jährigen nichts anhaben. „Ich versuche, das nicht an mich heranzulassen.“ Andererseits könne er aber auch verstehen, wenn die Fans vielleicht sauer auf ihn sind: „Ich bin ja als Kapitän nach dem Trainer und dem Sportvorstand der Dritte, der den Kopf hinhalten muss. Deswegen versuche ich ja auch mit den älteren Spielern zusammen die Verantwortung zu übernehmen“, sagt Lambertz.

Dass er zunächst wegen Magenproblemen in Kaiserslautern und dann auch in den folgenden Spielen unter Interimstrainer Oliver Reck nur auf der Bank saß, lässt ihn zwar nicht kalt, aber es ficht ihn auch nicht an. „Wenn man mir das offen und ehrlich erklärt, ist das für mich auch kein Problem. Und so hat Oli Reck das mit mir gemacht.“

Tag 2 im Fortuna-Trainingslager
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Lambertz’ Blick ist fest, geradeaus. Ganz anders, als zu Krisenzeiten, als der Kapitän vor Mikrofonen ständig Antworten geben musste, die er nicht hatte. „Die Leistungen in der Hinrunde waren mir teilweise unerklärlich. Es hat einfach das Selbstbewusstsein gefehlt, das Erfolgserlebnis.“ Das kratze eben irgendwann am Ego. „Früher hätten wir nach einem Rückstand gesagt: Egal, das Ding biegen wir sowieso noch um. Und dann gelingt es dir plötzlich nicht mehr, Fehler wiedergutzumachen.“ Deswegen war es in den Augen von Fortunas Spielführer sehr wichtig, die drei Spiele vor der Winterpause — mit Ausnahme des Derby-Ergebnisses gegen Köln — positiv zu gestalten. „Wir hätten uns vielleicht schon früher in der Saison darauf besinnen sollen, was uns schon immer stark gemacht hat“, sagt der zweifache Vater und meint Kampf, Kontern und Kaltschnäuzigkeit.

Ob Lambertz auch unter dem neuen Trainer Lorenz-Günther Köstner die Kapitänsbinde behält, ist noch nicht geklärt. „Darüber gab es noch kein Gespräch.“ Köstner hat beim Mittelfeldmann, der seit 11 Jahren das Fortuna-Trikot trägt, aber schon Eindruck hinterlassen: „Er versucht, uns Schönspielerei und schludrige Pässe auszutreiben. Er fährt eine klare Linie, wir müssen jetzt möglichst schnell umsetzen, was er vorhat.“ Und das ist laut Lambertz: „Hinten bombensicher stehen, dann klappt es auch vorne.“

Klappen soll es auch mit einer Vertragsverlängerung des Spielführers. Sein Kontrakt endet am Saisonende. Auf die Frage, welche Pläne er habe, wird Lambertz zum „Lumpi“: „Wenn wir wieder in die Spur kommen, wird sich das von alleine erledigen“, sagt er schelmisch grinsend. Und taucht dann irgendwo im Gewusel der Hotel-Lobby ab.