WZ-Exklusivinterview nach der Vertragsverlängerung Friedhelm Funkel: „Ich freue mich jeden Morgen zur Arbeit zu kommen“

Fußball-Zweitligist Fortuna Düsseldorf und der 62 Jahre alte Trainer haben sich auf eine vorzeitige Vertragsverlängerung geeinigt.

Friedhelm Funkel ist zufrieden mit der Entwicklung seiner Mannschaft.

Foto: Axel Heimken

Düsseldorf. Fortuna Düsseldorf und Friedhelm Funkel setzen ihre Zusammenarbeit bis zum 30. Juni 2018 fort. Der Fußball-Zweitligist und der 62 Jahre alte Trainer verlängerten den Kontrakt vorzeitig um ein Jahr. „Die Erfahrung, die Friedhelm Funkel besitzt, hat im Bundesliga-Geschäft kein anderer Trainer. Er besitzt zudem eine Fähigkeit, die keiner in einem Trainer-Lehrgang erlernen kann. Und das ist, die richtige Aufstellung zu wählen, den richtigen Spieler auf die richtige Position zu stellen“, sagt Sportvorstand Erich Rutemöller. Im WZ-Interview spricht Funkel über Spaß an seiner Arbeit und den Entwicklungsstand seiner Mannschaft.

Herr Funkel, war Ihre Vertragsverlängerung nach dem Verlauf der vergangenen Monate eine logische Konsequenz?

Friedhelm Funkel: Eigentlich schon. Wir arbeiten seit dem ersten Tag an sehr vertrauensvoll miteinander. Gerade Robert Schäfer als Vorstandsvorsitzender und ich. Mit Uwe Klein, Goran Vucic, Robert Palikuca und natürlich Erich Rutemöller passt es ebenso wie mit dem Mitarbeiterstab, der in der Kabine dabei ist. Ich freue mich jeden Morgen, wenn ich zur Arbeit komme. Das hatte ich nicht immer. Die Konstellation in diesem Club passt einfach, sonst hätte ich vielleicht gar nicht mehr als Trainer gearbeitet. Die Arbeit bei der Fortuna hat in mir etwas ausgelöst. Ich habe gemerkt, dass ich zuvor einige Dinge vermisst habe, als ich pausiert habe.

Viele sehen erfahrene Trainer im Umgang mit jungen Spielern oft kritisch. Das scheint bei Ihnen aber kein Problem zu sein. . .

Funkel: Das ist für mich ein Klischee. Ich muss ja nicht alles gut finden, was junge Spieler heutzutage so machen. Aber ich akzeptiere es. Ich verbiete weder den Umgang mit dem Smartphone noch die laute Musik in der Kabine. Einmal pro Woche kann ich das ertragen. Dann sitze ich meistens in meinem Trainerzimmer und bekomme nicht viel davon mit. Ich war nie autoritär als Trainer, hatte aber solche zu meiner aktiven Zeit. Das wollte ich immer anders machen. Daher denke ich, dass ich die Sprache der Spieler immer noch spreche. Wenn ich das Gefühl habe, dass ein Profi nicht alles gibt oder nicht aus Fehlern lernt, dann werde ich mal ungeduldig. Aber ich schreie niemanden an.

Überrascht es Sie selbst, wie weit Ihre Mannschaft zum gegenwärtigen Zeitpunkt bereits ist?

Funkel: Ja. Wenn du im Fußball positive Überraschungen erlebst, ist das nie schlecht. Und das ist eine positive Überraschung. Die Mannschaft hat sich relativ schnell gefunden. Sie setzt das um, was wir gemeinschaftlich im Trainerteam bereits in der Vorbereitung angesprochen haben. Das 1:6 im Pokalspiel in Hannover oder das 0:3 gegen Dresden ändern daran nichts. Für diese Ergebnisse gab es Gründe. Bis zum heutigen Tag musste ich mich fast nie über irgendetwas richtig ärgern. Das

Zusammenspiel zwischen der Mannschaft und Ihnen scheint demnach optimal zu sein...

Funkel: Das ist so, wie du es dir als Trainer wünschst. Es fallen intern auch kritische Worte, zum Beispiel, wenn ich in bestimmten Phasen mal mit einem Spieler unzufrieden bin. Aber das bleibt unter uns. Von mir hört in der Öffentlichkeit sowieso niemand etwas Negatives über meine Spieler. Das habe ich in 23 Jahren im Trainergeschäft fast immer so einhalten können. Und das erwarte ich auch von meinen Spielern in der Zusammenarbeit. Mit dieser Mannschaft ist das relativ leicht. Natürlich ist der Ton manchmal rauer, aber das muss auch mal sein. Da ist hinterher niemand beleidigt.

Inwiefern hilft die aktuelle Ruhe im gesamten Verein? Die Mannschaft hat mit ihren Erfolgen ja dazu beigetragen.

Funkel: Die Ruhe ist für alle Entwicklungsprozesse bei uns förderlich. Wenn Kritik aufkommt, wie das nach den ein oder zwei schlechteren Spielen vereinzelt der Fall war, dann stelle ich mich vor meine Spieler. Vor allem, wenn es persönlich wird. Mit der Ruhe gelingt es uns, das Vertrauen der Fans zurückzugewinnen. Wir stehen klar für unser Konzept mit Verjüngung und Identifikation. Das Ganze muss noch mehr wachsen und fester werden. Der aktuelle sportliche Erfolg hilft uns dabei natürlich weiter.

Trotz vieler Verletzter in der ersten Saisonphase steht das Team sportlich gut da. Wie ist das gelungen?

Funkel: Dass die Mannschaft dies so gut kompensiert hat, lag mit daran, dass wir am Ende der Transferperiode lange gewartet haben, um mit Rouwen Hennings und Kaan Ayhan zwei gestandene Spieler zu holen. Diese Transfers waren auch aufgrund der Situation mit den vielen Verletzten elementar wichtig. Jetzt ist es natürlich schade, dass manch einer draußen sitzt, weil ich nur zehn Feldspieler aufbieten kann. Das zeigt aber, dass wir in der Breite ordentlich besetzt sind. Sonst hätten wir das nicht so ausgleichen können.

Funkel: Grundsätzlich immer alle. Speziell bei der Aggressivität und dem Spiel gegen den Ball müssen wir noch zulegen. Das benötigt aber eben Zeit, manchmal Monate. Gleiches gilt für die Standardsituationen, auch wenn wir dabei schon ein paar Mal erfolgreich waren.

Funkel: Als Spieler war das der Fall. 1983 bin ich aus Kaiserslautern weggegangen. Dietrich Weise hat mir gesagt, dass er trotz zwei Jahren Vertragslaufzeit nicht mehr auf mich setzt. Da bin ich erstmal zusammengesackt. Ich bin damals dann zurück nach Uerdingen und nicht nach Düsseldorf gegangen. Ich hätte zur Fortuna gehen können, habe aber den vielleicht leichteren Weg gewählt. Als Trainer gab es nie Kontakt, bis die Anfrage des Vereins in diesem Jahr kam. Ich bin froh und der Fortuna dankbar, dass es am Ende jetzt nochmal geklappt hat.