Fortuna Düsseldorf Fünf Fragen zu Fortunas Führungskrise

Sportlich läuft bereits seit Monaten nichts beim Fußball-Zweitligisten zusammen. Nun kriselt es auch heftig in Aufsichtsrat und Vorstand.

Foto: Wolff

Düsseldorf. Eigentlich wollten die Zweitliga-Fußballer der Fortuna die Länderspielpause nutzen, um neuen Mut für den Abstiegskampf zu schöpfen. Doch seit der Trennung von Vorstandschef Dirk Kall brennt der rot-weiße Baum. Was sind die Gründe für die Krise? Wie geht es weiter?

Durchwachsen. Wirtschaftlich hat er sich nichts vorzuwerfen. Die Zahlen (Kontostand, Dauerkarten, Mitglieder, Sponsoren) sind stabil, der Club ist gesund. Zudem hat er lange vernachlässigte Umstrukturierungen angeschoben. Sportlich ist die Bilanz aber miserabel. Bereits als Aufsichtsratchef verpasste er es, Jörg Schmadtke zu holen. Als Vorstand hielt er zu lange an Manager Helmut Schulte fest, dann holte er den bislang erfolglosen Rachid Azzouzi. Bei den Trainern gelang ihm ebenfalls nichts: Nach der Posse um den krankgeschriebenen Lorenz-Günter Köstner ließ er sich von der Masse treiben und setzte auf Oliver Reck. Als er den rauswarf, installierte er Taskin Aksoy, den er mit der Ansage, dieser habe keine Zukunft, sofort schwächte. Das Team stürzte ab. Im Sommer holte er Frank Kramer, der ebenfalls meilenweit vom Umschwung entfernt ist.

Zum einen an sich selbst. Fans und Mitglieder wurden mit Kalls Art nie warm. Er kommt nett rüber, aber nicht herzlich. Für die emotionale Fortuna war er der falsche Mann. Kall hatte kein Interesse an Machtspielchen, die sein Widersacher Paul Jäger nach jahrelangem Training perfekt beherrscht. Zudem schaffte er es nicht, seine Erfolge in der Öffentlichkeit zu verkaufen. Stattdessen sprach alle Welt über Personalentscheidungen wie den Abgang von Andreas Lambertz. Zudem hatte er nach der sportlichen Krise und öffentlichen Meinungsverschiedenheiten mit den Fans keine Mehrheit mehr im Aufsichtsrat.

Früher gab es mal fünf, aktuell gibt es nur noch zwei Mitglieder: Finanzmann Paul Jäger übernimmt kommissarisch den Vorsitz, Sven Mühlenbeck kümmert sich weiter im Hintergrund um Organisation und Spielbetrieb. Jäger ist der neue starke Mann. Aber wie lange? Der Aufsichtsrat will einen neuen Chef bestimmen, sich aber Zeit lassen. Was umso kurioser wirkt, wenn man bedenkt, dass Kall bereits im Mai gehen sollte. Alles spricht für einen neuen Chef von außen. Jäger, der nun den Versöhner spielt, würde den Posten zwar gern dauerhaft übernehmen, danach sieht es aber nicht aus.

Der gibt seit Langem kein gutes Bild ab. Innerhalb des Gremiums gibt es verschiedene Lager und Machtspielchen, ständig schaltet sich jemand ins Tagesgeschäft ein und schwächt damit den Vorstand. Zudem mangelt es — wie auch im Vorstand — an sportlichem Sachverstand. Einen Ex-Trainer oder -Spieler sucht man vergebens.

Beide waren Kalls Männer, beide enttäuschen bislang. Theoretisch könnten Jäger und Mühlenbeck nun allein entscheiden, wie es weitergeht. Der Vorstand sei „nicht handlungsunfähig“, sagt Jäger. Ob sie sich das trauen, steht auf einem anderen Blatt. Aber eine grundsätzliche Entscheidung, ob es mit oder ohne Kramer weitergeht, muss schnell her. Der Fortuna läuft im Abstiegskampf die Zeit davon.