Kommentar Dirk Kall hat Fortuna gelebt — von morgens bis abends
Der Ex-Vorstand hat es nur versäumt, die guten Dinge besser zu kommunizieren.
Dirk Kall hat letztlich einen würdigen Abgang gewählt. Auf die Mitgliederversammlung zu warten und sich den ebenso wütenden wie wohl teilweise unqualifizierten und aus der Luft gegriffenen Vorwürfen auszusetzen, hat sich der seit Montag nur noch ehemalige Vorstandsvorsitzende der Fortuna erspart. Das war er auch seiner Familie schuldig, die mitgelitten hat unter den Angriffen.
Bereits mit seiner Wahl war er als geldgierig gebrandmarkt worden. Obwohl es längst nötig war, einen hauptamtlichen Vereinsvorsitzenden zu installieren — bei mehr als 20 000 Mitgliedern, einem zweistelligen Millionen-Etat und unzähligen Entscheidungen, die jeden Tag getroffen werden müssen. Und trotz all der gegenteiligen Meinungen hat er die Fortuna in „seiner Ära“ gelebt — von früh morgens bis zur letzten Frage oder Info für Fans auf irgendwelchen Abendveranstaltungen.
Dirk Kall hat das Pech, dass sich weder der sportliche Erfolg in der Nach-Frymuth-Ära einstellen wollte, noch die Zusammenarbeit mit dem Aufsichtsrat passte, der sich viel zu oft ins operative Vereinsgeschäft eingeschaltet hat. Zudem hat er wohl auch auf die falschen Menschen gesetzt. Allerdings war ganz Fortuna gefeiert worden, als Helmut Schulte, Frank Kramer und Peter Herrmann (die beiden Letzteren von Kall) gewonnen werden konnten.
Tatsächlich vertraute der Vorstandsboss den noch von seinen Vorgängern im Vorstand installierten Manager Schulte zu lange. Was allerdings in sozialen Medien gegen ihn vorgebracht wurde oder im Aufsichtsrat an Vorwürfen und Verleumdungen geäußert wurde, ist einem Verein wie Fortuna Düsseldorf nicht würdig. Viele wissen überhaupt nicht genau, wovon sie da schreiben und sprechen.
Ja, Dirk Kall hat Fehler gemacht. Vor allem hat er das, was er an guten Dingen gemacht hat, nicht laut genug an die Öffentlichkeit gebracht. Die Außendarstellung war nicht gerade ideal. Äußerungen von Mitarbeitern und seinen Kollegen im Vorstand zeigen aber, dass er Vieles bei der Fortuna angestoßen und auf den Weg gebracht hat, was längst nötig und zuvor immer wieder aufgeschoben worden war. Kall packte unangenehme Themen an und wurde deswegen beschimpft. Meist als einziger, obwohl der komplette Vorstand hinter den Entscheidungen stand. Die normale Beendigung von Dienstverhältnissen wurde ihm als Rauswurf von verdienten Mitarbeitern vorgeworfen. Dabei hat die Fortuna bis heute zu viele personelle Altlasten.
Das größte Problem ist aber die Zukunft der Fortuna. Erstens muss nun ein Nachfolger gefunden werden, der von allen Seiten das Vertrauen bekommt. Zweitens müssen im Aufsichtsrat irgendwann Leute sitzen, die sich im Fußball-Geschäft richtig auskennen — und nicht nur Leute, die den Verein angeblich von Geburt an lieben. Die vereinsschädigende Heuchelei auf allen Ebenen muss aufhören. Nur dann kann die Talfahrt der Fortuna gestoppt werden.